Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
gehabt haben.“ Reiser bewegte seinen Unterleib vor und zurück und grinste vor sich hin.
„Reiser, lass das“, brummte Simon und fühlte die Hitze, die sein Gesicht in ein dunkles Rot zu verwandeln schien. Verlegen schubste er Reiser von sich. Es war ihm schon immer unangenehm, sobald die Sprache auf Sex kam oder alles, was damit in Verbindung stand. Dabei fühlte er sich unwohl.
„Was denn, was denn, Mr. Simon wird doch wohl nicht prüde sein?“ Reiser lachte. „Zeig mal, du wirst ja auch rot?“
„Das hat mit prüde überhaupt nichts zu tun, sondern einzig und allein mit Professionalität. Wir sind hier, um zwei Morde an zwei jungen Männern aufzuklären. Zwei Morde, Reiser, an einem Wochenende, und das in meinem Bezirk.“
„Es ist nicht nur dein Bezirk, Simon.“
„Das ist mir klar, Reiser, war auch nur so dahingesagt.“
„Wie hast du es eigentlich geschafft, deinen Sohn zu zeugen?“ Reiser ignorierte seinen Einwand. „Haben sie dir da Alkohol eingeflößt, damit du dich nicht wehren konntest? Du bist echt der Hammer, Junge. Du musst mal wieder ordentlich flachgelegt werden, sonst fällt dir dein bestes Stück irgendwann einmal ab. Was hast du eigentlich in den letzten fünf Jahren während deiner Abwesenheit alles so getrieben? Wahrscheinlich rein gar nichts.“ Schon früher, bevor Simon ins Ausland ging, hatte es Reiser amüsant gefunden, Simon aufzuziehen. Er meinte, er wäre zu steif und zu ernst und wollte ihn ständig aus der Reserve locken. Simon konnte sich nicht daran erinnern, dass es ihm jemals gelungen war.
„Das sagt der Richtige, eine Frau an deiner Seite gab es doch weiß Gott schon ewig nicht.“ Simon war sauer, er hasste es, auf sein Liebesleben beziehungsweise fehlendes Liebesleben angesprochen zu werden. Nicht, dass er keine Chancen bei den Frauen hätte und sich die eine oder andere Gelegenheit keineswegs hatte entgehen lassen. Damit ging er nicht hausieren. Es war nicht das, was er wollte. Es genügte ihm nicht.
„Stimmt, Chef“, erwiderte Reiser ironisch, „da muss ich tatsächlich dran arbeiten, sonst werde ich noch wie du. Sieht ganz danach aus, als ob der Junge weitaus weniger Probleme damit hatte als wir.“
„Ich bin mir da nicht sicher, vielleicht eben nicht und deshalb diese ganze Schublade voll mit dem Zeug. Vielleicht hat er es nicht mehr gebracht.“
„Du meinst von dem Dreck, den er da genommen hat, sind seine Eier geschrumpft? Und er musste die Ladies mit Spielzeug beglücken? Ich weiß nicht, ziemlich weit hergeholt. Viele Menschen benutzen Sexspielzeuge, das ist nichts Außergewöhnliches heutzutage. Aber nachfragen, ob mit ihm da unten alles in Ordnung war, kann ja nicht schaden. Maike kann uns bestimmt mehr dazu sagen.“ Reiser schien sich köstlich zu amüsieren.
Derweil schaute sich Simon in dem unter dem Dach gelegenen geräumigen Schlafzimmer um. Ein großes Doppelbett stand in der Mitte des Zimmers, die völlig zerwühlte Bettwäsche war von der Spurensicherung schon zu weiteren Untersuchungen abgezogen worden. Der Erkennungsdienst war immer noch vor Ort, es gab zu viele Hinweise und die Männer und Frauen von der Spurensicherung hatten alle Hände voll zu tun. Im Kleiderschrank lagen ausschließlich T-Shirts und Jeans, nur die Bundeswehruniform hing ordentlich an einem Kleiderbügel. Neben dem Schlafzimmer lag ein schmales Badezimmer, in dem ein junger Polizist arbeitete und sie freundlich begrüßte, als er sie sah.
„Nur Schlafzimmer und Bad hier oben“, sagte Reiser zu Simon, „unten gibt’s den Wohnraum und die Wohnküche mit einer kleinen Abstellkammer. Das war es. Hübsches kleines Häuschen. Er hat hier alleine gewohnt.“
„Warum geht er nach einem Stelldichein – oder vielleicht hat er ja auch nur geschlafen – ohne Hose und ohne Schuhe in die Garage?“, fragte Simon, während sie die schmale Treppe nach unten gingen. „Das macht doch keinen Sinn. Vielleicht hat man ihm die Hose und die Schuhe ausgezogen, nachdem er ermordet wurde.“
„Hm, glaub ich nicht.“ Reiser zog die Schultern hoch. „Oder aus irgendeinem Grund hatte er keine Zeit mehr, sich vollständig anzuziehen. Es sind halt die Socken, die mich irritieren. Es soll ja Männer geben, die beim Sex die Socken anlassen. Furchtbare Vorstellung.“
„Mal angenommen, du liegst im Bett, aus welchem Grund auch immer – Sex können wir wohl angesichts der Socken ausschließen –, und plötzlich hörst du etwas, etwas, das dich beunruhigt. Was würdest du
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