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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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ist klar.«
    Der Kapitän kratzte sein stoppeliges Kinn und gähnte wieder.
    »Sie könnten hier bei uns sein. Das Feldbett steht da in der Kammer, ich wäre euch nicht im Weg.« Er zeigte hinter sich auf eine Tür. »Es ist zwar eng hier, aber man kann problemlos einen kleinen Tisch und Stühle reinstellen.«
    »Ja, vielleicht.« Ægir schaute sich um. »Ich weiß trotzdem nicht.«
    »Du hast nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Ich muss mich hinlegen, und wenn du dich nicht ans Steuer stellst, dann tut es vielleicht derjenige, der die Leiche über Bord geworfen hat. Und das gefällt mir überhaupt nicht. Ich weiß ja nicht, wie es dir damit geht.«
    Plötzlich wurde Ægir sauer.
    »Und du? Was weiß ich über dich? Ich konnte unter Wasser nicht sehen, was an Deck passiert, du hättest es genauso gut machen können. Und was dann? Wenn ich dir helfe und mich gegen die anderen stelle, die vielleicht gar nichts gemacht haben? Am liebsten würde ich mich da komplett raushalten. Mich um meine Familie kümmern und euch den Rest überlassen.«
    »Ich fürchte, das geht nicht. Ihr schließt euch da unten ein, und wenn du das nächste Mal rauskommst, ist hier vielleicht einer weniger. Und dann zwei weniger. Was machst du dann? Ich glaube nicht, dass du das willst.« Þráinns Gesicht verhärtete sich bei diesen Worten, wurde dann aber wieder milder und sah müde aus. »Als Kapitän könnte ich dir natürlich befehlen, Wache zu halten. Das ist dir ja wohl klar, oder?«
    Ægir nickte.
    »Es wäre besser, wenn ich dich überzeugen könnte und nicht zwingen müsste.« Þráinn lächelte dumpf. »Aber glaub nicht, dass ich zögere, Gewalt anzuwenden, wenn ich muss.«
    Ægir hatte keine Ahnung, was es bedeutete, die Befehle des Kapitäns nicht zu befolgen. Das hatten sie bei seinem Sportbootkurs nicht genau durchgenommen.
    »Und wenn ich es trotzdem nicht tue? Werde ich dann auch über Bord befördert?«, fragte er.
    »Nein, so dramatisch ist es nicht. Ich würde dich einfach von Halli und Loftur einsperren lassen. Und zwar nicht in einem Zimmer bei deiner Familie. Deine Frau und deine Töchter können sich frei bewegen. Und wie du weißt, ist die Gesellschaft an Bord nicht besonders unterhaltsam. Das ist kein Witz, mein Lieber.«
    Ægir hielt sich lieber zurück, weil er sonst womöglich ausgerastet wäre. Der Mann war doch tatsächlich so dreist, ihn vor die Wahl zu stellen, ihm zu helfen oder von Lára und den Mädchen getrennt zu werden. Er würde sie in Gefahr bringen, wenn er seinen Willen nicht durchsetzen konnte. Doch dann beruhigte sich Ægir wieder. Vielleicht hatte Þráinn auch nur ein Ziel: sie heil nach Hause zu bringen.
    »Ich helfe dir«, sagte er ausdruckslos. »Ich hole Lára und die Mädchen. Sie sind unten und schlafen. Solange musst du dich noch wach halten.«
    »Keine Sorge«, entgegnete Þráinn ebenso kühl wie Ægir. »Ich bin im Laufe meines Lebens schon länger wach geblieben.«
    Bevor Ægir etwas entgegnen konnte, ging die Tür zur Brücke auf und Halli erschien in der Türöffnung. Þráinn und Ægir verstummten, und Halli schien im ersten Moment nicht zu merken, dass etwas nicht stimmte. Doch dann bekam er hektische rote Flecken im Gesicht und sagte:
    »Was habt ihr vor?«
    »Ich habe Ægir gebeten, mich abzulösen. Ich muss mich aufs Ohr hauen, und das solltest du auch tun«, antwortete Þráinn. Er schaute Halli direkt ins Gesicht, und Ægir bewunderte ihn für seine Stärke. Er ließ sich nicht anmerken, dass ihm die Situation unangenehm war oder er Angst davor hatte, seinen Kollegen zu sagen, dass er ihnen misstraute.
    »Verstehe.« Hallis rotes Gesicht passte nicht zu seinen gefärbten Haaren. Er reckte das Kinn. »Wenn ihr glaubt, dass ich was damit zu tun habe, habt ihr euch getäuscht.«
    »Niemand weiß etwas Genaues, es macht keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn in den nächsten Tagen alle auf mein Kommando hören, kommen wir nach Hause. Wir sollten uns doch alle darüber einig sein, dass das unser Ziel ist«, sagte Þráinn.
    Halli biss die Zähne zusammen, so dass die Kieferknochen in seinem roten Gesicht ganz weiß wurden.
    »Natürlich«, entgegnete er, entspannte sich ein wenig und hob die Augenbrauen. »Und wo ist Loftur?«
    »Loftur?«, wiederholte Þráinn müde. »Wie du siehst, ist er nicht hier. Als ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, wollte er den Whirlpool aufheizen. Wahrscheinlich ist er da.«
    »Ach ja?« Halli blieb zögernd in der Türöffnung stehen.

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