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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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farbenfrohen Gebäude, die Läden mit den bonbongestreifen Markisen, die Holzschilder in ihren Angeln. Das auffälligste davon war just jenes, das Max in diesem Moment, im Lichte einer Straßenlaterne schwingend, vor sich sah. Es war grün und rot und hatte die Form eines Papageis.
    Sie waren in der richtigen Straße gelandet.
    Der Laden hieß Discos del Loro , und drinnen waren drei Menschen: ein junges asiatisches Pärchen und der Verkäufer, der hinter der Ladentheke saß, ein Buch las und rauchte.
    Er schaute auf, als Max und Benny hereinkamen, und begrüßte sie mit einem Nicken und einem halbwegs freundlichen Lächeln, bevor er sich wieder seinem Buch und seiner Zigarette widmete. Er war ein schmächtiger Schwarzer mit grauem Haar und dünnem Schnauzbart. Das Pärchen war pitschnass, tropfte auf den hellgrünen Linoleumfußboden und schaute geflissentlich die Regale durch, der Mann schien an einer CD interessiert, die er in der Hand hielt, während die Frau die Einrichtung betrachtete.
    Der Laden war nicht sonderlich groß, und ein Gutteil des verfügbaren Raumes wurde von einem gigantischen aufblasbaren Papagei eingenommen, der mit einer dicken Staubschicht auf Rücken und Kopf, Schnabel und Flügeln von der Decke baumelte. Entlang der Wände waren dreistöckige Drahtgestelle voller CDs aufgestellt, von Hand beschriftete neonpinke Pappsterne markierten die verschiedenen Genres: Salsa, Jazz, Merengue, Rap, Reggae, Rock. An den schlichten grünen Wände hingen Schwarz-Weiß-Fotos von kubanischen Musikern. Die meisten zeigten sitzende uralte Männer und Frauen in Dreiteiler und Ballkleid, die faltigen Hände um eine abgenutzte Akustikgitarre verschränkt. Trotz des lauten Regens konnte Max die gedämpfte Trompete von Miles Davis hören, die aus den Lautsprechern drang – oder etwas, das sehr ähnlich klang. Den Song konnte er nicht erkennen.
    Max und Benny sahen sich im Laden um. Während Max überlegte, wie er den Verkäufer am besten ansprechen sollte, wenn er etwas von ihm in Erfahrung bringen wollte – war er eher ein Bargeld- oder ein Charme-Typ? –, gab er vor, die CDs durchzuschauen. Kubanische Rapper benutzten die gleichen posse -Posen wie ihre amerikanischen Kollegen, aber sie fuchtelten nicht mit Waffen herum und hatten keine Pitbulls dabei; die Reggae-Musiker bedienten sich des glücklich-verschwommenen und spirituell-sinnsuchenden Kifferblicks, den sie von Bob Marley abgeschaut hatten; die Rocker zwängten sich in hautenge Jeans und Leder, machten das Teufelszeichen und guckten böse, während die Salsa-Bands allesamt daherkamen wie die Hauskapelle eines Kreuzfahrtschiffes.
    Während das asiatische Pärchen mit dem Regal in der Mitte beschäftigt war, ganz fasziniert von »Ritmos de Santería«, bewegten sich Max und Benny nach rechts in Richtung Fenster. Der Verkäufer schaute nicht von seinem Buch hoch.
    Das übliche Korda-Foto des Che thronte mittig über dem rechten Regal, nur dass dieses auf weiße Pappe geklebt war und ein Zitat als Bildunterschrift trug.
    Toda la música del ›rock-and-roll‹ es decadencia imperialista. Toda la música del rock-and-roll es degenerada. Es el enemigo de la Revolución.
    Max musste lachen. Wie viele Popstar-Radikale des Westens hatten Che-Guevara-T-Shirts getragen? Der echte Che hätte sie auf einem Scheiterhaufen aus ihren eigenen Platten verbrannt. Der echte Che hätte sich mit reaktionären Südstaatlern zusammentun können, für die Rock’n’Roll die Musik des Teufels war.
    Der Verkäufer legte das Buch beiseite, schwang die Beine über den Tresen und ließ sich, Zigarette in der einen, Aschenbecher in der anderen Hand, hinuntergleiten.
    »Tut mir leid, Officer, aber Bon Jovi haben wir grad nicht da«, sagte er zu Max. Sein Akzent war entschieden haitianisch, mit einem Schuss Kuba.
    »Sagten Sie gerade Officer zu mir?«
    »Das ist so ein Spiel von mir, um mich wach zu halten.« Lächelnd zeigte der Verkäufer seine sandfarbenen Zähne, die krumm waren, aber bis auf den linken Eckzahn vollzählig. »Sie sind Amerikaner. Sie sind Soldat. Sie sind in meinem Laden. Und ein Mann Ihres Alters, denke ich mir, hört entweder Country oder Achtziger-Rock. Habe ich recht?«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich Soldat bin?«
    »Ihr Körperbau, Ihre Haltung, Ihre … Art«, sagte der Verkäufer, ihn von oben bis unten musternd, als würde er gerade jetzt seine Schlussfolgerungen ziehen.
    »Was für eine Art?«
    »Sie sind es gewohnt, das Sagen zu haben.« Der Mann zog

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