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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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sie scharfsinnige, durchdringende Augen.

    Die Gutscheine in Bartholomews Brieftasche, die sie in der Asservatenkammer der Polizei gefunden hatte, waren aus einer Zeitung ausgeschnitten worden; Gutscheine, die der Sorgfältigkeit nach, mit der sie herausgetrennt worden waren, offensichtlich genutzt wurden.
    »Mr. Bartholomew war ja Witwer«, fing Grace an, »und Frühstück ist eine ziemlich zeitintensive Mahlzeit, vor allem, wenn man zur Arbeit muss. Ich dachte an meinen eigenen Großvater, der sich mit einer Gruppe von Männern einmal die Woche in einem Cafe traf. Jahrelang jede Woche.«
    »War Ihre Großmutter bereits tot?« Raymond nahm ein Stück Schinken und einen Schluck Kaffee.
    »Nein, sie machte nur furchtbare Pfannkuchen.« Raymond lächelte. Er hatte welliges, graues Haar, das er zu einem Mittelscheitel frisiert hatte. Auf der hohen Stirn sprossen Altersflecken. »Also gehen Sie von Restaurant zu Restaurant, bis jemand dieses Foto erkennt?«
    »Ja, so ähnlich.«
    Eine Kellnerin bemerkte Grace, als sie mit dampfenden Tellern vorbeiging, und nickte ihr zu. Grace nickte zurück.
    »Seit wie vielen Jahren treffen wir uns jetzt schon hier mit ihm?«, fragte Raymond.
    »Zwei«, antwortete Arnie.
    »Und ein paar Monate«, fügte Wes hinzu. »Wisst ihr noch, Lizzie, Teds Frau, starb in jenem Sommer an Krebs. Und danach sahen wir Ted ganz allein am Tresen sitzen. Er wirkte wie ein Kind, das sich verlaufen hatte. Wir nahmen ihn in unsere Gruppe auf. Das Erste, was er tat, war, ein Gruppenfoto von uns aufzunehmen.«
    Grace blinzelte.
    »Gab uns nicht mal einen Moment, uns darauf vorzubereiten.« Wes schüttelte den Kopf. »Ich benutze diese Gurkenmaske, wenn ich weiß, dass ich fotografiert werde, die gibt meinem Teint so ein pfirsichartiges Glänzen.«

    »Der Rest von uns kommt schon wie lange hierher?«, fragte Arnie. »Seit zehn Jahren?«
    »Ja, seit zehn Jahren«, stimmte Raymond zu.
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Am Dienstagmorgen«, antwortete Arnie. Die Finger an seiner Sprechhilfe zitterten. »Wir treffen uns immer dienstags, donnerstags und sonntags.«
    Raymond nickte und schüttelte den Kopf. »Furchtbare Sache.«
    »Dienstag«, wiederholte Wes. »Er tauchte nicht auf und rief auch nicht an.«
    »Er ruft nämlich immer an, wenn er nicht kann«, erläuterte Arnie.
    »Aber an dem Tag haben wir nichts von ihm gehört.« Raymond schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein.
    »Ich bekomme den Gutschein donnerstags.« Wes fuhr sich mit der faltigen Hand über die Hose. »Wir hatten gerade bei Janey bestellt. Raymond hier war nach draußen gegangen, um Zeitungen zu besorgen. Wir gehen sie reihum kaufen. In unserem Alter ist es ein weiter Weg nach draußen zu diesem Automaten.«
    »Sie haben für mich mitbestellt, sie wissen immer, was ich möchte.« Raymond nickte, und die faltige Haut an seinem Hals bewegte sich dabei. »Ich brachte die Zeitungen herein, setzte mich und öffnete dann meine, damit ich die Titelseite komplett sehen konnte. So mach ich das immer. Auf diese Weise erkenne ich gleich, ob ich etwas auslassen möchte.«
    »Janey hat es zuerst gesehen«, erzählte Arnie. »Teds Gesicht war genau hier.« Er nahm den Finger von der Sprechhilfe und zeigte auf eine Stelle auf der Zeitung von heute, direkt unter dem Mittelfalz.
    »Genau«, redete Wes weiter. »Die Speisekarte fiel uns vor Schreck aus der Hand.« Seine Hand auf dem Knie verkrampfte sich.

    »Und dann brach sie zusammen«, ergänzte Raymond. »Sank auf den Boden, als hätte man sie mit einem Knüppel niedergeschlagen. Ich war Farmer. Wir haben das mit Schweinen gemacht.«
    »Wir müssen nicht noch einmal über die Schweine sprechen.« Wes räusperte sich geräuschvoll.
    »Genau wie ein Schwein«, wiederholte Raymond. »Dir schmeckt dein Speck doch, Wes. Nun, woher kommt der wohl?«
    Arnie seufzte schwer, aber geräuschlos, da er nicht auf den Knopf des Geräts drückte.
    »Wirkte er enttäuscht, als Sie ihn zuletzt sahen?«
    Die drei Männer sahen sich an und wandten dann den Blick ab. Niemand sagte etwas.
    »Sie müssen Wes’ Tochter Amy sein. Ich bin Janey.« Die Kellnerin blickte zu Grace hinab und lächelte sie an. Sie war groß, über einen Meter achtzig, hatte straßenköterblondes Haar, das allmählich grau wurde.
    Sie ging ein wenig gekrümmt, als ob sie sich ihr Leben lang für etwas entschuldigte, das ihr nie genauer erklärt worden war.
    »Oh«, erwiderten Grace und Wes gleichzeitig.
    »Mein Name ist Grace

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