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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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um sich vorzustellen, aber sie kam ihm zuvor.
    »Er sagte, dass Sie kommen würden.«
    »Wer ist er ?«
    »Sie sind Max, richtig?«
    »Ja.«
    »Max Mingus ?«
    »Genau.«
    Sie hielt sich am Türrahmen fest, lehnte den Kopf daran, ihr Körper sackte in sich zusammen. »Joe ist tot, stimmt’s?«
    »Ja. Er ist tot.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »In Miami geht das als natürlicher Tod durch.«
    »Ist er … ermordet worden?«
    Max nickte. Sie schloss eine Sekunde lang die Augen und atmete tief durch die Nase ein.
    »Ist Vanetta da?«
    »Kommen Sie rein«, sagte sie.
    46
    Sie schloss die Tür hinter ihnen und stellte sich als Sarah Dascal vor, Tochter von Camilo und Lidia. Sie war Vanetta Browns Schwägerin.
    Bevor Max etwas sagen konnte, fing sie an, Benny auszufragen. Max hatte ihn nicht mit hereinbringen wollen, aber noch weniger wollte er ihn im Wagen lassen, wo die Polizei ihn vielleicht finden würde. Beide Optionen waren schlecht, aber letztere noch schlechter.
    Benny nannte ihr einen falschen Namen, ohne mit der Wimper zu zucken. Was tat er hier mit Max? Wieder zögerte er keine Sekunde, sondern erdichtete aus dem Nichts eine Geschichte: Er sei als Anhalter unterwegs gewesen, Max habe ihn bei Ciego de Ávila mitgenommen. Was machte er beruflich? Kellnern. Wohin wollte er? Nach Guantánamo, seinen kranken Vater besuchen. Bei seinen Worten vertiefte sich ihr süffisantes Grinsen, und ihre Lippen bekamen ein starkes Gefälle, eine Hälfte zeigte nach oben, die andere nach unten.
    Fast unmerklich auf den Absätzen wippend, musterte sie Benny von oben bis unten, ihr Blick wanderte von seinen Augen zu der Wunde, die mittlerweile ein tiefes Violett angenommen hatte, dann zu seinen Kleidern, dem T-Shirt, das ihm in dunklen Flecken an der Brust klebte, den nassen Jeans und den triefenden Turnschuhen, bevor sie ihm wieder in die Augen sah. Sie fragte ihn, was passiert sei, woher er den Schnitt habe. Unwillkürlich trat Benny einen Schritt zurück in Richtung Tür, als wollte er aus einem Scheinwerferlicht heraustreten, das ihn plötzlich erfasst hatte. Er stammelte etwas von einem Unfall. Was für ein Unfall? Er antwortete nicht. Seine Lippen bewegten sich, aber seine Stimme war in Deckung gegangen. Sie schnaubte verächtlich. Benny senkte den Kopf wie ein gescholtenes Kind, als schämte er sich in Grund und Boden.
    Sie drehte sich zu Max um. Sie war ein gutes Stück größer als er, schlank, fast mager, die Kurven, die sie haben mochte, waren unter einer weiten braunen Cordhose und einem karierten Hemd versteckt, das ihr ein paar Nummern zu groß war. Er schätzte sie auf Ende vierzig, vielleicht etwas älter. Ihr Gesicht hatte einen ebenmäßigen Teint, sah aber müde und faltig aus, der Kummer darin wurde noch verstärkt von den viel zu schwarzen Locken, die sie so kurz trug, dass sie ihre abstehenden Ohren nicht bedeckten, die aussahen wie die angeschlagenen Henkel einer alten Suppentasse.
    »Folgen Sie mir«, sagte sie.
    Sie gingen durch den Flur in ein großes Wohnzimmer mit zwei Verbindungstüren und grau-weiß gestreifter Tapete, die dem Raum die Anmutung eines Käfigs verlieh. Sie führte sie zu zwei einander gegenüberstehenden schwarzen Ledersofas mit einem langen Couchtisch dazwischen und fragte, ob sie einen Tee wollten. Max sagte ja, und sie verschwand.
    Max vermutete, dass der Strom ausgefallen war, weil der Raum von einem halben Dutzend Öllampen erhellt wurde, die auf dem Fußboden standen. Die Flammen tanzten in der Dunkelheit des Zimmers, die sich um sie herum verdichtete. Es roch nach altem Zigarrenrauch und frischem Paraffin. Hinter sich hörte er eine Uhr ticken, in der Zimmerecke landete alle paar Sekunden ein Wassertropfen in einer Metallschüssel. Er sah, dass einige Möbel und alle Bücherregale mit dicker Plastikfolie bedeckt waren. Es erinnerte ihn an den Tatort eines Mordes.
    Sie kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem eine große Teekanne aus Aluminium und drei Tassen standen, schenkte allen ein und gab in jede Tasse eine Zitronenscheibe.
    Dann nahm sie Max gegenüber Platz, trank einen Schluck Tee und fing in perfektem Englisch an zu sprechen. Ihr Akzent verriet britische und australische Wurzeln. Sie sprach in kurzen Schwallen, abgeschlossenen Monologen, die knappe, präzise Informationen enthielten, zwischendurch machte sie Pause, um einen Schluck Tee zu trinken, dann redete sie weiter. Die kurzen Intervalle der Stille wurden von der Uhr und dem tropfenden Leck im Dach untermalt.
    Ihre

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