TODESSAAT
entgegengetreten ist.«
»Ihr lasst Volses Tod allzu sehr an Eurem Verstand nagen«, beschied Shaithis ihm. »Doch wie dem auch sei – und wie schon einmal gesagt: gewarnt sein, heißt gewappnet sein. Des Weiteren: Diesmal sind wir zu dritt. Arkis und ich, wir tragen unsere Kampfhandschuhe bei uns, die schon gefährlich genug sind, und Ihr selbst seid mit diesen noch gefährlicheren Sichelklauen gesegnet. Und überhaupt, wir waren uns doch bereits einig, dass die Bestie sich in jener ersten Höhle verkrochen hat. Ich für meinen Teil ...« – er unterbrach sich, um ein weiteres Mal in der Höhlenluft zu schnüffeln – »ich halte es zumindest für wahrscheinlich, dass der Meister dieses Berges hier eine Art Täuschung gewirkt hat; er hat seinen Schatten auf diesen Ort geworfen und den Geruch des Todes hinterlassen. Doch ein Geruch ist nur ein Geruch, und ich wittere auch ein gutes Gelingen! Ich bin dafür, hineinzugehen.« Er blickte von Fess zu Arkis.
Arkis wiegte den Kopf. »Wenn dieser so genannte Herr des Berges da drin gewisse Labsale gehortet hat, bin ich dabei, Shaithis. Mir steht das Notleiden bis obenhin, so sehr, dass mir die Fangzähne schmerzen! Dickes, rotes Blut für meinen Bauch, das könnte mir jetzt schon gefallen, und ein Weib für meine Liegestatt! Haltet Ihr es für möglich, dass es ein Harem ist, den er so eifersüchtig hütet?«
Shaithis zuckte die Achseln. »Ich habe mich nie für Geschichten interessiert«, sagte er. »Doch Gerüchte hörte ich wohl, dass nicht wenige Lords ihre Konkubinen in die Verbannung mitschleppten. Man kann nicht sagen, was dort drin zu finden ist, solange wir nicht nachsehen.«
»Ein paar Leckerbissen«, polterte der Ferenc, und die Zunge huschte ihm über die Lippen, »könnte ich jetzt schon vertragen. Also, vorwärts! Arkis, Ihr geht voran!«
»Das klingt mir doch nach dem geborenen Kommandeur«, sagte Shaithis mit eisigem Spott. »Und, Fess? Seid Ihr es plötzlich, unser aller Kommandeur – einfach so?«
»Bah!«, erwiderte der Ferenc. »Wenn niemand sich entschließt, stehen wir für alle Zeiten hier. Also, lasst mich die Führung übernehmen ...!«
Was genau in Shaithis’ Sinn war.
Die Dunkelheit im Innern des Berges war für die Vampir-Lords wie Tageslicht; mehr noch, sie zogen sie dem Glanz des Nordlichts und der Sterne vor. Der Ferenc stapfte zielstrebig voran, wo der Weg frei war, und schob sich eher langsam und vorsichtig dahin, sobald Steintrümmer die Sicht versperrten, der Höhlengang sich in jähen Windungen schlängelte oder wenn die unebene Decke tief und schrundig durchhing. Auch dem Boden widmete er seine volle Aufmerksamkeit; hier und da hatten dereinst Gasblasen die Lava zur Eruption gebracht. Scharf gezackte Höcker mit kreisrunden, kraterähnlichen Öffnungen im ansonsten sanft gewellten Untergrund zeugten bis heute davon. Zudem gab es andere, natürliche Felsspalten oder Scharten, von denen Risse ausstrahlten. Doch der Ferenc folgte unterschütterlich dem uralten Hauptkanal der Lava.
Arkis hielt sich etwa einen Schritt hinter ihm und hatte seinerseits Shaithis dicht auf den Fersen. Während sie weiter in die Tiefe vordrangen, wich das bedrückende Gefühl, belauert zu werden, ein wenig. Das machte es (zumindest für Schrecktod und den Ferenc) einfacher, die Theorie doch noch zu akzeptieren, der Bewohner des Vulkans habe vorsätzlich gewisse Ausdünstungen von Angst im Eingang der Höhle gewirkt, um mögliche Eindringlinge abzuschrecken.
Shaithis blieb auf der Hut, hielt seine Gedanken kontrolliert und aufs Sorgfältigste getarnt, obwohl ihm nur zu sehr danach war, gerade jetzt mit Shaitan in Kontakt zu treten. Doch er wagte es nicht! Nicht, wo Fess und Arkis so nahe waren und mit ihren unermesslich scharfen Wamphyri-Sinnen nach dem geringsten Hinweis mentaler Aktivität witterten. Unablässig bewegten sie sich weiter voran; tiefer hinein, hinab ins Innere des Felsens.
Plötzlich befahl der Ferenc mit einem Zischen Halt: »Wir haben den Weg mindestens zur Hälfte hinter uns. Zeit für einen Wechsel!«
»Was redet Ihr denn da, zur Hölle!«, grunzte Arkis. Sein barscher Ausruf klang wie das Getöse einer Lawine und trieb hallende Echos wie Trümmer umher.
»Dummkopf!«, wisperte Fess, kaum dass der schlimmste Lärm sich gelegt hatte und er sich wieder verständlich machen konnte. »Was nützt es, Fledermaus-Sinne zu haben, imstande zu sein, das vor uns Liegende wie ein Wolf zu wittern und den Verstand im Gleichklang mit dem der
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