Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
Patient dafür verantwortlich ist. Der Mann heißt Harold Fitzgerald. Er will sich mit dir um zehn Uhr im Offizierskasino treffen.«
»Das hast du gut gemacht, Harv. Was für einen Eindruck hat er auf dich gemacht? Wird er uns bereitwillig Auskunft erteilen?«
»Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Mein Bauchgefühl sagt Ja, aber vielleicht täusche ich mich. Wir haben nur ganz kurz miteinander gesprochen. Er will bestimmt, dass du seine Informationen vertraulich behandelst.«
»Ich hoffe wirklich, dass ich ein paar Anhaltspunkte bekomme, wo wir mit der Suche nach Ernie Bridgestone beginnen können. Ich muss noch in der NCIC-Datenbank nachsehen, ob es dort etwas über seine Freundin gibt. Konnten unsere Jungs mit der Information aus der Besucherliste etwas anfangen?«
»Vielleicht. Die Adresse, die sie dort angegeben hat, war Fehlanzeige. Wir haben dann die Telefonnummer angerufen und eine Durchsage erhalten, dass sie sich geändert hat, also kann das noch nicht so lange her sein. Die neue Nummer hat die Vorwahl 559, dasist in Fresno. Mason hat dann dort angerufen und sich als Telefonverkäufer ausgegeben. Er hatte den Eindruck, dass die Frau, die ranging, nicht ganz ehrlich war. Er sagte, sie hätte einen Augenblick gezögert, bevor sie behauptet hat, er wäre falsch verbunden. Vielleicht war es eine Freundin oder Schwester oder womöglich unsere Zielperson selbst.«
»Kann durchaus sein, dass Bridgestone sie bereits vor uns gewarnt hat«, sagte Nathan.
»Wenn er noch Kontakt zu ihr hat, dann ist das sehr wahrscheinlich. Oder er hat ihr gedroht. Möglicherweise taucht sie jetzt unter. Wir hätten vielleicht mit dem Anruf warten sollen.«
»Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Anrufe von Telefonverkäufern sind nichts Ungewöhnliches. Hör zu, wir haben gerade gefrühstückt und sind auf dem Weg ins Motel. Ich melde mich wieder, wenn ich mit Fitzgerald fertig bin.«
Nathan steckte das Handy ein und erzählte Henning von Ernies Exfrau und dem fingierten Telefonverkäuferanruf.
»Vielleicht war sie das«, sagte Henning.
»Möglich. Aber das wissen wir erst, wenn wir mit ihr reden.«
»Wenn sie aber nicht mit uns reden will?«
»Keine Sorge, das wird sie.«
Die Einfahrt zum Fort Leavenworth sah aus wie die von hundert anderen Militärbasen. Ein kleines Wachpostenhäuschen teilte die Zufahrtsstraße. Bewaffnete Militärpolizisten kamen auf das Taxi zu und ließen sich sämtliche Ausweise zeigen. Da das Taxi angekündigt worden war, lief die Sicherheitskontrolle reibungslos ab. Der Fahrer bekam einen vorübergehenden Fahrzeugpass in hellgelber Farbe ausgehändigt und legte diesen auf das Armaturenbrett. Außerdem erhielt er eine Übersichtskarte, auf der das Offizierskasino markiert war.
Nathan fand, dass das Gelände mit seinen Grünflächen, alten Bäumen und historischen Gebäuden aussah wie ein College-Campus.Als sie vor dem Offizierskasino anhielten, bat Henning den Taxifahrer – oder wies ihn vielmehr an –, auf sie zu warten. Militärpersonal ging in dem Gebäude ein und aus, die meisten in Felduniformen. Ein in Zivil gekleideter Mann kam heraus und hielt auf sie zu. Das musste Fitzgerald sein. Das Aussehen des Mannes entsprach überhaupt nicht dem landläufigen Klischee von einem Psychiater. Er trug keine Nickelbrille und hatte weder Glatze noch Ziegenbart. Der obligatorische weiße Kittel fehlte ebenfalls. Der Mann sah eher wie ein gealterter kalifornischer Surfer als ein Gefängnispsychiater aus. Er trug eine hellbraune Hose und ein Hawaiihemd und hatte sandfarbene Haare und breite Schultern. Ein freundliches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Nathan schätzte ihn auf Mitte fünfzig.
Nathan reichte ihm die Hand. »Dr. Fitzgerald?«
»Wie er leibt und lebt.«
»Nathan McBride. Danke, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Das ist Special Agent Bruce Henning vom FBI in Sacramento.«
»Das mit Ihren Kollegen tut mir leid.«
»Danke, Herr Doktor«, sagte Henning. »Das ist nett von Ihnen.«
»Mir wäre es lieber, wenn wir uns hier draußen unterhalten«, sagte Fitzgerald. »Je weniger man uns zusammen sieht, umso besser. Ich kenne da ein hübsches Plätzchen unter ein paar Bäumen. Dort verbringe ich oft meine Mittagspause.«
Der Taxifahrer sah sie fragend an. Nathan bat ihn, den Taxameter laufen zu lassen und zu warten. Dann gingen die drei Männer den Gehsteig entlang. Ein paar hundert Meter weiter hielten sie auf eine Baumgruppe aus Eichen zu. Da es keine Bänke gab, setzten
Weitere Kostenlose Bücher