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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Informationen über einen Mörder, der im Wolf Lake State Park und dessen näherer Umgebung während des letzten halben Jahres vier Menschen getötet hatte. Sie alle waren erstochen worden, doch war offenbar nicht Raub das Motiv gewesen – nur wenige Wertsachen wurden vermisst. Man nahm an, dass alle Morde vom selben Mann verübt worden waren, der im letzten Monat auch im Connecticut State Park zwei Wanderer getötet hatte. Niemand hatte ihn deutlich gesehen; trotzdem beschrieb ihn ein Zeuge als schlank und Mitte vierzig.
    Alex spürte, wie ihm heiß wurde. Er schaute hoch zu dem Angler.
    Er war verschwunden.
    Doch seine Ausrüstung war noch da. Der Mann hatte einfach alles liegen lassen und war im Wald verschwunden. Fast alles, um genau zu sein. Alex registrierte, dass er sein Messer mitgenommen hatte.
    Die Bekanntmachung des Sheriffs fiel ihm aus der Hand. Alex beobachtete aufmerksam den Wald, wobei er sich ein Mal um die eigene Achse drehte. Nichts zu sehen. Nichts zu hören.
    Alex stürzte den Kaffee hinunter, dessen Geschmack er jetzt nicht mehr zur Kenntnis nahm, und atmete tief durch.
Beruhige dich
, rief er sich schroff zur Ordnung. Ruhig, ruhig, ruhig…
    Geh nicht, Daddy… Bitte!
    Er schraubte die Thermoskanne wieder zu und bemerkte, dass seine Hände heftig zitterten. War da ein Knacken im Wald hinter ihm? Er war sich nicht sicher. In seinem Kopf dröhnte es. Alex nahm den steinigen Weg, der tiefer in den Wald hineinführte.
    Er kam nur ein paar Meter weit.
    Sein 300-Dollar-Stiefel von L. L. Bean rutschte von einem glatten Stück Granit ab, und er stürzte einen flachen Hang hinunter. Der Deckel seines Ausrüstungskastens sprang auf, und sein Inhalt verteilte sich auf dem feuchten Boden. Alex landete auf seinen Füßen, stolperte aber vorwärts über einen Felsen und fiel auf den Rücken, wobei er sich das Bein klemmte. Er schrie auf.
    Laut stöhnend rutschte er vor und zurück. »Oh, tut das weh… Oh, Gott…«
    Schlurfende Schritte. Der dünne Angler schaute über die Böschung zu ihm herunter. Sein Gesicht war vom grimmig entschlossenen Säubern der Fische mit Blut bespritzt. Hinter ihm krächzten die Krähen wie verrückt.
    »Mein Fußgelenk«, keuchte Alex.
    »Ich helf Ihnen«, sagte der Mann langsam. »Bewegen Sie sich nicht.«
    Doch anstatt das kurze Stück herunterzuklettern, das Alex gefallen war, verschwand der Mann hinter einem hohen Felsvorsprung.
    Wieder stöhnte Alex auf. Er wollte schon nach dem Mann rufen, zwang sich aber zur Ruhe. Stattdessen lauschte er angestrengt, ohne etwas zu hören. Wenige Augenblicke später näherten sich die Schritte des Mannes, von hinten – er hatte einen großen Bogen gemacht und kam jetzt durch die schmale Gasse zwischen zwei riesigen Felsen auf Alex zu.
    Noch immer hielt Alex sein Bein mit beiden Händen umklammert. Sein Herz hämmerte, als sich die verhasste Anspannung in ihm breit machte. Alex rutschte zur Seite, damit er den Mann sehen konnte, wenn er sich näherte.
    Die Schritte wurden lauter,
    »Hallo?«, rief Alex keuchend.
    Aus den Schritten auf Sand wurden Schritte auf Felsen, dann trat der zerzauste Mann auf ihn zu. In seiner linken Hand trug er eine kleine Metallkiste.
    Er blieb stehen, schaute direkt auf Alex hinunter und sagte: »Dumm, dass ich ausgerechnet jetzt zum Wagen gegangen bin, um mein Mittagessen zu holen.«
    Er deutete mit dem Kopf auf die Metallkiste. »Ich hätte Ihnen sagen können, dass diese Felsen glatter sind als Aale. Es gibt einen sicheren Weg. Aber keine Sorge, ich war eine Zeit lang Sanitäter. Lassen Sie mich mal einen Blick auf Ihren Knöchel werfen.« Er hockte sich hin und fügte hinzu: »Tut mir Leid, wenn ich Sie angesehen hab, als kämen Sie von einem anderen Stern, Mister. Seit diese Morde hier angefangen haben, schau ich mir jeden ziemlich gründlich an.«
    Warst du schon mal bei einer Schlägerei dabei, Daddy?
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, murmelte der Mann und konzentrierte sich auf Alex’ Bein. »Sie sind bald wieder fit wie ein Turnschuh.«
    Nein, meine Süße, ich hasse es, zu kämpfen… Viel lieber überrasche ich sie…
    Alex sprang auf die Füße und riss sein Messer hoch. Er packte den verblüfften Angler von hinten um den Hals. Dabei roch er ungewaschene Haare, schmutzige Kleidung und das pikante Aroma von Fischinnereien. Er rammte das Hirschbeinmesser in den Bauch des Mannes, der einen durchdringenden Schrei ausstieß.
    Während er das Messer in aller Ruhe bis zum Brustbein des zitternden Mannes

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