Todeskind: Thriller (German Edition)
Hände auf den Rücken gefesselt hatte, hinein und schlossen die Tür.
Hal war von durchschnittlicher Größe und hatte eine leicht krumme Nase, als hätte er in seiner Jugend einen Kampf zu viel geboxt. Im Augenblick wirkte er, als habe er nichts dagegen, sich mit den FBI-Leuten zu messen, denn seine übliche Gelassenheit war verschwunden, und statt des charmanten Lächelns lag ein finsterer Ausdruck auf seinem Gesicht.
Als Daphne aus dem Auto stieg, wurde seine Miene sofort milder. »Können wir ihm die Handschellen wieder abnehmen?«
Coppola tat es.
Hal rieb sich die Handgelenke. »Dein Personenschutz, wie ich annehme?«, fragte er und beäugte die beiden Agents abschätzend. Schließlich nickte er einmal kurz. »Offenbar verstehen sie ihr Geschäft.«
»Es tut mir leid, Hal«, sagte sie. Ihre Stimme klang unerwartet brüchig. »Es war ein schlimmer Tag.«
Er zog sie in eine kurze, feste Umarmung, dann ließ er sie wieder los und tippte ihr unters Kinn, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Seine Hände rochen nach Zitronenöl; wahrscheinlich war er direkt vom Boot gekommen. Oder von dem, was einmal ein Boot werden sollte. Er arbeitete seit Jahren daran und hatte schon lange vor ihrer Scheidung damit angefangen. Wann immer sie Zitronenöl roch, musste sie an Hal denken.
»Ich wollte mich vergewissern, dass du noch ganz bist«, brummte er. »Hab die Schießerei im Fernsehen gesehen. Live. Ich hatte einen Höllenbammel.«
»Alles in Ordnung mit mir.« Sie nahm seine Hände und umklammerte sie. Hal war ihr ältester Freund. Er war das erste lächelnde Gesicht gewesen, das sie in der fremden, elitären Welt der Elkharts gesehen hatte, und er war einer der Ersten gewesen, die Ford im Arm gehalten hatten, als er gerade erst ein paar Minuten alt gewesen war. Hal hatte ungeheuer viele wichtige Ereignisse in ihrem und Fords Leben miterlebt, und es brach ihr fast das Herz, ihm die schreckliche Nachricht überbringen zu müssen.
Sie holte tief Luft. »Hal … Ford wird vermisst. Er ist entführt worden.«
Er schluckte. »Ich weiß. Deine Mutter hat mich schon angerufen. Wie kann ich helfen?«
»Im Moment gar nicht. Das FBI ist dran.«
»Gibt es eine Spur?«
»Nicht wirklich.« Sie schloss die Augen und kämpfte erneut gegen die Tränen an. Ich glaube daran.
»Soll ich Travis anrufen?«
Daphne schlug die Augen wieder auf und spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. »Nein. Das habe ich schon getan.«
Seine Miene verfinsterte sich. »Und er hat dir die Schuld gegeben, nicht wahr? Dieser Schweinehund.«
»Das ist nichts, womit ich nicht umgehen kann.«
Er betrachtete sie eingehend. »Ich sehe die Kopfschmerzen in deinen Augen. Leg dich etwas hin. Wir sehen uns nachher.«
»Ich versuch’s.« Sie zog die Brauen zusammen und musterte ihn ihrerseits. »Und in deinen Augen sehe ich Wut. Versprich mir, dass du Travis in Ruhe lässt.«
Er lächelte, doch sein Lächeln war grimmig. »Ich verspreche dir, dass ich ihn verprügele.«
»Hal, bitte. Mach es nicht noch schlimmer. Ich brauche kein weiteres Theater mit den Elkharts. Und du weißt, dass Nadine ein schwaches Herz hat.«
»Sie hat ein Herz? Tatsächlich?«, fragte er trocken. »Keine Sorge. Ich mache keinen Ärger, versprochen.« Er küsste sie auf die Stirn. »Sieh zu, dass du etwas Schlaf kriegst. Und ruf mich, wenn du mich brauchst.«
»Mach ich bestimmt. Danke.« Als die Tür sich schloss, fiel Daphne in sich zusammen. »Mach nur keine Dummheiten«, murmelte sie.
»Anscheinend hegt er keine großen Sympathien für Ihren Ex«, stellte Agent Coppola fest.
»Nein. Hal hat seine Sicherheitsmannschaft damals sehr gewissenhaft geführt und Travis als Chef Respekt entgegengebracht, aber er hält nicht viel von ihm als Mensch. Ursprünglich sind sie freundlich miteinander umgegangen, doch vor ein paar Jahren muss etwas vorgefallen sein. Ich weiß nicht, was, aber es hat mindestens fünf Jahre geschwärt. Ich hoffe nur, Hal schlägt ihn nicht noch einmal.«
Hector blickte sie überrascht an. »Er hat seinen Chef geschlagen?«
»Später. Als Travis und ich gerade in der Scheidung steckten. Ich glaube, Hal hatte schon gekündigt. Vielleicht war es auch kurz vorher.« Sie kniff die Augen zusammen und rieb sich den Kopf. »Ich fürchte, ich muss mich hinlegen. Ich kriege wirklich Kopfschmerzen.« An der Tür blieb sie stehen. »Ich habe einen großen Hund. Am besten gehe ich zuerst rein.«
»Der Hund ist kein Problem mehr«, sagte Hector. »Ihre Mutter
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