TODESSAAT
des Vampirs, seiner Entschlossenheit, sich ans Leben zu klammern, ganz gleich, wie hoffnungslos die Umstände, wie groß die Seelenqualen über unzählige Zeitalter hinweg auch sein mochten. Der Lord Shaitan war schlicht zu alt geworden, als dass sterbliches menschliches Fleisch ihn noch versorgen könnte, und so war sein ursprünglicher Leib wohl Stück um Stück verrottet und vom metamorphen Organismus des in ihm wohnenden Vampirs ersetzt worden. Der er nun in der Tat war .
Hässlich? Das Resultat war furchtbar; insbesondere, da Shaithis es im Traum gesehen hatte – wo es endgültig zur Verkörperung eines jeden Albtraums seiner Adeptenjahre wurde.
Nun wusste er also, welches Schicksal Shaitan in seiner Einsamkeit im Eis ereilt hatte – er wusste um Shaitans Evolution, nein, Degeneration vom Menschen-Vampir oder Wamphyri zum reinen Vampir. All das stand in den ungeheuer wissenden, hasslodernden, abgrundtief bösen, niemals blinzelnden Scharlachaugen des Blutegel-Dings unter der Kobra- Kapuze .
Und dieser Hass ...! Nicht der zügellose, unbeseelte Hass im siedenden Blick einer Kriegerkreatur oder im leeren, lidlosen Starren der gewaltigen, stets nickenden Flügler, und gewiss nicht derjenige der wässrig-öde glotzenden menschlichen Leitungen. Nein, hier offenbarte sich eine böse, verderbte Intelligenz – und sie hatte ihn wissen lassen: Dies war keinem morbiden Experiment entsprungen, sondern eine echte Mutation.
Ebenso hatte er gewusst, dass dies hier wahrhaftig Shaitan der Ungeborene war, genannt der Gefallene. Der, von dem es in allen Wamphyri-Legenden hieß, seine Bösartigkeit übersteige die aller anderen Menschen und Kreaturen bei Weitem ...
SECHSTES KAPITEL
Shaithis hatte seine mentale Abschirmung fallen lassen, sein Verstand war offen zugänglich, als er nun vollends aus dem Schlaf erwachte. Und etwas Dunkles wartete darauf, seine Verwirrung auszunutzen. Es war Shaitan, natürlich; selbst aus dieser Entfernung war die glucksende, gehässige Stimme nicht zu verkennen.
Bösartig heißt du mich? Nein, Unrecht geschah mir. Unrecht seitens der Wamphyri, meiner eigenen Art! Denn ich war stärker als sie, und so fürchteten sie mich. Und du, Sohn meiner Söhne? Fürchtest du mich auch? Sieh nur, wie du allein wegen meiner Stimme ins Wachsein schreckst, als sei ich ein VERHÄNGNIS, das auf dich herabzubrechen scheint, und nicht deine Erlösung.
Shaithis suchte seinen Verstand abzuschotten ... und zögerte. Sein scheußlicher Vorfahr war der Herr des erloschenen Vulkans, oder etwa nicht? Welchen Schaden konnte er ihm von dort aus wohl zufügen? Vielleicht war dies die perfekte Gelegenheit, mehr über ihn zu erfahren, ohne dass die anderen etwas davon mitbekamen.
Shaithan las diese Gedanken in Shaithis’ Verstand und gluckste einmal mehr. Aye, gurgelte seine mentale Stimme, es würde nichts taugen, sie an unseren Geheimnissen teilhaben zu lassen. Nicht, bevor es zu spät ist. Zumindest für sie.
Shaithis legte sich zurück, verengte die Augen zu Schlitzen, warf einen kritisch forschenden Blick über das glitzernde Innere der Eisburg und ließ ihn schließlich auf den zusammengekrümmten Gestalten von Fess Ferenc und Arkis Leprasohn ruhen. Mit seinem Wamphyri-Sinn rührte er vorsichtig an die schwachen mentalen Barrieren, die sie um ihren schlafenden Verstand herum aufgetürmt hatten, und überzeugte sich davon, dass sie tatsächlich schliefen.
Nun endlich antwortete er jener düsteren Intelligenz, die von sich selbst behauptete, sein Ahn zu sein: Ich denke, ich bevorzuge die Art, wie es im Moment vonstatten geht, Shaitan – geradeheraus, aye, und nicht von Träumen umhüllt. Nichtsdestotrotz war es klug von Euch, Euch derart Zugang zu meinem Innersten zu verschaffen. Niemals wäre dies einem meiner so genannten Ebenbürtigen unter den Wamphyri gelungen.
Sie sind nicht von deinem Blut, antwortete Shaitan. Oder nicht von meinem. Dein und mein Geist sind miteinander verflochten, Shaithis, wie die von Zwillingsbrüdern. Es ist ein Zeichen dafür, dass du ein wahrer Sohn meiner Söhne bist, sodass wir wie einer sind. Es ist bestimmt, dass wir wie einer sind und über alles Missgeschick triumphieren, bevor wir uns weiteren, noch unvorstellbaren Siegen zuwenden.
Aye, stimmte Shaithis mit einem Nicken zu und fragte: In dieser und in anderen Welten, wie Ihr angedeutet habt. Ich denke, es könnte interessant sein, mehr darüber zu erfahren. In der Tat reizt es mich außerordentlich, Starside von den fremden
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