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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Glas. Er hatte White Flights Wohnung gefunden: ein aus blauen Kunststoffplanen, Stangen und Ziegelsteinen zusammengeschustertes Zelt, drinnen ein geflickter Schlafsack und daneben ein Einkaufswagen mit einem Haufen schmutziger Lumpen und allerlei Krimskrams. Für einen Obdachlosen die ideale Bleibe.
    Max kehrte zu den Reifenspuren und dem Blut zurück. Nach der Lage der Spuren ging er davon aus, dass der Wagen schnell in die Gasse eingebogen war und White Flight um ein Haar überfahren hätte. Der Obdachlose hatte mit seiner Flasche nach dem Wagen ausgeholt, der Fahrer hatte auf ihn geschossen.
    Max ging in den Buchladen zurück und gab dem Mann seine Karte.
    »Haben Sie vielleicht den Wagen gesehen?«
    »Nein. Aber ein paar Leute, mit denen ich geredet habe, meinten, sie hätten einen braunen Sierra aus der Gasse kommen sehen. Das Kennzeichen haben sie sich nicht gemerkt.«
    »Wissen Sie, wie White Flight richtig heißt?«
    »Nein. Bin mir nicht mal sicher, ob er das weiß.« Der Mann warf einen Blick auf die Karte und zog die Stirn in Falten. »Max Mingus?«
    »Ja. Ich weiß, was Sie jetzt sagen werden. Und ich bin nicht mit Charles Mingus verwandt. Mein Vater war Jazzmusiker, hat auch Kontrabass gespielt. Er war ein großer Fan von Mingus, deshalb hat er seinen Namen angenommen.«
    »Ich bin Lamar Swope.«
    Sie gaben sich die Hand. Max bemerkte den Obama/Biden-Button auf seinem Hemd: »Wählen Sie den Wandel.«
    »Wissen Sie, als Sie hier reinkamen, sind Sie mir gleich irgendwie bekannt vorgekommen«, sagte Lamar.
    Heutzutage reagierte Max entweder ausweichend oder abwehrend, wenn ihn jemand zu erkennen glaubte. Meist waren es irgendwelche Verrückten, die im Internet von den Morden gelesen hatten, wegen derer er im Knast gelandet war, oder Journalisten, die ein Buch schreiben oder eine Dokumentation drehen wollten. Man hatte ihm schon sehr viel Geld für seine Geschichte geboten, aber er hatte nie ernsthaft darüber nachgedacht. Aus zwei Gründen: Er wollte damit kein Geld verdienen, und er wollte nicht, dass jemand zu tief in seiner Vergangenheit grub.
    »Sie nennen sich immer noch ›Pétion-Mingus Ermittlungen‹.« Swope klopfte auf die Karte. »Ich kannte Yolande.«
    »Ach ja? Woher?«
    »Bei der Buchmesse hier in Miami habe ich ihr ein paar Mal bei einer Veranstaltung ausgeholfen. Haben die den Kerl gekriegt, der sie umgebracht hat?«
    »Nein.«
    Nein, sie hatten ihn nicht gekriegt.
    »Ich hab was für Sie. Rühren Sie sich nicht vom Fleck.« Lamar Swope ging nach hinten und kam mit einem kleinen Plastikbeutel zurück, der eine 45er-Patronenhülse enthielt. »Die habe ich direkt da gefunden, wo White Flight lag. Ich hab sie nicht angefasst. Hab sie mit dem Kugelschreiber aufgehoben, genau wie im Fernsehen.«
    »Danke.« Max nahm den Beutel und schob ihn in die Hemdtasche. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir eine Mail.«
    »Mach ich. Meinen Sie, Sie kriegen den Kerl, der Eldon Burns erschossen hat?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Warum machen Sie das dann? Ist doch gefährlich, Mörder zu jagen. Und … nichts für ungut, aber in Ihrem Alter …«
    Max musste lachen. »Hier geht es nicht nur darum, den Mörder zu kriegen, Lamar. Uns geht es darum, einer Geschichte ein Ende zu setzen, die Eldon damals losgetreten hat. Der ganze Scheiß, der damals dazu führte, dass Liberty City 1980 brannte.«
    »Ich erinnere mich noch gut an die Zeit. Ich erinnere mich an die Unruhen«, sagte Swope. »Meine Großeltern haben damals ihr Haus verloren. Ist abgefackelt worden. Mein Opa hat gern gelesen. Er hat ständig gelesen. Noch im Schlaf hat der gelesen. Er hatte überall Bücher. Irgendwer hat ihnen eine Brandbombe durchs Fenster geworfen. Keine Ahnung, warum. Ich hoffe, es war ein Unfall. Das Haus hat in null Komma nichts lichterloh gebrannt, wegen der ganzen Bücher.
    Dieser Laden, das ist meine Hommage an meinen Großvater. Er hat mir das Lesen beigebracht und die Liebe zu Büchern. Hier kommt kaum einer rein, um ein Buch zu kaufen. Das meiste Geld verdiene ich mit den Gedächtnis-Shirts und dem Restaurant. Trotzdem behalte ich den Buchladen, in Erinnerung an meinen Großvater.«
    »Das ist nobel«, sagte Max.
    »Auch wenn’s nichts bringt, richtig?«
    »Vielleicht nicht. Aber immerhin haben Sie einen guten Grund für das, was Sie tun. Im Gegensatz zu den meisten Menschen.«
    5
    Für jemanden, dem man eine Kugel in den Hals gejagt hatte, der den halben Kiefer und einen Teil

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