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Todesmarsch

Titel: Todesmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gott, ich gebe dir auch die Hälfte von allem, was ich kriege, wenn ich hier gewinne, aber, bitte, verschaffe mir eine Verstopfung. Bitte. Bitte. Bit- Wieder zog sich sein Darm zusammen, diesmal heftig und schmerzvoll, und machte ihn vielleicht so darauf aufmerksam, daß sein Körper trotz seines geschundenen Zustands noch ziemlich gesund war. Er hielt mit zusammengekniffenen Lippen durch, bis er aus dem gnadenlosen, grellen Licht der nächsten Bogenlampe gekommen war. Nervös schnallte er seinen Gürtel auf, zögerte, zog eine Grimasse, und schob dann langsam die Hose hinunter, eine Hand schützend vor seine Genitalien haltend. Er hockte sich hin. Seine Kniegelenke knackten, als würden sie explodieren. Die Muskeln in seinen Schenkeln und Waden protestierten schreiend gegen diese Mißhandlung und drohten zu verkrampfen, als sie gegen ihren Willen in diese ungewohnte Haltung gezwungen wurden.
    »Warnung! Warnung für Nr. 47!«
    »John! He, Johnny, sieh dir mal diesen armen Teufel da drüben an!«
    Ausgestreckte Zeigefinger, die er sich in der Dunkelheit eher einbildete als sie wirklich zu sehen. Blitzlichter flammten auf, und Garraty drehte unglücklich den Kopf weg. Nichts konnte schlimmer sein als das. Nichts.
    Er fiel beinahe auf den Rücken, konnte sich jedoch mit einem Arm abstützen.
    Eine schrille, kindische Mädchenstimme: »Ich sehe es! Ich sehe sein Ding!«
    Baker lief, ohne hinzusehen, an ihm vorbei.
    Einen entsetzlichen Augenblick lang fürchtete er schon, es wäre alles umsonst - falscher Alarm - gewesen, doch dann war es in Ordnung. Er konnte sein Geschäft verrichten. Mit einem halb gegrunzten Seufzer erhob er sich wieder und stolperte halb rennend, halb gehend auf die Straße. Unterwegs machte er seine Hose wieder zu. Da hatte er also ein Stück von sich zurückgelassen, daß jetzt dampfend und von tausend Leuten gierig beäugt in der Dunkelheit lag. Packt's doch ein! Stellt es euch auf den Kaminsims! Die Scheiße von einem Mann, dessen Leben hier auf dem Spiel steht! Hier ist es, Betty, ich hatte dir doch gesagt, daß wir etwas Besonderes in unserem Spielzimmer aufbewahren - gleich da oben über der Stereoanlage. Er wurde zwanzig Minuten später erschossen...
    Er holte McVries ein und lief schweigend, mit gesenktem Kopf, neben ihm her.
    »Schlimm?« fragte McVries mit unverhohlener Bewunderung.
    »Sehr schlimm«, antwortete Garraty und stieß einen zitternden, erleichterten Seufzer aus. »Ich wußte doch, daß ich etwas.vergessen hatte.«
    »Was?«
    »Ich habe mein Klopapier zu Hause vergessen.«
    McVries lachte. »Wie sagte meine Großmutter immer so schön? Wenn du keinen Lappen hast, mußt du eben mehr mit dem Hintern wackeln.«
    Garraty platzte los vor Lachen. Es war ein klares, herzli-ches Lachen ohne eine Spur von Hysterie. Er fühlte sich leichter, gelöster. Was immer noch auf sie zukommen mochte, das würde er nicht noch einmal durchmachen müssen.
    »Bravo, du hast es geschafft«, sagte Baker und schloß sich ihnen an.
    »Jesus«, rief Garraty überrascht. »Warum schickt ihr mir nicht alle eine Gratulationskarte oder so was?«
    »Es ist wirklich kein Spaß, wenn alle Leute einen dabei anglotzen«, erwiderte Baker sachlich. »Hört mal, ich habe gerade was Neues erfahren. Ich weiß aber nicht, ob ich das glauben soll. Das heißt, ich weiß nicht, ob ich das glauben will.«
    »Worum gehf s?« fragte Garraty.
    »Joe und Mike. Die beiden Lederjackentypen, die jeder hier für schwul hält. Sie sind Hopis. Ich glaube, das hat Scramm uns die ganze Zeit sagen wollen, und wir haben's einfach nicht kapiert. Aber... Seht ihr... Ich habe gehört, daß sie Brüder sind.«
    Garraty fiel der Unterkiefer herunter.
    »Ich bin vorgelaufen und hab' sie mir einmal genau angesehen«, fuhr Baker fort. »Und ich will einen Besen fressen, wenn sie nicht wie Brüder aussehen.«
    »Verflixt und zugenäht!« sagte McVries böse. »Das ist unredlich! Man sollte ihre Familie dafür, daß sie so etwas erlaubt, erschießen!«
    »Kennst du irgendwelche Indianer?« fragte Baker ihn ruhig.
    »Nur ein paar aus Passaic«, antwortete McVries. Er war immer noch sauer.
    »Bei uns zu Hause gibt es ein Seminolenreservat«, erzählte Baker ihnen. »Es ist gleich hinter der Staatsgrenze. Das sind komische Leute. Sie empfinden solche Dinge wie Verantwortung nicht in derselben Weise, wie wir es tun. Sie sind stolz und sie sind arm. Ich glaube, das ist bei den Hopis genauso wie bei den Seminolen. Und sie wissen zu sterben.«
    »Das

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