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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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Unausweichlichkeit, vor dem sie all die Jahre über geflüchtet war. Timmie trat ans Fenster, von wo sie die gelben Chrysanthemen sehen konnte, die sich fein säuberlich aufgereiht ihren Gartenweg entlang bis
zur Straße zogen. Die letzten Blätter fielen und hinterließen geisterhafte Baumskelette vor einem kalten Himmel. Das üppige, sanfte Sommerstädtchen wurde seiner Verkleidung beraubt und mit der Realität konfrontiert.
    »Alex muss unschuldig sein«, sagte sie und wusste nicht, wie sie das ausdrücken sollte, was sie sich noch niemals zuvor eingestanden hatte. »Wenn er nicht unschuldig ist, dann gibt es niemanden mehr, der für meinen Vater da ist.«
    Timmie konnte Murphy nicht sehen, aber sie hörte das Zögern in seiner Stimme. »Bis auf Sie.«
    »Wollen Sie einen Kaffee?«, sagte sie, drehte sich um und ging in die Küche. »Ich will einen Kaffee. Verdammt noch mal, ich will einen Schnaps, aber ich trinke nicht. Also Kaffee.«
    Er folgte ihr bis an die Küchentür und blieb einfach dort stehen.
    »Leary?«
    Timmie wollte ihn nicht anschauen. Sie öffnete Schranktüren und ließ sie krachend wieder zufallen, als wäre sie auf der Jagd nach Küchenschaben.
    Und Murphy wartete ab.
    Timmie holte Kaffeepulver heraus. Sie holte Filter heraus und holte Tassen heraus. Aber dann gab es irgendwann nichts mehr herauszuholen, und sie schaffte es nicht, das, was zu tun war, zu koordinieren. Also stand sie einfach da, die Hände auf die Arbeitsplatte gestützt, starrte auf die leere Kaffeemaschine und dachte daran, wie sehr sie das, was sie jetzt tun musste, verabscheute.
    »Haben Sie Kinder, Murphy?«, sagte sie.
    »Ja.« Seine Stimme klang ein klein wenig verwirrt. Timmie nickte versunken. Holte langsam tief Luft, um Mut zu sammeln, hob den Kopf und starrte zum Fenster hinaus.
    »Mich würde interessieren, wie sehr sie Sie hassen.«

    Schweigen. Sie hatte nichts anderes erwartet. Also wandte sie sich zu ihm und sagte es ihm.
    »Ich habe das Gefühl, dass Sie nicht nur ein toller Säufer waren, Murphy. Sie waren ein überragender Säufer. Überlebensgroß, wahnsinnig charismatisch. Strahlend und witzig und wunderschön. Und immer noch ein Säufer, wenn Sie nach Hause gekommen sind. Immer noch unzuverlässig und vergesslich und ungewollt grausam. Sie haben am Morgen, als Ihre Kinder Schutz suchend zu Ihnen ins Bett gekrochen kamen, immer noch nach Pisse und Kotze gestunken. Sie haben heftige, überlaute Streitereien vom Zaun gebrochen, die Furcht erregender waren als ein Sturm, und dann sind Sie einfach weggegangen, als ob nichts gewesen wäre, nur um noch mehr zu trinken.«
    Sie würde nicht anfangen zu weinen. Nicht in Murphys Gegenwart. Nicht in irgendjemandes Gegenwart. Das hatte sie seit Jahren nicht getan und würde es auch jetzt nicht tun. Aber, oh Gott, angesichts von Murphys verschlossener, angespannter Miene konnte Timmie nur noch an die schrecklichen Schmerzen in ihrer Brust denken. »Ihre Kinder würden alles tun«, sagte sie mit belegter Stimme. » alles , nur um zu Ihnen zu gehören, denn das wollen Kinder. Aber Sie haben es nie gemerkt und deshalb geben sie es mit der Zeit auf und binden sich an irgendetwas anderes.«
    Sie zwinkerte hastig. Schluckte. Kam zum Schluss.
    »Alex kennt meinen Vater nur als brillanten, großartigen Menschen«, sagte sie. »Deshalb wird er um ihn kämpfen, ganz egal, was ich sage.«
    Murphy stand so regungslos da, dass Timmie überlegte, ob sie ihn wohl zur Salzsäule hatte erstarren lassen. Oder ihn tödlich beleidigt hatte.
    Aber Murphy war aus einem härteren Holz geschnitzt. Wie die meisten tollen Säufer.
    »Dann hassen Sie ihn also wirklich?«, sagte er.

    Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Oh ja. Genauso heftig wie ich ihn bewundere. Ich hatte noch Glück. Ich habe ihn erlebt, als auch er noch wunderschön war. Ich mag zwar die Königin der Verleugnung sein, aber darüber hinaus bin ich auch die Kaiserin der Ambivalenz.«
    Timmie wusste nicht, was sie nach diesem Ausbruch erwartete. Sie rechnete nicht damit, dass Murphy sie wirklich verstehen konnte, egal, wie schlau er sein mochte. Und sie erwartete gewiss nicht, dass er ihr verzieh. Also wandte sie sich wieder ihrem Kaffee zu und wartete auf seine Reaktion.
    »Es tut mir leid, Leary«, sagte er.
    Sie schloss die Augen. Dieses miese Schwein. Wie konnte er es wagen?
    »Entschuldigen Sie sich nicht bei mir, Murphy«, sagte sie. »Helfen Sie mir einfach, den Schweinehund zu schnappen, der dafür

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