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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Lage.
    »Das stimmt«, sagte Harry. »Wir könnten es jetzt gleich in Angriff nehmen, aber ich will deine Stimmung nicht ausnutzen. Die Entscheidung liegt ohnehin bei dir.«
    Also ... wann?
    »Morgen.«
    Danach unterhielten sie sich noch eine Weile über die alten Zeiten. Schade nur, dass sie keine schönen Erinnerungen daran hatten. Sicher, es war Gutes dabei herausgekommen, doch damals war es höllisch für sie gewesen.
    Nachdem die Unterhaltung etwas eingeschlafen war, sagte Trevor plötzlich: Harry, weißt du, dass Paxton dich nach wie vor beobachtet? Jordan war es auch gewesen, der Harry auf den Gedankenspion aufmerksam gemacht hatte, wofür der Necroscope ihm immer noch dankbar war. Aber seither hatte ihn seine eigene Intuition jedes Mal alarmiert, wenn sich der Telepath in der Nähe befand.
    Seine erste, instinktive Reaktion auf dieses Problem hatte darin bestanden, eine Gabe zu aktivieren, die Harold Wellesley ihm vermacht hatte, der frühere Chef des E-Dezernats, der Selbstmord begangen hatte, nachdem er als Doppelagent entlarvt worden war. Wellesleys Gabe war ein Negativum gewesen: Sein Verstand war auch für den stärksten Telepathen völlig undurchdringlich, sicher wie der Tresor einer Bank. Als Wiedergutmachung hatte er diese Fähigkeit zur geistigen Blockade an Harry weitergegeben.
    Natürlich handelte es sich auch bei dieser Gabe um ein zweischneidiges Schwert. Wenn man seinen Feinden die Tür vor der Nase zuschlägt, dann auch seinen Freunden. Und wenn man in einer tiefen Höhle die einzige Fackel löscht, sehen alle nichts mehr. Harry hätte den Lichtschein bevorzugt und lieber gewusst, ob Paxton in der Nähe war und was er gerade unternahm.
    Selbstredend war es anstrengend, diese Blockade ständig aufrechtzuerhalten. Es kostete Kraft, und bei dem emotionalen Stress, dem er nun andauernd unterlag, hatte er das Gefühl, seine Batterien seien allmählich leer.
    Jetzt war es an Harrys Intuition und der wachsenden Intelligenz des Dings in ihm, den Gedankenspion seinerseits zu überwachen. Die Kräfte des jungen Wamphyri, gekoppelt mit denjenigen, die Harry bereits besaß, würden auch zu einer Art von Telepathie führen – und zu weiteren ESP-Fähigkeiten. Doch es würde bestimmt nicht schaden, Jordans Fähigkeiten dabei ebenfalls zur Verfügung zu haben.
    Trevor Jordan hatte diese Gedanken natürlich auch vernommen. Harry, lass dir deswegen keine grauen Haare wachsen. Nimm alles, was ich dir geben kann. Jetzt, oder nachdem du ... es ... an mir ausprobiert hast, das spielt keine Rolle. Ich werde meine Meinung nicht ändern. Du wirst es benutzen, um dich zu schützen, aber mit Sicherheit nicht, um uns damit wehzutun.
    »Uns?«
    Den Menschen, meine ich, Harry. Ich glaube nicht, dass du einem Menschen schaden würdest.
    »Ich wünschte, ich wäre mir da so sicher wie du. Aber Fakt ist, dass ich es nicht mehr sein werde. Oder vielleicht schon noch ich, aber stark verändert!«
    Dann musst du dich eben an deinen Plan halten. Wenn du merkst, dass es so weit ist, dann hau ab, so schnell du kannst.
    »Aus meiner eigenen Welt vertrieben!«, grollte der Necroscope.
    Entweder das, oder du lässt eben den Geist aus der Flasche!
    »Du bist verdammt ehrlich, Trevor!«
    Dazu sind Freunde doch da, oder?
    »Auf gewisse Weise bist du ja auch ein Geist in der Flasche!« Harrys Wamphyri-Seite kam in ihm hoch, wieder einmal wollte er streiten. Jordan hatte es noch nicht bemerkt. Er war ohnehin bemüht, die Unterhaltung auf einer leichten, humorvollen Ebene zu halten.
    Vielleicht rühren diese alten arabischen Legenden ja genau daher? Ein Mann mit der notwendigen Macht, der die magische Formel kennt und einen mächtigen Geist aus dem Staub in einer Flasche, einer Urne, beschwört? Was wünschst du, oh Meister?
    »Was ich wünsche? Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nie geboren worden!« Harrys Stimme wirkte genauso angespannt wie sein Gesicht.
    Jetzt spürte es auch Jordan. Die Dualität Harrys, die fremdartigen Gezeiten in Harrys Blut, die an der Küste seines Willens nagten, den Schrecken, der seine menschliche Herkunft herausforderte, der immer stärker wurde, Tag um Tag.
    Du bist müde, Harry! Du solltest dir ein wenig Zeit zum Schlafen nehmen.
    »Ausgerechnet nachts?«, schmunzelte der Necroscope auf seine trockene, finstere Art. »Das liegt nicht in meiner Natur, Trevor!«
    Du musst dagegen ankämpfen!
    »Ich habe dagegen angekämpft!« Harrys Grollen wurde tiefer. »Ich tue die ganze Zeit nichts anderes!«
    Jordan

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