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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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hatte. Was sah sie in ihm? War es Liebe? Ich konnte sie nie fragen.
    Es heißt, die Zeit sei eine große Heilerin und eine lausige Kosmetikerin, aber meine Wunden hat sie nicht geschlossen. Ich bedeckte sie mit Reue und Verlegenheit wie mit Schichten von Make-up. Wunden wie meine verheilen nicht. Die Narben werden nur dicker und dauerhafter.
    Die Vorhänge bauschen sich, atmen ein und aus wie eine Lunge, die rastlos Luft einsaugt. An ihren Rändern fällt Licht ins Zimmer. Ein neuer Tag.
    Ich muss eingedöst sein. Ich schlafe nur noch selten tief und fest. Nicht wie als Kind, als die Welt noch ein Geheimnis war. Jetzt wache ich beim kleinsten Geräusch und der geringsten Bewegung auf. Die Narben an meinem Rücken bedeuten mir pochend, dass ich aufstehen und mich gründlich ausstrecken soll.
    Ruiz liegt im Halbdunkel auf dem Bett, gefangen zwischen Drähten, Schläuchen und Maschinen. Eine Maske versorgt ihn mit Sauerstoff. Vor drei Stunden haben Chirurgen einen Schlauch in seine Brust eingeführt und seinen linken Lungenflügel wieder aufgeblasen. Sie haben seinen Arm genäht und dabei seine zahlreichen Narben kommentiert.
    Mein Ohr ist mit einem Klebeverband bandagiert. Ein Coolpack ist an meiner Wange geschmolzen, die Schwellung abgeklungen. Es wird einen hässlichen Bluterguss geben, aber wenn ich mein Haar offen trage, kann ich das Schlimmste kaschieren.
    Die Ärzte und Schwestern waren sehr nett. Sie wollten, dass ich gestern Nacht das Zimmer des DI verlasse. Ich habe diskutiert und gebettelt. Ich meine mich zu erinnern, dass ich mich auf den Linoleumboden gelegt und sie aufgefordert habe, mich hinauszutragen. Sie haben mich bleiben lassen.
    Ich fühle mich benommen. Verwirrt. Das ist alles meine Schuld. Ich schließe die Augen und lausche auf seinen Atem.
Irgendjemand hat ein Tablett mit einem Glas Orangensaft gebracht, und es gibt auch Zwieback, aber ich habe keinen Hunger.
    Es geht also um ein Baby. Um zwei Babys. Cate Beaumont hat erfolglos versucht, mittels künstlicher Befruchtung schwanger zu werden. Dann hat sie jemanden getroffen, der sie davon überzeugt hat, dass für 80000 Pfund eine andere Frau ein Kind austragen könnte. Und nicht bloß irgendein Kind. Ihren eigenen genetischen Nachwuchs.
    Sie reiste nach Amsterdam, wo die beiden befruchteten Eizellen in die Gebärmutter eines afghanischen Teenagers gepflanzt wurden, die Menschenschmugglern Geld schuldete. Beide Embryonen begannen zu wachsen.
    Derweil verkündete Cate in London, sie sei »schwanger«. Freunde und Verwandte feierten die Nachricht. Sie begann ein ausgeklügeltes Täuschungsmanöver, das sie neun Monate lang durchhalten musste. Was ist schiefgelaufen? Cates – falsche – Ultraschallbilder zeigten nur ein Baby. Sie erwartete keine Zwillinge.
    Irgendjemand muss die In-vitro-Fertilisation durchgeführt haben. Sie brauchte Ärzte. Spezialisten. Hebammen. Helfer.
    Eine Krankenschwester erscheint in der Tür, ein Engel in nicht ganz Weiß. Ein Kommissar will mich befragen.
    »Er wird noch nicht aufwachen«, flüstert sie mit einem Blick auf Ruiz. »Ich behalte ihn im Auge.«
    Ein Beamter der lokalen Polizei hat die ganze Nacht vor dem Zimmer gesessen. Er sieht sehr schick aus in seiner dunkelblauen Hose, dem hellblauen Hemd und dem Jackett. Jetzt spricht er mit einem älteren Kollegen. Ich warte, bis sie fertig sind.
    Der ältere Kommissar stellt sich mit dem Namen Spijker vor, was aus seinem Mund wie eine Bestrafung klingt. Einen Vornamen nennt er nicht. Vielleicht hat er nur den einen Namen. Er ist groß und dünn mit schmalem Gesicht und schütterem Haar. Er sieht mich aus wässrigen Augen an, als würde er
schon jetzt allergisch auf das reagieren, was ich vielleicht sagen könnte.
    Wenn er spricht, tanzt ein kleines Muttermal auf seiner Oberlippe auf und ab. »Ihr Freund wird sich wieder erholen, denke ich.«
    » Ja, Sir.«
    »Ich muss mit ihm sprechen, wenn er aufwacht.«
    Ich nicke.
    Wir gehen zur Patienten-Cafeteria, die viel schicker ist als alles, was ich je in einem britischen Krankenhaus gesehen habe. Eier, kalter Braten und Käse sind in Scheiben auf einer Platte ausgelegt, daneben steht ein kleiner Korb mit Brötchen. Der Kommissar wartet, bis ich mich gesetzt habe, zückt seinen Füller und legt ihn auf einen großen weißen Schreibblock. Jede kleine Geste hat ihren Sinn.
    Spijker erklärt, dass er für das Dezernat für Jugend und Sitte arbeitet, was unter normalen Umständen wie eine seltsame Kombination klingen würde,

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