Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)
Vielleicht saß Jo mit abgeschaltetem Telefon irgendwo im Yosemite Park an einem prasselnden Kamin und vergnügte sich mit ihrem Freund.
Bloß dass sie Evan versprochen hatte, sich zu melden. Evan rief die SMS auf, die ihr Jo aus der verlassenen Goldmine geschickt hatte . Muss das Handy zum Sheriff’s Office in Sonora bringen.
Evan wählte die Nummer des Sherif f ’s Office von Tuolumne County.
»Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, meinte der Mann.
»Kann ich bitte mit dem diensthabenden Beamten sprechen?«
»Das bin ich, und ich bin schon seit acht Uhr früh hier, Ma’am. Glauben Sie mir, wenn hier jemand mit Beweisen dafür aufgetaucht wäre, dass Phelps Wylie ermordet wurde, würde ich mich daran erinnern. Und selbst wenn ich einen Filmriss hätte, gäbe es ein Aufnahmeprotokoll und ein Handy im Beweisschrank. Aber da ist nichts.«
»Dr. Beckett …«
»Ich habe erst kürzlich mit Dr. Beckett gesprochen. Sie war nicht hier.«
Beunruhigt beendete Evan das Telefonat. Noch einmal probierte sie es mit Jos Nummer. Ohne Erfolg.
Hastig schnappte sie sich die Broschüre und fuhr zu dem Café in der Nähe von Fisherman’s Wharf. Die Sonne senkte sich schon zum Horizont. Sie konnte nur hoffen, dass das Lokal noch geöffnet hatte.
Als sie auf die Tür des Cafés zustürmte, bemerkte sie sofort die verkehrt herum auf die Tische gestapelten Stühle und einen Mann, der den Boden wischte. Verdammt. Sie pochte an die Tür.
»Geschlossen«, rief der Mann.
Sie drückte die Hände trichterförmig an die Scheibe. »Ich suche nach einer Barfrau, Tina heißt sie. Es ist wichtig.«
Der Mann lehnte sich auf seinen Mopp. Er wirkte müde und alles andere als hilfsbereit. Dennoch wandte er sich nach hinten in einen Gang. »Tina.«
Kurz darauf kam die junge Frau, die so große Ähnlichkeit mit Jo hatte, heraus und wischte sich die Hände an ihrer schwarzen Java-Jones-Schürze ab. Mit verblüffter Miene schloss sie die Tür auf.
»Ich muss mit Jo sprechen. Es ist dringend«, sagte Evan.
»Brauchst du ihre Telefonnummer?«
»Die wähle ich schon seit Stunden.«
In Tinas Augen flammte Sorge auf. Dann erlosch sie wieder. »Sie ist in der Lodge im Yosemite Park.«
»Super.« Trotzdem ließ die Unruhe Evan nicht los.
Wenn Jo in der Lodge war, hatte sie bestimmt Zugang zu einem Festnetzanschluss. Sie ließ sich die Nummer von der Auskunft geben und rief an.
»Ms. Beckett ist nicht eingetroffen«, erklärte die Empfangsdame.
»Wirklich nicht?«, fragte Evan.
Tinas Augen wurden groß und glänzend. »Vielleicht haben sie sich unter Gabes Namen angemeldet. Quintana.«
»Versuchen Sie es mit Quintana«, sagte Evan.
»Unter diesem Namen liegt keine Reservierung vor.«
»Danke.« Evan ging aus der Leitung. »Sie ist nicht dort.«
Tina zögerte nur einen Moment. »Fahren wir zu ihrem Haus. Vielleicht hat sie dort eine Nachricht hinterlassen.«
A utumn hielt den Cowboyhut und das Lasso hoch, als wären es Giftschlangen. »Verdammt noch mal.«
»Was ist denn?«
Dustin schlenderte herüber und zerrte Kleidungsstücke aus der schwarzen Sporttasche. Ein kitischiges Westernhemd mit gestickten roten Rosen auf der Brust. Krokodillederstiefel, himmelblau gefärbt. Und ein Paar Cowboyüberhosen. »Total schräg«, meinte er.
Autumn wirbelte herum. »Das ist nicht lustig.«
Die anderen näherten sich. Kyle spähte in den Kofferraum. Das Gesicht der Leiche schimmerte bläulich weiß. Peyton zuckte zurück.
Autumn schüttelte den Cowboyhut in ihrer Faust. »Dieses Zeug gehört dem Bösen Cowboy. Das ist ein kranker Witz.«
»Der Böse Cowboy?«, fragte Gabe.
»Der Red Rattler. Dieses Arschloch … ich hasse ihn. Das weiß jeder.«
Dustin nickte. »Stimmt«, bestätigte Peyton.
Blass und wütend starrte Autumn um sich, ihre langen braunen Locken wirbelten im böigen Wind. »Wer war das?«
Kyle wandte sich vom Kofferraum ab. »Das war Edge Adventures.«
»Was soll das heißen?«
»Diese Kleider sind ein Kostüm. Edge Adventures hat sie geliefert. Für mich.«
»Wozu?«
»Ich sollte am Wochenende in diese Rolle schlüpfen. Damit du dieser Gestalt, diesem ›Bösen Cowboy‹, entgegentrittst und ihn besiegst.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte sie.
»Terry Coates hat mir gesagt, dass das ein spezielles Element für dein Szenario ist. Der Kunde zahlt fürs Spielen, also kriegt er die Spielsachen, die ihm am meisten bedeuten.«
Mit ungläubiger Miene fixierte Autumn Ritter, dann ließ sie den Cowboyhut
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