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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Sie? Zeitlich begrenzt natürlich.« Sie schaute zu ihrer Tochter. »Es ist doch viel besser, Informationen auszutauschen, als für kleine Gefälligkeiten zu bezahlen. Und sie will ja auch gar keine Bezahlung.«
    Sie sah ihre Tochter bittend an und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Dabei konnte man sehen, dass der graue Haaransatz seit Dóras und Bellas letztem Besuch weitergediehen war.
    Karítas war ihrer Mutter keineswegs dankbar für diese Bemerkung und schaute sie feindselig an.
    »Ich werde das Haus verkaufen, Mama. Das ist beschlossene Sache. Du musst dir was suchen, bis alles wieder in Ordnung kommt«, sagte sie und wandte sich dann wieder an Dóra. »Kümmern sich Anwälte nicht um Überschreibungen und so was?«
    Ihre Mutter sackte auf dem verzierten Stuhl zusammen, der zu einem Lebensstil gehörte, der bald Geschichte sein würde.
    »Ich bin keine Immobilienmaklerin«, entgegnete Dóra und sah, wie sich ein Grinsen über Bellas Gesicht zog. Zum ersten Mal seit Menschengedenken schien sie mit ihrer Arbeitgeberin zufrieden zu sein. »Aber ich würde gerne wissen, warum aus dem Treffen mit Ægir nichts geworden ist, wenn Ihnen das so wichtig war.«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Die Umstände hatten sich geändert. Ich brauchte ihn nicht mehr und wollte ihn nicht für etwas bezahlen, das jemand anders für weniger Geld gemacht hat.«
    »Jemand anders?«
    »Ja, ich kam in Kontakt mit einem Mann aus der Besatzung, den ich flüchtig kannte, und der war wesentlich hilfsbereiter als dieser Ægir. Ich habe die Sache mit ihm besprochen, und er war sofort bereit, mir zu helfen. Aber daraus wurde nichts, weil er einem Kollegen zur Seite stehen musste, der einen dummen Unfall hatte. Deshalb konnte er mich nicht wie verabredet treffen. Aber er hat angerufen und gesagt, er würde sich darum kümmern, sobald sie in Reykjavík wären. Und was sollte ich tun? Es war zu spät, mich mit Ægir zu treffen, weil der Kapitän bereits an Bord übernachtete. Ich war sauer, musste aber so lange warten, bis die Lady K in Reykjavík war.« Sie schloss die Augen. »Und jetzt sind alle verschwunden, und ich sitze mit leeren Händen da.«
    »Wie hieß dieser Mann?«
    Karítas schwieg. Dann fixierte sie Dóra durch ihre stark getuschten Wimpern.
    »Ich glaube, er hieß Halli. Er hat früher mal auf der Lady K gearbeitet. Ja, er hieß ganz sicher Halli.«

29. Kapitel
    Das Schlimmste für Ægir war, keine Ahnung zu haben, wie weit es noch bis zum Hafen war. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, und erinnerte sich nicht daran, was Þráinn darüber gesagt hatte. Entweder vierundzwanzig Stunden oder ein Tag. Aber was meinte er, wenn er »ein Tag« sagte? Zwölf Stunden? War es denkbar, dass sie nur noch ein paar Stunden vor sich hatten? Ægir verfluchte sich selbst, dass er nicht auf die Uhr geschaut und Þráinn nicht genauer gefragt hatte. Dann hätte er sich ausrechnen können, wie weit die Yacht gefahren war, während er geschlafen hatte, die nächsten Schritte planen und überlegen können, ob es sich lohnte, einfach mit den Mädchen in ein Rettungsboot zu springen. Wahrscheinlich waren die Boote mit Notsendern ausgerüstet, die sich einschalteten, wenn sie zu Wasser gelassen wurden, aber Ægir wusste nicht, wie weit die Signale reichten. Deshalb war das nur sinnvoll, wenn sie nicht mehr weit von Island entfernt waren. Das Meer um sie herum war so endlos, dass es unwahrscheinlich war, dass ihnen Schiffe begegneten, wenn sie noch eine Tagesetappe oder mehr von der Küste entfernt waren.
    Doch jetzt war es zu spät, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Þráinn würde keine Antworten mehr geben, und Ægir würde gewiss nicht Halli fragen – das wäre zweifellos seine letzte Frage in diesem Leben. Er lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Dann kniff er die Augen zu und ließ die weißen Flecken vor seinen Lidern tanzen. Noch nie hatte er so dringend wissen müssen, was er tun sollte. Und noch nie war er so ratlos gewesen – und allein.
    »Papa? Wie viel Uhr ist es?«
    Ægir hob den Kopf und schaute zu Arna, die sich die Augen rieb. Sie hatte auf einem Malstift geschlafen, und jetzt klebte Farbe an ihrem Pulli.
    »Ich weiß es nicht.« Ægir setzte sich zu ihr auf den Bettrand und nahm den Malstift. Er war blutrot, und ihm wurde übel, als er die Farbe an der Stelle ihres Herzens sah. »Ich glaube, es ist Nacht.«
    »Wann sind wir zu Hause? Mir ist schlecht.«
    »Hoffentlich bald.« Ægir strich

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