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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Kopien vor ihm, und noch während er sie in einen Umschlag steckte, kam auch der Anruf des Ministers. »Was ist los, Clarke?«
    »Sir, ich hatte gerade Harry Keogh am Telefon.«
    »Und?«
    »Er wollte Kopien im Fall der von dem Serienkiller ermordeten Mädchen. Sie werden sich daran erinnern, dass wir ihn in diesem Fall um Hilfe gebeten haben.«
    »Ich erinnere mich daran, dass Sie um seine Hilfe gebeten haben, Clarke. Ich bin mir da nicht so sicher, ob das gut ist. Ich glaube sogar, wir sollten unsere Haltung Keogh gegenüber überdenken!«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Ich weiß, er hat dem Dezernat gelegentlich geholfen, und ...«
    »Gelegentlich?«, unterbrach ihn Clarke entrüstet. »Und ›geholfen‹? Wenn er nicht wäre, gäbe es uns alle längst nicht mehr! Wir können ihm nicht dankbar genug sein. Wir alle wären ohne ihn nicht mehr am Leben – und ich meine wirklich ALLE!«
    »Die Dinge ändern sich, Clarke«, sagte sein unsichtbarer, unbekannter Gesprächspartner. »Ihr seid ein eigenartiger Haufen – das soll keine Beleidigung sein – und Keogh ist der Eigenartigste von allen. Dabei gehört er nicht einmal zu euch. Deshalb wünsche ich, dass Sie von nun an keinen Kontakt mehr zu ihm haben. Aber ich bin mir sicher, dass wir später noch von ihm sprechen werden.«
    Jetzt schrillte die Alarmglocke noch lauter. Wenn er sich mit dem zuständigen Minister unterhielt, erschien dieser ihm jedes Mal wie ein aalglatter Roboter, und diesmal war dieser Eindruck noch stärker. »Und was ist mit den Polizeiberichten? Bekommt er die?«
    »Ich glaube – nein! Halten wir ihn auf Abstand, klar?«
    »Gibt es etwas an ihm, worüber wir uns Gedanken machen müssten?«, ging Clarke direkt auf sein Ziel zu. »Sollten wir ihn vielleicht überwachen?«
    »Nun überraschen Sie mich aber!«, sagte sein Gesprächspartner so verbindlich wie immer. »Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass Sie mit Keogh befreundet sind.«
    »Das war einmal.«
    »Zweifellos war das damals auch von Vorteil. Aber wie ich schon sagte, ändern sich manche Dinge. Wir werden auf die eine oder andere Weise noch mit ihm zu tun bekommen. Inzwischen – gibt es noch etwas anderes?«
    »Eine Kleinigkeit nur ...« Clarke verzog zwar das Gesicht, blieb aber bei seinem neutralen Tonfall. »Es hat mit Paxton zu tun.« Es klang wie zuvor bei Harry völlig nebensächlich.
    »Paxton?« Er hörte fast, wie der andere nach Luft schnappte. Dann fing er sich wieder und fragte zurück: »Paxton? Aber an dem haben wir doch keinerlei Interesse mehr, oder?«
    »Ich habe bloß noch einmal seine Akte durchgeblättert«, log Clarke. »Mir scheint, wir haben da einen guten Mann gehen lassen. Waren wir mit seiner Entlassung nicht ein wenig übereifrig? Eigentlich können wir es uns nicht leisten, solche Talente ziehen zu lassen.«
    »Clarke«, seufzte der Minister, »Sie tun Ihren Job und ich meinen. Ich stelle Ihre Entscheidungen doch auch nicht in Frage, oder?«
    Wirklich nicht?
    »Und ich würde es begrüßen, wenn Sie meine auch nicht in Frage stellten. Vergessen Sie Paxton – der ist draußen!«
    »Wie Sie wünschen. Ich werde ihn trotzdem ein wenig im Auge behalten. Zumindest aus der Entfernung. Wir sind ja schließlich nicht die Einzigen, die mit Gedankenspionen arbeiten. Es wäre unangenehm, wenn die Gegenseite ihn rekrutieren würde ...«
    Nun regte sich der Minister allmählich auf. »Im Augenblick haben Sie genug anderes zu tun!«, fauchte er. »Lassen Sie Paxton in Ruhe. Sie können ihn ja von Zeit zu Zeit überprüfen – sobald ich es anordne!«
    Clarke war nur dann höflich, wenn andere es zu ihm waren. Er war selbst eine viel zu wichtige Persönlichkeit, um sich so mir nichts, dir nichts abfertigen zu lassen. »Beherrschen Sie sich, Sir!«, grollte er. »Alles, was ich sage oder mache, ist zum Besten des Dezernats, glauben Sie mir – sogar dann, wenn ich jemandem auf die Füße trete.«
    »Sicher, sicher.« Nun klang es wieder verbindlicher. »Aber wir sitzen im gleichen Boot, Clarke, und niemand kann alles wissen. Also versuchen wir, uns gegenseitig zu vertrauen, ja?«
    Aber sicher doch, SIR! Toll! »Ganz in meinem Sinn«, sagte Clarke laut. »Tut mir leid, wenn ich Ihre Zeit so lange in Anspruch genommen habe.«
    »Schon gut. Wir unterhalten uns bestimmt bald wieder.«
    Clarke legte auf und starrte das Telefon noch eine Weile finster an. Dann klebte er den Umschlag mit den Polizeiunterlagen zu und schrieb Harry Keoghs Adresse darauf. Er löschte das Gespräch mit

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