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Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson

Titel: Todesmal: Ein Fall für Ella Andersson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Palm
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schien. Erst wenn Ella ihre Freunde, die sich gerade getrennt hatten, in deren neuen Wohnungen besuchte, trat ihr persönlicher Einrichtungsstil zutage. Beispielsweise spiegelten sich in der Wahl der Tapeten und Sofakissen unterdrückte Vorlieben für blumige Muster wider. Dass sich ihr neues Zuhause von der gemeinsamen Wohnung unterscheiden würde, war klar, aber noch interessanter würde die Frage sein, ob und wie sich Markus’ Wohnung verändern würde.
    Als Ella am frühen Montagmorgen das Haus verließ, um in den Zug zu steigen, fühlte sie sich den Umständen entsprechend ausgeruht und gut vorbereitet auf die Vorlesung. Für den Fall, dass ihr Unterricht vom Inhalt her nicht interessant genug sein sollte, hatte sie sich zuerst für einen ihrer neuen Pullover entschieden, der zwar nicht weit ausgeschnitten, aber so enganliegend war, dass er nicht viel der Fantasie überließ. In letzter Sekunde hatte sie es sich jedoch anders überlegt und war stattdessen in einem figurbetonten Sakko zum Bahnhof gerannt.
    Als sie ankam, wurde sie vom Bahnhof abgeholt und zum Hauptgebäude der Hochschule gefahren. Der große Vorlesungssaal war voll besetzt, und Ella tippte darauf, dass der Titel der Vorlesung vielversprechender erschien, als der Inhalt letztlich sein würde. Sie nahm an, dass die Polizeistudenten blutrünstige Fotos von zerstückelten Leichen und Zugunfällen erwarteten. Doch Ella hatte ihren Vortrag so geplant, dass sie den Inhalt oder zumindest die Reihenfolge jederzeit austauschen konnte, je nachdem, wie das Feedback ausfiel. Falls der Gesetzestext, der die Arbeit in der Rechtsmedizin regelte, allzu trocken war, konnte sie einfach ein paar Bilder mit Blutlachen oder Einzelheiten über Waffen dazwischenschieben. Da sie bereits mehrfach Vorlesungen vor Polizisten gehalten hatte, kannte sie ein Thema, dass jederzeit das Interesse der Polizisten weckte und dafür sorgte, dass sie sich trauten, vor ihren Kollegen den Mund zu öffnen: Waffen. Dieses Thema ließ besonders die jungen, vorzugsweise männlichen zukünftigen Polizisten auftauen, die in den Vorlesungen ganz vorne saßen und sie mit versteinertem Blick fixierten. Ihre Kollegen hatten alle dieselben Erfahrungen gemacht, und dank dieser Vorbereitung auf die Polizeivorlesungen hatten sie sich ein ansehnliches Wissen über Waffen angeeignet. Aus der Perspektive eines Rechtsmediziners waren eigentlich lediglich die Art der Verletzung durch die Waffe und natürlich die Identifizierung der Reste unterschiedlicher Munitionsarten, die man in der Leiche fand, von Interesse.
    Ella eröffnete ihren Vortrag, indem sie diverse Fotos von einem Fundort zeigte, auf denen ein Mann mittleren Alters zu sehen war, der niedergeschlagen worden war und blutige Wunden davongetragen hatte. Er lag mit dem Gesicht nach unten in der Pfütze seines eigenen Blutes, während einige Möbel im Zimmer umgestoßen waren. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, den zukünftigen Polizisten zu diesem frühen Zeitpunkt Fragen zu stellen, und gab stattdessen in sachlichem Ton wieder, was im Polizeibericht stand. Die Polizisten vor Ort, die die Kopfverletzungen des Mannes begutachtet hatten, beschrieben sie als Verletzungen aufgrund von Messerstichen. Der Todesfall war bereits zu einem frühen Zeitpunkt als Mord eingestuft worden, woraufhin entsprechende Ermittlungen eingeleitet worden waren. Im Zuge dessen hatte man den Sohn des Verstorbenen vernommen, der ein eher unterkühltes Verhältnis zu seinem Vater zu haben schien. Die Polizeitechniker am Fundort hatten sich in ihrem Bericht ziemlich vage ausgedrückt, gaben jedoch ihrer Irritation Ausdruck, keinerlei Blutspuren an den Wänden und der Zimmerdecke gefunden zu haben, sondern lediglich runde Tropfen auf dem Fußboden, die darauf hindeuteten, dass das Blut direkt von oben heruntergetropft war. An zwei anderen Stellen in der Wohnung hatte man ebenfalls Blutspuren gefunden, auf dem Fußboden und auf der Kante des Couchtisches.
    Nachdem sie weitere Fotos von der blutigen Kopfhaut des Mannes und den scharfkantig anmutenden Verletzungen gezeigt hatte, folgten die Bilder der anderen Blutflecken in der Wohnung. Sie wollte keineswegs den Eindruck erwecken, Expertin im Hinblick auf Blutlachen zu sein, benötigte jedoch die Fotos, um ihre Aussagen zu untermalen.
    »Während der Obduktion«, fuhr sie in sachlichem Tonfall fort, »habe ich erstens Anzeichen für eine starke Verkalkung der Blutgefäße im Herzen gefunden. Zweitens erwiesen sich die

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