Todesküsse
ihn beherrschte.
Ich glaubte daran, daß der Spiegel von der Sphinx beherrscht wurde. Sie benutzt ihn, um ihre Reisen zwischen den Zeiten durchzuführen. Sie hatte ihn manipuliert.
Im Moment ließ man mich und meine Leidensgenossen in Ruhe, so daß ich darüber nachdenken konnte, weshalb man sie in diese mißliche Lage gebracht hatte.
Sie mußten der Sphinx ebenfalls feindlich gesonnen sein und jetzt ihre Rache zu spüren bekommen.
Für mich stand auch fest, daß ich eine Zeitreise hinter mich gebracht hatte. Nur — wo hatte man mich hingeschafft? Ins alte Griechenland?
Nein, daran wollte ich nicht glauben. Es gab eigentlich nur eine logische Erklärung, sofern ich hier überhaupt von Logik reden konnte. Atlantis!
Das war die Lösung. Ich mußte mich in dem längst versunkenen Land Atlantis befinden, was mich nicht einmal erschreckte, weil ich diesem Kontinent nicht zum erstenmal einen Besuch abstattete. Persönlich hatte ich den Untergang miterlebt und auch die große Niederlage des Schwarzen Tods. Aber das lag lange zurück. Zudem kannte ich nur einen kleinen Teil dieses gewaltigen Kontinents.
Atlantis war etwas Besonderes und manchmal nicht Faßbares. Es barg zahlreiche Geheimnisse. Hier war vieles entstanden, aber auch noch Älteres übernommen worden. Seine Magie konnte man als unerschöpflich bezeichnen. Die Menschen, ob gut oder böse, die hier lebten, hatten anders gedacht. Sie erinnerten sich an noch ältere Zeiten, wo fremde Götter den Kontinent besucht und ihre Spuren hinterlassen hatten.
Einige meiner Freunde stammten aus Atlantis.
Kara und Myxin…
Sie hatten mir oft zur Seite gestanden, weil sie sich in ihrer Heimat auskannten. Nun aber war ich allein — und gefesselt. Man hatte mir meine Waffe gelassen. Nur konnte ich mein Kreuz leider nicht einsetzen. Es war später entstanden. An eine atlantische Magie hatte sein Erschaffer, der Prophet Hesekiel, nicht gedacht. Bei Dimensionssprüngen wird die Zeit zu einer nicht mehr beachtenswerten Größe. Ob Tag oder Nacht, Sommer und Winter, sie spielten einfach keine Rolle mehr. Als Gefangener aus einer anderen Welt mußte man sich auf seine momentane Situation konzentrieren. Das tat auch ich.
Schon seit einiger Zeit hatte ich versucht, die Stricke zu lockern. Es war mir nicht gelungen, obwohl mir die Säule hinter mir glatt vorkam und ich mich auch etwas bewegen konnte, hatte ich den Druck nicht lockern können.
Ich ließ es auch bleiben, weil andere Vorgänge meine Aufmerksamkeit erforderten.
Der runde Spiegel am Fuß der Ränge veränderte sich!
Ich sah sehr deutlich, daß der Kreis an Helligkeit zunahm. Dennoch glänzte die Fläche nicht stärker als zuvor. Dafür gelang es mir, in die liefe zu schauen, denn dort tat sich etwas.
Grenzen besaß die Tiefe nicht. Sie war unauslotbar, wie der Schachteines Vulkans, nur nicht so dunkel oder schwarz. Grau und sich von der Schwärze abhebend waren die Gegenstände, die sich aus der Tiefe hervorschoben und allmählich der Oberfläche entgegenstiegen.
Schatten…
Sie sahen aus wie lange Schlieren, erinnerten mich an die Gegenstände im Würfel des Unheils, die ich als Energie-und Gedankenträger bezeichnete.
Sie hatten sich irgendwo gebildet oder waren aus einer anderen Dimension erschienen, um die Fläche des Spiegels als Einstieg in diese Welt zu benutzen.
Möglicherweise war ich auf dem gleichen Weg nach Atlantis »transportiert« worden.
Die Schatten behielten ihre längliche Form bei. An gestreckte Gummipuppen erinnerten sie mich. Sie waren zudem so schmal, daß mehrere von ihnen nebeneinander in die Höhe steigen konnten, ohne sich zu berühren.
Und sie blieben nicht nur Schatten. Ihre Umrisse verdichteten sich, sie zogen sich regelrecht zusammen, sie bekamen einen kompakteren Umfang, Schultern, Arme, Beine, so daß ich endlich sah, um wen es sich tatsächlich bei ihnen handelte.
Um Menschen!
Wie Schwimmer glitten sie der Oberfläche des Spiegels entgegen, ohne dabei ihre Arme oder Beine bewegen zu müssen. Da war eine Kraft vorhanden, die sie immer weiter schob, wobei die Personen sich anstießen oder festhielten.
Lange Haare wellten und wallten bei diesen schraubenartigen Bewegungen. Es waren keine Männer, die ihre Haare so lang trugen. Ich aber wußte, wen ich vor mir hatte.
Frauen!
Und zwar die Frauen, die mich in der Garage überfallen hatten. Die Dienerinnen der Sphinx!
Wie hätte es auch anders sein können? Ich atmete pfeifend aus. Meine Kehle war rauh geworden. Ich mußte
Weitere Kostenlose Bücher