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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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klarzumachen.
    Der Boden war kühl und feucht, und die Kälte sickerte durch Jos Kleider in ihren ohnehin schon durchgefrorenen Körper. Sie kroch neben Gabe. Als er sie an sich zog und ihr den Arm über den Rücken legte, löste sich etwas in Jo wie eine überspannte Feder, und einen Moment lang reichte das. Nähe, Trost, die richtige Art von Wärme.
    Das Walkie-Talkie krächzte. Zwei Klicktöne. Dann ein weiterer.
    Gabes Blick wanderte über den Berg. »Sie gehen in Position.« Keine Bewegung. Kein Rascheln. Kein Metall- oder Glasgegenstand, in dem sich Licht spiegelte.
    »Vielleicht sind sie noch einen Kilometer weit weg«, flüsterte Jo.
    Im nächsten Moment zog Gabe den Kopf ein.
    Vor der Mine erschien Ratner mit dem Pferd am Zügel.
    Er hatte ihm Sattel und Satteldecke abgenommen und strich ihm mit der flachen Hand sanft über den Rücken und die Flanken. Dann lehnte er die Schrotflinte an die Außenwand der Mine.
    Trotz der Kälte hatte er das Hemd ausgezogen. Seine Brust war nackt, ebenso wie die Arme, die mit Tätowierungen bedeckt waren. Selbst aus der Entfernung konnte Jo die Umrisse erkennen. Schlangen.
    Über seiner Schulter hing ein aufgewickeltes Seil. Er kraulte dem Pferd den Hals und drehte sich um. In den Taschen seiner hängenden Jeans steckten ein Walkie-Talkie und eine Pistole. Über seinen Rücken erstreckte sich ein leuchtend blaues Tattoo, in dem Jo ein typisches Motiv aus dem Staatsgefängnis erkannte: ein Eisenkreuz, von dem eine Schlinge hing.
    Gabe blieb völlig reglos, und auch Jo hielt den Atem an. Sie befanden sich an einer schattigen Stelle unter den Bäumen, trotzdem mussten sie alles tun, um sich nicht zu verraten.
    »Wenn wir was unternehmen wollen, dann möglichst bald«, flüsterte Gabe. »Sobald Haugen mit seinen Komplizen eintrifft, ist es zu spät.«
    Aber was? Jo überlegte fieberhaft. Ratner hatte eine halbautomatische Pistole, eine großkalibrige Schrotflinte und anscheinend die Schlangenbeschwörerkraft eines gehenkten Christus. Sie und Gabe hatten ein Messer und einen geschnitzten Stock.
    Plötzlich dämmerte ihr etwas. »Er lässt Haugen nicht herkommen. Gegen diese Übermacht hat er keine Chance. Und er will bestimmt nicht, dass sie erfahren, wo er Autumn und die anderen verstaut hat.«
    Unten streichelte Ratner die weichen Nüstern des Pferdes. Er nahm einen Müsliriegel aus der Tasche, wickelte ihn aus und fütterte den Hengst damit. Ein Ausbund an Zärtlichkeit und Zufriedenheit.
    »Anscheinend hat er die Kids in der Mine bewegungsunfähig gemacht. Sie halten nicht nur aus Angst still. Er ist zu locker. Er muss sie gefesselt haben.«
    Jo sah ihn an. »Das heißt, er wird sie ohne Weiteres zurücklassen, um sich mit Haugen zu treffen.«
    » Falls er sich mit Haugen trifft. Er will bestimmt Geld. Aber Haugen hat keins. Niemand war hier oben und hat Lösegeld bezahlt.«
    »Er wird verhandeln, um was zu kriegen. Bargeld oder eine Überweisung auf sein Konto.«
    »Cash. Würdest du an Ratners Stelle glauben, dass dir Haugen irgendwann Geld überweist, wenn du keine Möglichkeit hast, ihm dabei auf die Finger zu schauen? Außerdem ist er der Bargeldtyp.«
    »Haugen wird ein Treffen verlangen. Er wird sich garantiert nicht mit Anrufen oder Fotos von Autumn abspeisen lassen. Ratner wird ihm irgendwas bringen, um zu beweisen, dass Autumn lebt. Aber er wird alle drei in der Mine zurücklassen.«
    »Wenn Ratner in ein Treffen einwilligt, muss er sie versteckt halten. Alles andere wäre Selbstmord für ihn.«
    Natürlich hatten sie keine Gewähr dafür. Sie konnten nur hoffen.
    Schließlich zog Ratner die Jeans hoch.
    »Wir haben keine Ahnung, wie viel Zeit uns bleibt, bis er zurückkommt«, flüsterte sie. »Und wir wissen auch nicht, ob Haugen mit offenen Karten spielt oder irgendjemanden losgeschickt hat, um Ratners Versteck aufzuspüren.«
    »Geh lieber davon aus.« Wieder schaute ihr Gabe in die Augen. »Ja oder nein?«
    »Ja. Aber wir müssen schnell sein.«
    Mit pochendem Herzen legte sie das Kinn auf den Boden und fixierte Ratner.
    D ie Erschöpfung schwappte über Jo hinweg wie eine Woge, und in ihren Ohren summte die Schläfrigkeit. Nur einen Moment lang schloss sie die Augen. Nur einen glücklichen Moment lang.
    Plötzlich zeterte das Walkie-Talkie. Mit einem Schlag hellwach, hob sie den Kopf.
    »Ratner, bitte melden«, sagte Haugen.
    Vor der Mine zog Ratner das Walkie-Talkie aus der Gesäßtasche.
    Jo und Gabe sahen, wie er das Gerät ans Gesicht hob, und hörten

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