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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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bringen.«
    »Denkbar. Bei der Mitteilung war allerdings die Rede von einer Frau. Aber das könnte auch ein Missverständnis gewesen sein. Die Verbindung war schlecht, und dann kamen noch die Sprachprobleme zwischen dem Kapitän und dem Steuermann auf dem britischen Trawler dazu.«
    »Ich verstehe das alles nicht.«
    Der Polizist lächelte Dóra freundlich zu und sagte:
    »Falls es Sie tröstet, uns geht es genauso. Warum wurde die Leiche an das Schiff gehängt? Man hätte sie an unzähligen Stellen an Bord verstecken können, ohne dass die anderen sie gesehen oder gerochen hätten.«
    Dóra fiel kein Ort ein, an dem man die Leiche eines Mannes auf der Yacht hätte verstecken können. Sie erinnerte sich zwar an die Abstellkammern und Tanks unter Deck, wo die Blutspuren entdeckt worden waren, aber diese Räume hatte sie nur auf einer Zeichnung der Yacht gesehen.
    »Könnte sie im Wasser- oder Benzintank versteckt gewesen sein?«, fragte sie.
    »Die Wassertanks werden noch untersucht. Es scheint ausgeschlossen zu sein, dass die Leiche im Benzintank war.« Er tippte mit dem Stift auf die Mappe, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Vielleicht vertraue ich Ihnen noch eine andere merkwürdige Sache an.«
    »Ich falle schon nicht in Ohnmacht, mich wundert so langsam gar nichts mehr.«
    Der Polizist hörte auf mit dem Tippen und sagte:
    »Bei der Obduktion wurden Frostschäden an Halldórs Leiche entdeckt.«
    »Frostschäden?« Dóra musste zugeben, dass sie trotz ihrer Aussage verwundert war. »Gab es unterwegs denn Frost?«
    Der Polizist schüttelte den Kopf.
    »Nein, sie hatten zwar ein Unwetter, aber keinen Frost. Wahrscheinlich lag die Leiche in einer der Kühltruhen. Aber da gibt es keine DNA-Spuren oder Faserspuren von der Plane. Vielleicht war sie in Plastik verpackt. Und wenn ich Ihnen das schon erzählt habe, kann ich Ihnen auch noch sagen, dass die tote Frau, die an Bord gefunden wurde, angeblich in der Kühltruhe lag. Falls der Kapitän richtig verstanden wurde. Aber die Techniker finden auch dafür keine Spuren.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Dóra sehnte sich nach etwas Konkretem, Handfestem. »Weiß man denn, wann Halldór gestorben ist?«
    Der Polizist schüttelte den Kopf.
    »Leider nicht. Die Leiche hat so viel mitgemacht, dass sich das nicht mehr so leicht feststellen lässt. Sie wurde durchs Meer gezogen, war gefroren und vielleicht in einer Kiste versteckt. Der Todeszeitpunkt ist höchst ungewiss. Halldór kann zu irgendeinem Zeitpunkt während der Überfahrt gestorben sein, nur nicht, nachdem die Yacht an Land war. Und seine Leiche hat wahrscheinlich nicht lange im Wasser gehangen, sonst wäre sie noch schlimmer zugerichtet gewesen. Dann wäre es ein Wunder, wenn sie im Hafen überhaupt noch dagewesen wäre.«
    Dóra war inzwischen so heiß, dass sie sich am liebsten den Mantel vom Leib gerissen hätte. Der Polizist warf ihr einen Blick zu, während sie mit hochrotem Kopf dasaß und sich sehnlich wünschte, hinaus in die Kälte zu kommen.
    »Also, das wäre so weit alles. Dann knöpfe ich mir jetzt mal meine Leute vor, die bei der ersten Durchsuchung der Yacht dabei waren. Das mache ich mindestens einmal täglich«, sagte er grinsend. »Es ist einfach unglaublich, dass keiner von ihnen dieses Seil gesehen hat. Das begreife ich einfach nicht. Sie hätten besser einen Seemann mitgenommen oder jemanden, der sich mit Schiffen auskennt. Aber das sage ich ihnen natürlich nicht, es macht mir nämlich Spaß, sie zusammenzustauchen. Regt die Blutzirkulation an.«
    Mit diesen Worten stand er auf und begleitete Dóra zur Tür.

    Dóra fuhr in Gedanken versunken zum Skólavörðustígur, ging in ihr Büro und saß dort eine Weile und grübelte. Dann beugte sie sich über den Schreibtisch und rief so laut sie konnte:
    »Bella! Kannst du mal herkommen?«
    Es war an der Zeit, zu unkonventionellen Mitteln zu greifen. Es hatte sich gezeigt, dass der gesunde Menschenverstand bei diesem Fall nur im Weg war, und für wirre, ungewöhnliche Theorien war Bella wie geschaffen.

20. Kapitel
    Lára und die Mädchen schliefen in dem großen Doppelbett den Schlaf der Gerechten. Sie lagen dicht beieinander, ihre Haare vermischten sich auf den Kissen, so dass Ægir nicht mehr auseinanderhalten konnte, welche Strähnen zu wem gehörten. Alle drei hatten gerötete Wangen. Sie hatten kein Fieber, wahrscheinlich hatte endlich jemand die Heizung an Bord aufgedreht, nachdem das Wetter schlagartig abgekühlt war. Ægir hatte

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