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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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du gekommen bist, war ich allein. Was, glaubst du, würde Shaithis wohl mit mir – mit Karen, der verräterischen Wamphyri-Schlampe – anstellen, sollte er die Eislande überleben und jetzt zurückkehren? Soll ich mich vielleicht seiner Gnade ergeben? Hah, nein, nicht solange ich noch eine Möglichkeit habe, ihn auf Leben und Tod zu fordern!«
    »Ihn zu fordern?« Angesichts ihrer flammenden Haare und des funkelnden Blicks durchfuhr Harry erneut der Gedanke: Sie ist ein Vulkan, durch und durch!
    Laut sagte er: »Wie willst du ihn denn fordern?«
    Wieder warf sie den Kopf in den Nacken. »Nun, bevor ich es zulasse, dass Shaithis mir Gewalt antut, begebe ich mich lieber in die Gewalt eines viel tödlicheren, wenn auch treuloseren Liebhabers. Ich wollte auf meinen Flugrochen steigen und Richtung Süden fliegen, über die Berge und Sunside hinweg direkt in die gleißende Sonne hinein. Soll Shaithis mir doch dorthin folgen, wenn er es wagt, mitten hinein in die Eruptionen aus Gas und explodierendem Fleisch und das absolute Nichts. So sei es!«
    Harry zog sie in seine Arme, und sie gab ihm ohne Widerstreben nach. »So weit wird es nicht kommen«, sagte er mit belegter Stimme und strich ihr übers Haar. Langsam beruhigte sie sich. »Nicht solange ich noch ein Wörtchen mitzureden habe.« Doch dem inneren Auge des Necroscopen hatte sich, verborgen selbst vor Karens telepathischen Kräften, eine Szene aus der Zukunft eingeprägt, die ihn nicht losließ, so sehr er sich auch dagegen wehrte.
    Das Bild einer Zukunft aus Feuer und geschmolzenem Gold. Eine von den blutroten, alles verzehrenden Flammen einer ultimativen Hölle umrahmte Untergangsvision ...

VIERTES KAPITEL
    In den bienenstockartigen Höhlen, den ausgebrannten unterirdischen Gängen und unheimlichen Magmasse-Ebenen des Perchorsk-Projekts herrschte seit geraumer Zeit eine rege Betriebsamkeit. Sechs Tage waren vergangen, seit Harry Keogh seinen nächtlichen Rundgang mit Projektdirektor Viktor Luchov unternommen hatte, um anschließend auf einem PS-starken amerikanischen Motorrad in den inneren Kern einzudringen. Daraufhin hatten sie alles so weit umgebaut, dass es endgültig abschreckend wirkte. Alles war an seinem Platz, um das Tor ein für alle Mal zu versperren. Luchov konnte nur hoffen, dass es funktionierte.
    Er stand tief unten im Zentrum auf dem Ring, den die schuppenartig angeordneten Platten um das Dimensionstor herum bildeten. Im Moment führten sie keinen Strom, weil sie gerade erst gereinigt und auf Hochglanz gebracht worden waren. Luchovs Blick verharrte in stummer Ehrfurcht auf den Gerätschaften, die dazu bestimmt waren, jeglichen Verkehr durch das Tor zu unterbinden – ein Paar der höchsten Geheimhaltung unterliegender Tokarev Mk II Kurzstreckenraketen (im allgemeinen Sprachgebrauch: nukleare Exorcets), die auf der kompakten, raupengetriebenen Lafette ihres silbergrauen Abschuss- und Lenkmoduls montiert waren. Hinter den getönten Gläsern seiner Schutzbrille waren die Augen des Projektdirektors kaum mehr als schmale Schlitze, so, als sei seine Miene in einem Ausdruck des Schmerzes oder der Abscheu erstarrt; denn Moskau hatte ihm die Verantwortung dafür übertragen, dass die Tokarevs scharf waren und das Ziel einprogrammiert. Er wusste nur zu gut, was er hier vor sich hatte, wusste, dass die schlanken Stahlkörper mit entsetzlichen Geschossen aus hochgiftigem Metall bestückt waren, die im Moment nur darin ruhten, bereit, innerhalb eines Augenblicks heulend zum Leben zu erwachen. Ein Knopfdruck genügte.
    In der Nähe der Tokarevs war eine Gruppe von Militärtechnikern in weißen Kitteln damit beschäftigt, halbautomatische und computergesteuerte Systeme, elektrische Anschlüsse, die Höhe der Strahlenbelastung und andere Instrumentenanzeigen wieder und wieder zu prüfen.
    Ihr Vorgesetzter, der dem Projektleiter unmittelbar unterstellt war, berührte Luchov am Arm und ließ ihn erschreckt zusammenfahren.
    »Ja, was wollen Sie?«, herrschte der Direktor ihn an, vergeblich darum bemüht, seine nervöse Reaktion zu verbergen.
    Der Mann war jung, nicht älter als sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig, aber bereits Major. Auf dem Kragenspiegel prangte sein Rangabzeichen, eine Krone in einem stilisierten Atomkern. Letzterer wies ihn als Angehörigen eines Sonderverbandes der Artillerie aus. »Herr Direktor«, begann er seine förmliche Meldung, »wir sind in Stellung. Von jetzt an bis zu dem Zeitpunkt, an dem es notwendig werden wird, diese Waffen

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