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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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zu beschaffen?«
    »Nein, nein, nicht besonders. Ich hab meinen Kram durchgesehen und die Krankenhauspapiere gefunden. Halli muss sie in meine Tasche gesteckt haben, als er für mich gepackt hat. Dann hab ich noch Unterlagen von der Versicherung besorgt, falls Sie was Offizielles brauchen. Ich hab im Moment sowieso nichts Besseres zu tun. Vielleicht ist das auch nicht besonders hilfreich, es sind nur Auszüge von meiner internationalen Versicherungskarte und ein paar Infos, was im Krankenhaus gemacht wurde und so. Melden Sie sich einfach bei mir, wenn ich sonst noch was für Sie tun kann. Das ist eine nette Ablenkung für mich.«
    »Tja, Sie können natürlich erst mal nicht zur See fahren. Wissen Sie denn, wann Sie wieder fit sein werden?«
    »Nein, hoffentlich in zwei Wochen.«
    Snævar zuckte mit den Achseln, so dass sich sein bunter Pullover noch mehr verzog. Der Kragen lag auf der linken Seite dicht an seinem Hals und stand rechts so weit ab, dass darunter ein weißes T-Shirt zum Vorschein kam. Snævar trug eine schmuddelige Jogginghose, die überhaupt nicht zu dem verzogenen, fusseligen Acrylpulli passte. Sein dunkles, kurzgeschorenes Haar musste dringend gewaschen werden, und eine Rasur hätte auch nicht geschadet. Dóra versuchte die Nachlässigkeit des jungen Mannes nicht weiter zu beachten. Es war bestimmt schwierig, eine Hose zu finden, deren Beine weit genug für den Gips waren, und Duschen war wahrscheinlich auch nicht leicht.
    »Ich fahre jeden zweiten Monat zur See. Als ich verunglückt bin, hatte ich gerade frei, hoffentlich bin ich wieder fit, wenn die nächste Tour losgeht. Sonst habe ich zwei weitere Monate keine Arbeit. Vielleicht kann ich auch mit meinem Kollegen die Schicht tauschen.«
    Dóra spähte unter den Schreibtisch und sah, dass er eine Tüte vom Staatlichen Alkoholladen um seinen Gips gewickelt hatte.
    »Tja, so kommen Sie jedenfalls nicht weit, das ist klar.«
    »Nein.« Er grinste verbissen und sagte dann ernst: »Wissen Sie, wer da am Strand gefunden wurde?«
    »Ja«, antwortete Dóra und schaute ihm in die Augen. »Es war nicht Ihr Freund.«
    Am Morgen hatte Ægirs Vater angerufen und ihr gesagt, er hätte von der Polizei erfahren, dass es sich bei der Leiche nicht um seinen Sohn oder ein anderes Familienmitglied handele. Die Leiche sei obduziert und die Angehörigen benachrichtigt worden. Gegen Mittag werde die Presse informiert. Deshalb ging Dóra davon aus, dass es in Ordnung war, Snævar den Namen des Mannes zu sagen.
    »Es war Loftur, der Steuermann.«
    Sie konnte sehen, dass Snævar erleichtert war und sich für seinen Egoismus schämte. Die Sache war natürlich tragisch, egal, um wen es sich handelte.
    »Kannten Sie ihn?«
    »Nein, ich glaube, ich habe ihn nie getroffen, aber ich kann mir fremde Gesichter unglaublich schlecht merken. Vielleicht haben wir auch irgendwann mal eine kurze Tour zusammen gemacht, aber ich meine nicht.«
    »Sie haben ihn also nicht in Lissabon gesehen?«
    »Nein, und den Kapitän auch nicht. Ich bin verunglückt, bevor die beiden in die Stadt gekommen sind. Wenn alles nach Plan verlaufen wäre, hätte ich sie natürlich getroffen. Aber ich weiß, wer dieser Loftur ist. Zumindest vom Hörensagen.«
    »Ja? Was erzählt man sich denn über ihn? Etwas Schlechtes?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich weiß nicht mehr genau, aber es war nichts Schlechtes. Nur, dass er ein ganz guter Steuermann wäre und so. Ich glaube, er war ziemlich jung, als er die Prüfung gemacht hat.« Snævar starrte vor sich hin, während er nachdachte. »Jetzt fällt’s mir wieder ein! Es ging darum, dass es schade wäre, dass er die Reederei verlässt, weil er so talentiert wäre. Er hat früher auf dem Schiff gearbeitet, auf dem ich jetzt bin, aber kurz vor mir aufgehört. Er ist wohl mit dem ersten Steuermann nicht klargekommen, was halt so passiert. Dann wurde darüber spekuliert, was er in Zukunft machen würde. Mehr nicht.«
    »Kannte Ihr Freund Halli ihn?«
    Snævar schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich glaube nicht, aber ich bin mir nicht ganz sicher.« Er lehnte den Kopf so weit zurück, dass sich sein Adamsapfel unter der gespannten Haut abzeichnete. »Oh Mann, ist das alles ätzend.«
    »Ja, das ist es wirklich«, sagte Dóra und überlegte, ob solche Typen, die keine Gefühle zeigten, Trauer besser verarbeiten konnten. »Sie wissen ja, dass die Wahrscheinlichkeit, dass noch jemand lebend gefunden wird, immer geringer wird.«
    Er verdrehte die Augen und sagte:
    »Von denen

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