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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Stand. An dem Metallrahmen baumeln zahlreiche feine Ketten oder vielleicht auch Windspiele. Sie drehen sich wirbelnd in der leichten Brise und spiegeln das letzte Sonnenlicht. Darunter sind wahllos billige Radios, Digitaluhren und Lockenstäbe aus Korea aufgereiht.
    Carla sieht aus, als ob ihr kalt und langweilig wäre. Sie trägt rote Wollstrümpfe und einen Jeansminirock, der sich über ihren gerundeten Bauch spannt.
    Ich trete auf sie zu und schiebe meine Hand unter ihren Pullover, bis ich ihre warme Haut spüre.
    »Hey!«
    Ich ziehe die Hand weg, als hätte ich mich verbrannt. »Ich wollte bloß sichergehen.«
    »Sichergehen?«
    »Ist doch egal.«
    Carla sieht erst mich und dann Ruiz argwöhnisch an. Sie strahlt eine schwache, aber hochnervöse Schwingung aus, als würde irgendetwas in ihr lautlos, schnell und schrecklich rotieren.
    »Haben Sie ihn gesehen?«, fragt sie ängstlich.
    »Wen?«
    »Paul. Er ist seit zwei Tagen nicht nach Hause gekommen.«

    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Am Samstag. Er hat einen Anruf bekommen und ist weggegangen. «
    »Hat er gesagt, wohin?«
    »Nein. Aber er lässt mich nie so lange allein. Er ruft mich immer an.«
    Weibliche Intuition ist häufig ein Mythos. Manche Frauen halten sich bloß für besonders intuitiv. Ich weiß, dass ich meinen Schwestern damit in den Rücken falle, aber Geschlecht ist kein Faktor. Blutsbande hingegen schon. Familienmitglieder wissen, wenn irgendetwas nicht stimmt. Carlas Blicke zucken über die Menge, als würde sie ein Puzzle aus Menschen zusammensetzen.
    »Wann kommt das Kind zur Welt?«, frage ich.
    »Weihnachten.«
    »Was weißt du über das New Life Adoption Centre?«
    Ihr Mund scheint Worte zu formen, die auszusprechen ihr zu peinlich ist. Ich warte.
    »Ich weiß nicht, wie ich als Mutter bin. Paul meint, ich wäre bestimmt prima. Er sagt, ich hätte von einer der schlimmsten gelernt, deshalb würde ich die Fehler, die unsere Mum gemacht hat, nicht wiederholen.« Ihre Hände zittern. »Ich wollte es nicht abtreiben. Nicht aus religiösen Gründen oder so. Es war einfach mein Gefühl, verstehen Sie? Deshalb habe ich über eine Adoption nachgedacht.«
    »Du hast dich mit Julian Shawcroft getroffen?«
    »Er hat mir seine Hilfe angeboten. Er sagt, ich könnte ein Stipendium bekommen und so. Ich wollte immer Maskenbildnerin oder Visagistin werden. Er hat gesagt, dass er das arrangieren könnte.«
    »Wenn du das Baby abgibst?«
    »Nun ja, man kann ja schlecht beides tun, was? Man kann sich nicht um das Baby kümmern und Vollzeit arbeiten – nicht ohne Hilfe.«

    »Und wie hast du dich entschieden?«
    Sie zieht die Schultern hoch. »Ich überleg es mir ständig anders. Paul will, dass ich es behalte. Er sagt, dass er sich um uns alle kümmern wird.« Sie kaut an einem rot lackierten Fingernagel.
    Ein Teenager mit Bürstenschnitt bleibt stehen und nimmt ein Transistor-Radio in Form einer Cola-Dose in die Hand.
    »Reine Geldverschwendung – das Zeug ist Ramsch«, sagt Carla. Der Jugendliche sieht sie leicht gekränkt, dann aber doch recht dankbar an.
    »Wie hast du vom New Life Adoption Centre erfahren?«
    »Eine Freundin hat Paul davon erzählt.«
    »Wer?«
    Sie zuckt mit den Schultern.
    Ihre lila geschminkten Lider zittern. Sie hat nicht genug Willen, mich anzulügen. Sie weiß nicht, wozu. Ich blicke über ihren Kopf auf die Perlen und Federn.
    So ein Mobile habe ich schon einmal gesehen – in Cates Haus im Kinderzimmer. Es hing über der neuen Wiege.
    »Was ist das?«, frage ich.
    Carla nimmt eins der Gehänge von der Plane, lässt es an ihrem Finger baumeln und sieht mich durch einen Holzring an, an dem Perlen und Federn hängen.
    »Das ist ein Traumfänger«, erklärt sie. »Die Indianer glauben, dass die Luft nachts voller Träume ist, guten und schlechten. Deshalb hängen sie Traumfänger über das Bett eines Kindes, damit er die schlechten Träume fangen kann, wenn sie vorbeifliegen. Die guten Träume wissen, wie man durch die Löcher schlüpft, gleiten an den weichen Federn hinab und landen sanft auf dem Kopf des Kindes. Aber die bösen Träume verheddern sich im Netz und verschwinden, wenn die Sonne aufgeht.«
    Sie bläst sanft dagegen, sodass die Federn auf und ab und im Kreis wirbeln.
    Donavon ist nicht zu der Ehemaligenfeier gegangen, um seinen
Frieden mit Cate zu machen. Er hatte sie schon vorher getroffen. Er hat ihr einen Traumfänger geschenkt oder verkauft.
    »Wie gut kannte dein Bruder Cate Beaumont?«
    Carla zuckt die

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