Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
Baby adoptieren«, füge ich hinzu, obwohl das unnötig scheint.
Stella notiert unsere Namen. Ich nenne mich Mrs. King, was sich nicht so seltsam anhört, wie es eigentlich sollte.
»Wir sind seit sechs Jahren verheiratet und versuchen seit fünf Jahren ein Baby zu bekommen.«
»Sie wollen also ein Kind adoptieren, weil Sie selbst keins bekommen können?«
Eine Fangfrage. »Ich komme aus einer großen Familie und habe mir immer gewünscht, selbst auch eine große Familie zu haben. Aber obwohl wir gern eigene Kinder wollen, haben wir auch über die Möglichkeit einer Adoption gesprochen.«
»Sind Sie bereit, ein älteres Kind anzunehmen?«
»Wir hätten gern ein Baby.«
»Nun, das mag schon sein, aber es gibt in diesem Land nur sehr wenig neugeborene Babys, die zur Adoption freigegeben werden. Die Warteliste ist sehr lang.«
»Wie lang?«
»Es kann bis zu fünf Jahre dauern.«
Dave bläst Luft aus seinen aufgeblähten Backen. Er macht das besser, als ich erwartet hatte. »Das lässt sich doch bestimmt irgendwie beschleunigen«, sagt er. »Ich meine, selbst die langsamsten Rädchen können geölt werden.«
An dieser Andeutung nimmt Stella offensichtlich Anstoß. »Mr. King, wir sind eine gemeinnützige Wohlfahrtsorganisation, für die dieselben Regeln gelten wie für staatliche Adoptionsstellen. Das Interesse des Kindes steht an erster und oberster Stelle. Mit Öl hat das gar nichts zu tun.«
»Selbstverständlich nicht. Ich wollte keineswegs andeuten …«
»Mein Mann arbeitet im Management«, erkläre ich zerknirscht. »Er glaubt, dass sich praktisch jedes Problem lösen lässt, indem man Personal oder mehr Geld reinbuttert.«
Sie nickt verständnisvoll und scheint zum ersten Mal meine Hautfarbe zu registrieren. »Wir können auch internationale Adoptionen arrangieren, aber Kinder vom Subkontinent stehen nicht zu unserer Verfügung. Die meisten Leute entscheiden sich dafür, Kinder aus Osteuropa zu adoptieren.«
»Wir sind nicht wählerisch«, sagt Dave und fügt, als ich ihn unter dem Tisch trete, hastig hinzu: »Das ist nicht entscheidend, meine ich. Es ist keine Frage der Rasse.«
Stella mustert ihn argwöhnisch. »Es gibt viele schlechte Gründe für eine Adoption. Manche Leute versuchen ihre Ehe zu retten oder ein verstorbenes Kind zu ersetzen, oder sie wollen es als modisches Accessoire, weil alle ihre Freundinnen auch eins haben.«
»So sind wir nicht«, versichere ich.
»Gut. Nun, selbst bei einer länderübergreifenden Adoption ist das Verfahren genau das gleiche wie bei einer inländischen. Es umfasst eine gründliche medizinische Untersuchung, Besuche bei Ihnen zu Hause, Überprüfung Ihres Strafregisters und Gespräche mit Sozialarbeitern und Psychologen.«
Sie steht auf und öffnet einen Aktenschrank. Das Formular, das sie uns überreicht, ist dreißig Seiten lang.
»Ist Mr. Shawcroft vielleicht heute da?«
»Kennen Sie ihn?«
»Nur durch Empfehlung. So habe ich auch von dem Zentrum hier erfahren – durch eine Freundin.«
»Und wie heißt Ihre Freundin?«
»Cate Beaumont.«
An ihrer Reaktion kann ich nicht erkennen, ob sie den Namen schon einmal gehört hat.
»Mr. Shawcroft ist normalerweise sehr beschäftigt mit dem Einwerben von Spenden und Sponsorengeldern, aber Sie haben Glück: Er ist heute tatsächlich hier. Vielleicht hat er ja ein paar Minuten Zeit für Sie.«
Sie entschuldigt sich, und man hört sie die Treppe hinaufgehen.
»Was denkst du?«, flüstert Dave.
»Halt die Tür im Auge.« Ich gehe um den Schreibtisch und ziehe eine Schublade des Aktenschrankes auf.
»Das ist eine illegale Durchsuchung.«
»Halt einfach die Tür im Auge.«
Ich gleite mit den Fingern über die Akten. Offenbar gibt es für jede Adoptivfamilie einen Hängeordner, ich finde jedoch weder »Beaumont« noch »Elliot«. Manche Aktenmappen sind mit einem farbigen Sticker markiert. Auf den ersten Blick vermute ich, dass es sich um Kinder handelt, aber das Alter stimmt nicht. Es sind junge Frauen.
Ein Name springt mir ins Auge. Carla Donavon. Donavons jüngere Schwester. Seine schwangere Schwester. Ein Zufall? Wohl kaum.
»Diese Akten sind vertraulich.« Die körperlose Stimme lässt mich zusammenfahren.
Ich sehe Dave an, doch der schüttelt den Kopf. Auf dem Tisch steht eine Gegensprechanlage. Ich suche die Decke ab und entdecke die kleine Sicherheitskamera in der Ecke. Das hätte mir vorher auffallen müssen.
»Wenn Sie etwas wissen möchten, sollten Sie fragen, Mrs. King«, sagt die
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