Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesküsse

Todesküsse

Titel: Todesküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mehr.
    Mit keinem Anzeichen gab die Sphinx zu verstehen, was sie vorhatte. Urplötzlich setzte sie sich in Bewegung. Sie ging auch nicht vor, sondern landete mit einem kräftigen Sprung auf der fünften Reihe von unten, blieb dort für einen Moment stehen, als müßte sie sich erst noch konzentrieren, und ging dann erst langsam weiter.
    Ihr Ziel war ich!
    Langsam stieg sie mir entgegen. Sie wußte, daß es nur einen Siegergeben konnte, und dies wiederum gab ihr die entsprechende Sicherheit. Mit gar nicht mal schnellen Schritten überwand sie die Distanz. Stufe für Stufe ließ sie hinter sich und wuchs vor meinen Augen zu einer großen, gewaltigen Bestie an.
    Die Löwin mit dem Frauenkopf!
    Es war schon unheimlich, so etwas zu sehen. Ein kaltes Gefühl überkam mich. Auf meinem Rücken lag jetzt die Gansehaut dicht wie ein dicker Schleier.
    Es war nicht der Anblick, der mich das Fürchten lehrte, vielmehr meine eigene Hilflosigkeit. Ich war an eine Säule gefesselt, konnte mich so gut wie nicht bewegen, und ein Prankenhieb würde reichen, um mich zu zerfetzen.
    Hilfe war von keiner Seite zu erwarten. Ich war diesen Fall allein angegangen und würde ihn auch allein durchstehen oder auch nicht. Die Helferinnen zeigten sich von den Aktivitäten ihrer Meisterin unberührt. Nur ihre Lippen leuchteten in einem blutigen, warnenden Rot. Mein Magen drückte hoch. Er preßte fast die Kehle zusammen. Ich hatte schon Mühe, normal zu atmen. Manchmal überkam mich auch ein gewisser Schwindel, aber ich riß mich zusammen und ließ das Wesen nicht aus den Augen.
    Die Hälfte der Strecke hatte Rowena de Largo bereits hinter sich gelassen. Böse Lichter tanzten in den Schächten der Pupillen, wie die Explosionen kleiner Wunderkerzen. Das Todesurteil war bereits versprochen, sie würde es mir nur noch erklären wollen. Mit einem letzten Sprung hatte sie auch die restlichen, trennenden Rangreihen hinter sich gelassen, blieb für einen Moment noch vor mir stehen, um sich dann niederzuhocken.
    Dies geschah mit sehr geschmeidigen Bewegungen, und sie ließ mich dabei auch nicht aus den Augen. Der Mund öffnete sich spaltbreit. Gleichzeitig zog er sich in die Breite, und Rowena de Largo deutete so ein kaltes, grausames Lächeln an.
    Sie hatte sich hingehockt. In dieser Haltung sah sie fast harmlos aus, trotzdem ließ ich mich nicht täuschen. Von einem Augenblick zum anderen konnte sie explodieren.
    Mensch und Löwin!
    Eine legendenhafte, fürchterliche Mischung. Etwas, das die Nachwelt nur aus Sagen und Erzählungen kannte. Ein Mythos, der die Zeiten überdauert hatte.
    Ich erlebte ihn als Tatsache!
    Sie sprach mich an. Es war ihre Stimme. Wenn ich die Augen schloß und mir vorstellte, bei Harrod's zu sein, konnte ich keinen Unterschied im Klang feststellen.
    »John Sinclair!« Meinen Namen sprach sie rauh und flüsternd aus.
    »John Sinclair. Ich habe dich in diese meine Welt geholt, um dir zu beweisen, wie stark ich bin. Du hast versucht, gegen Dinge anzukämpfen, die dir über sind. Was die Geschichte und auch die Sagen der Menschen geschrieben haben, das sollte man hinnehmen und auch daran glauben. Ungläubige werden dies mit dem Leben bezahlen müssen, ebenso wie die Feinde.«
    »Wer bist du genau?« fragte ich. Obwohl meine Chancen äußerst gering waren, steckte dennoch Neugierde in mir.
    »Eine Sphinx!«
    »Das weiß ich. Mir ist auch bekannt, daß du die griechische, die grausame und nicht die rätselhafte bist, obwohl auch du Rätsel aufgegeben hast. Ich möchte deinen Weg wissen, denn jeder Verurteilte hat einen letzten Wunsch.«
    »Was willst du wissen?«
    »Wie du als Rowena de Largo, als Mensch also, in die normale Zeit gelangt bist?«
    Sie starrte mich an, dann lachte sie. »Ja, das ist tatsächlich ein Geheimnis.«
    »Lüfte es!«
    Die Sphinx überlegte noch. Es war still geworden. Auch die anderen Gefangenen hörte ich nicht, aber mit ihnen begann die Sphinx. »Sie trugen die Schuld«, erklärte sie, »denn sie wußten, wer ich war. Sie schafften mich auf ein Schiff und überließen mich der unbarmherzigen Sonne, die mich schmolz. Ebenso unbarmherzig werde ich auch bei ihnen vorgehen, wenn meine Rache beginnt.«
    »Wie kann die Sonne dich schmelzen?« fragte ich nach. »Bewegst du dich nicht auch jetzt unter den Strahlen der Sonne?«
    »Damals war ich nicht ich.«
    »Wer dann?«
    »Ich war gefangen. Meinen Geist hatte man eingefangen und ihn in einer Statue konserviert. Es waren die vier Helfer des Weißen Magiers Dekios,

Weitere Kostenlose Bücher