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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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von einem rot-weißen Plastikband der Polizei.
    Die Dame ignorierte seinen Einwand, wandte sich in der Hoffnung, endlich die geforderten Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, direkt an Reiser und erkundigte sich ein weiteres Mal eindringlich nach ihrem Neffen.
    „Hören Sie, gute Frau. Wie war doch gleich Ihr Name?“, herrschte Reiser sie entrüstet an. Insgeheim schien er ihr die Schuld an seiner kurz entflammten Unsicherheit wenige Minuten zuvor zu geben, die in seinen Augen einer Todsünde gleichkam. „Wir sind von der Polizei und wir stellen hier die Fragen. Also, wer sind Sie und was machen Sie hier unbefugt an einem Tatort?“
    „Er ist tot, nicht wahr?“ Wieder ignorierte sie die ihr gestellte Frage und fuhr mit trauriger Stimme fort: „Mich überkam eine unheilvolle Ahnung gestern Nacht, wissen Sie. Als wolle Chrissy mir etwas mitteilen.“ Sie seufzte. „Ich konnte nicht schlafen. Glauben Sie mir, meine Herren, vor 30 Jahren fiel es mir noch bedeutend leichter, in meinem Bus zu nächtigen.“ Simon und Reiser folgten ihrem Blick und starrten verdutzt auf den schrillen VW-Bus, der einträchtig in Gesellschaft der blau-weißen Streifenwagen mitten in der Hofeinfahrt geparkt war.“
    „Madam.“ Auch Simons Geduld schien zu wanken. „Wer sind Sie?“
    „Mein Name ist Josefine Hazelwood, geborene Stein. Mir gehört dieses wunderhübsche Häuschen. Christoph Stein ist mein Mieter. Und wer sind Sie?“ Ihre Antwort machte die beiden Kommissare für einen kurzen Augenblick sprachlos. Damit hatten sie nicht gerechnet.
    „Also gut.“ Resignierend kramte Simon in seiner Hosentasche und hielt ihr den Dienstausweis direkt unter die Nase. „Hauptkommissar Hachenberg und das ist mein Kollege Reiser. Sie haben recht mit Ihrer Vermutung. Christoph Stein wurde ermordet.“ Die Frau erstarrte, ein schmerzvolles Flackern huschte über ihr Gesicht, dann wurde ihre Miene abweisend.
    „Wenn Sie mit Ihrer Arbeit fertig sind, würde ich mich gerne ins Haus zurückziehen. Ich muss Zwiesprache mit meinen beiden Toten halten, dem armen Christoph und meinem geliebten Eduard. Sie werden verstehen, dass ich jetzt meine Ruhe brauche. Zu gegebener Zeit werde ich Ihnen selbstverständlich meine Dienste zur Verfügung stellen.“ Molly machte Anstalten, an den beiden Kommissaren vorbei ins Haus zu marschieren.
    Das kann doch alles nicht wahr sein. Reiser explodierte innerlich, und nur das Wissen, einer völlig verwirrten Person gegenüberzustehen, hielt ihn davon ab, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
    „Wer zum Teufel ist Eduard?“ Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Er nahm Simons Arm und zog ihn ein wenig zur Seite.
    „Simon, die Frau ist übergeschnappt. Was machen wir mit ihr?“
    Diese Aussage wiederum erzürnte Mrs. Hazelwood. Da ihre Sinne noch durchaus brauchbar waren, blieb ihr Reisers Bemerkung nicht verborgen.
    „Eduard ist mein lieber verstorbener Ehemann, Sie ungehobelter Kerl, Sie. Im Gegensatz zu Ihnen besitzt er einwandfreie Manieren. Er ist ein wundervoller Mann“, ihr Lächeln wirkte verletzlich, „leider ein klein wenig besitzergreifend.“
    „Sagten Sie nicht gerade, er ist tot?“ Reiser verstand die Welt nicht mehr.
    „Was spielt das für eine Rolle? Ich glaube daran, dass die Verstorbenen als Totengeister Verbindung zu uns Sterblichen aufnehmen können. Sie etwa nicht? Das sollten Sie aber. Sie kennen doch bestimmt den großartigen William Shakespeare, nicht wahr?“ Ihre Augen suchten Simons Blick. Von Reisers literarischer Bildung schien sie nicht allzu viel zu halten. „Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt.“ Sprach’s und verschwand im Haus.

 
     

N achdem Molly von den beiden Kommissaren über den Tod ihres Neffen Christoph nicht besonders einfühlsam – wie sie im Nachhinein sinnierte – informiert worden war, stand sie eine ganze Weile schockiert und wie gelähmt in der Diele des alten Fachwerkhäuschens, in dem sie eine glückliche Kindheit verbracht hatte. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Freitag spätabends war sie in Heiligenburg angekommen und hatte ihren VW-Bus vorerst auf einem Parkplatz am alten Kahnweiher abgestellt. Dort hatte sie auch, obwohl es nicht erlaubt war, unbemerkt drei Nächte verbracht. Bevor sie mit Christoph Kontakt aufnehmen würde, um den Hausverkauf zu besprechen, wollte sie sich erst einmal einige Tage in ihrer alten Heimat umschauen. Sie brauchte Zeit, um die ersten Eindrücke und die vielen

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