Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
es dunkel wird – die Leute, die in solchen Ortschaften wohnen, sind so neugierig, dass sie alles über einen wissen wollen. Ich parke mein Auto in einer Gasse hinter dem Kirchhof. Da sind keine Lampen, aber es gibt eine Hintertür zu Stellas Garten.«
»Sehr praktisch. Dieses Magpie Cottage – das steht genau an der Ecke High Street, Pinfold Lane in Foxlow, habe ich recht?«
»Das ist richtig.«
»Und um welche Uhrzeit sind Sie am Sonntagmorgen wieder gegangen? Bitte erinnern Sie sich so genau wie möglich.«
»Es war kurz vor drei. Ich gehe immer um diese Zeit. Da endet die Spätschicht, also komme ich ungefähr zur richtigen Zeit nach Hause.«
»Okay, jetzt kommen wir zu dem Punkt, wo Sie uns vielleicht helfen können, Darren. Haben Sie irgendetwas gesehen oder gehört, als Sie das Cottage verließen? Um drei Uhr morgens muss es sehr still gewesen sein. Ich hoffe, Sie waren aufmerksam genug, um auch nach Ihrem Besuch auf irgendwelche Vorkommnisse zu achten.«
Turnbull senkte die Stimme. »Ja, ich habe was gesehen.«
»Was haben Sie denn gesehen?«
»Ein schwarzes Auto. Ein großer Geländewagen war das. Japanische Marke. Verdunkelte Scheiben. Kräftiger Motor.«
»Japanisch? Haben Sie die Marke erkannt?«
»Hm, ich bin mir nicht sicher. Einige von denen sehen ziemlich ähnlich aus, nicht wahr? Toyota, Mitsubishi?«
Hitchens seufzte. »Haben Sie zufällig einen Teil des Kennzeichens erkannt?«
»Nein, tut mir leid.«
»Aber Sie sind sich sicher, was die Farbe betrifft? Obwohl es dunkel war?«
»Ich habe ihn unter einer Straßenlaterne vorbeifahren sehen – unter der bei der Telefonzelle. Das ist die, die am nächsten bei Stellas Haus steht.«
»Wie viele Insassen?«
»Vorn saß mindestens einer. Wegen der dunklen Scheiben konnte ich nicht sehen, ob hinten auch jemand saß. Tut mir leid.«
»Und das Fahrzeug war in Richtung Bain House unterwegs?«
»Wenn das das große Haus mit dem Tor am Ende der Pinfold Lane ist, dann ist es ganz sicher in diese Richtung gefahren und anschließend wieder zurück zur High Street.«
»In Ordnung, Darren. Wenn Sie bitte hier warten würden, wird Ihnen jemand ein paar Fotos zeigen. Vielleicht können Sie die Marke und das Modell des Wagens identifizieren, den Sie gesehen haben.«
»Was? Kann ich noch nicht gehen?«
»Noch nicht.«
»Ich hatte überhaupt keine Verbindung zu dieser Frau, wissen Sie«, sagte Turnbull. »Außer dass ich in der Ortschaft war, als sie starb.«
Nachdem Turnbull die Fragen beantwortet hatte, schien er plötzlich sein Selbstbewusstsein zurückzugewinnen und wurde angriffslustig.
»Ich könnte Anzeige gegen diesen ausländischen Burschen erstatten«, sagte er. »Er hat mich in Matlock am Arm verletzt. Und ich habe einen Kratzer im Gesicht. Das darf er doch eigentlich nicht, oder? Ich stand nicht mal unter Arrest – das haben Sie selbst gesagt.«
»Das könnten wir schnell ändern, Darren.«
»Das ist nicht in Ordnung.«
»Falls Sie sich offiziell über das Verhalten eines Polizisten beschweren möchten, dann sprechen Sie mit dem Gewahrsams-Sergeant, der gibt Ihnen ein Formular, das Sie ausfüllen müssen.«
Als sie allein im Korridor standen, sah Hitchens Fry fragend an. »›Ausländischer Bursche‹? Sergeant Kotsev?«
»Er ist nicht ganz an unsere Methoden gewöhnt«, sagte Fry.
»Kotsev ist nur als Beobachter hier, Diane. Sie sind für ihn verantwortlich. Falls Turnbull Beschwerde einreicht...«
»Ich glaube nicht, dass er das tun wird«, sagte Fry. »Sie etwa? Das könnte zu viel Aufmerksamkeit erregen.«
»Ja, da haben Sie recht. Aber seien Sie trotzdem vorsichtig.«
Als Fry allein war, verbrachte sie einige Zeit damit, noch einmal auf der Europol-Website zu stöbern, und sah nach, wo sich das Hauptquartier der Organisation befand und wie man dorthin kam. Natürlich nur aus reiner Neugier. Nichts weiter.
Doch inzwischen hatte sie sich in Gedanken ein Bild gemacht. Sie konnte sich selbst sehen, wie sie die Straßenbahn Nummer neun Richtung Scheveningen nahm, in der Riouwstraat ausstieg und die Fußgängerbrücke über den Kanal überquerte, um zum Europol-Gebäude zu gelangen. Wenn sie dort arbeitete, würde sie sich eine kleine Wohnung in irgendeinem schicken, aber innenstadtnahen Viertel suchen. Vermutlich mit Ausblick auf einen anderen Kanal. Oder vielleicht auch auf denselben Kanal.
Sie war sich nicht ganz sicher, wie viele Kanäle es in Den Haag gab. Womöglich verwechselte sie die Stadt mit Amsterdam.
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