Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
ihrem Blickfeld verschwand, und lauschte seinem Wagen, als er wegfuhr. Dann drehte sie sich wieder zu ihrem Mann um. »Wer war das am Telefon?«
»Nur Tony.«
»Wer?«
»Du weißt schon, er hat früher für die Firma gearbeitet. Er ist vor ein paar Monaten ausgestiegen, um sich selbstständig zu machen.«
»Oh, ja, ich erinnere mich. Er ist der, den ich nicht mochte.« Lowther lachte. »Du und deine Vorlieben und Abneigungen. Tony hat sich der Firma gegenüber immer loyal verhalten. Im Gegensatz zu einigen anderen, die das sinkende Schiff verlassen haben.«
»Ist es so schlimm, Henry?«
»Oh, wir werden schon überleben.«
»Ich möchte darüber momentan nicht nachdenken müssen.«
»Das möchte keiner von uns.«
Sie starrte die Straße hinunter, obwohl der Hyundai längst verschwunden war.
»Glaubst du, dass John zurechtkommt?«
»Wir sollten ihn lieber im Auge behalten. Das hat ihn sehr getroffen.« Lowther legte den Arm um seine Frau. »Und wie geht es dir?«
Die Frage schien ihr abermals Tränen in die Augen zu treiben, und ihr Weinen steigerte sich zu einem heftigen Schluchzen. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder zu Atem kam.
»Wie konnte das passieren?«, fragte sie. »Wie, in aller Welt, konnte das passieren?«
»Wenn ich das wüsste.«
Mrs. Lowther holte ein Taschentuch hervor, um sich die Tränen zu trocknen. Die beiden standen eine Weile schweigend in ihrem Garten und lauschten dem Zwitschern einer Amsel. Niemand, der sie beobachtete, hätte sagen können, was den Lowthers durch den Kopf ging und ob sie beide denselben Gedanken hatten.
»Tja, jetzt müssen wir uns um die Lebenden kümmern, nicht wahr?«, sagte Moira. »Das ist jetzt das Wichtigste.«
Henry Lowther tätschelte ihr die Schulter. »Das ist genau das, was ich schon immer wollte.«
»Zwischen zwei und vier Uhr morgens?«, fragte Hitchens, als Cooper und Fry zu Bain House zurückkehrten. »Genauer können sie sich nicht erinnern?«
»Tut mir leid.«
»Tja, immerhin fällt das mitten in unseren Zeitrahmen. Das hilft uns wenigstens ein bisschen weiter, nehme ich an.«
»Was die Details zu Miss Shepherds Hintergrund betrifft, sind wir aber noch keinen Schritt weiter«, sagte Fry.
Hitchens schüttelte den Kopf. »Noch nicht viel weiter. Die Besitzer des Ladens im Ort meinen allerdings, Rose Shepherds Akzent könnte irisch gewesen sein.«
»Tatsächlich? Aber laut ihrem Pass war sie Britin. Geboren in London.« Fry lachte. »Möglich wäre es aber. Für die Leute hier ist irisch ausländisch genug.«
»Warum erwähnen wir das nicht Bernie Wilding gegenüber?«, schlug Cooper vor.
Doch Hitchens schüttelte den Kopf. »Damit würden wir ihn zu sehr beeinflussen. Im Moment kann er Miss Shepherds Akzent nicht einordnen, wenn wir ihm aber eine bestimmte Nationalität vorschlagen, wird er vielleicht versuchen, seine Erinnerung dem Vorschlag anzupassen. Ich wette, wir würden ihn sogar dazu bringen, zuzustimmen, dass Miss Shepherd Irakerin oder Australierin war – was uns gerade in den Sinn kommt.«
»Der Name ›Shepherd‹ klingt eher australisch als irakisch«, stellte Cooper fest.
»Das waren nur Beispiele«, sagte Hitchens. »Wachen Sie auf, Ben.«
»Ich habe doch nur Spaß gemacht.«
»Gut. Also, wir hatten hier überhaupt nichts zu lachen, das kann ich Ihnen sagen – so schlecht wie Mr. Kessen gelaunt ist. Wir haben allerdings einen Laptop gefunden. Er befand sich in der untersten Schrankschublade des Opfers.«
»Tja, das sind doch gute Neuigkeiten«, sagte Fry. »Ist er schon überprüft worden?«
»Wir hatten noch keine Zeit, um die Dateien durchzusehen, aber Miss Shepherd hatte auf jeden Fall einen Internetzugang. Es sieht so aus, als hätte sie zur Einwahl ein normales Modem benutzt. Also hätte sie den Laptop hier im Schlafzimmer anschließen können, an der Telefondose neben dem Bett.«
»Irgendwelche interessanten E-Mails?«
»Nichts Augenfälliges, nur ein paar Spam-Mails. Weiß Gott, warum sie die nicht gelöscht hat. Aber es sieht so aus, als wäre sie Mitglied bei verschiedenen Internetforen gewesen, weil wir mehrere Decknamen und Pseudonyme gefunden haben. Anscheinend hatte Rose Shepherd doch eine Art soziales Leben. Aber das fand ausschließlich online statt.«
»Übrigens, ich habe ein Paket, das der Postbote ihr zustellen wollte«, sagte Cooper. »Es ist nicht besonders groß, aber ziemlich schwer für seine Größe.«
»Machen Sie es auf. Aber seien Sie vorsichtig.«
Drei Bücher aus
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