Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
seine Augen blickten traurig. »Ich habe Sofie nichts getan. Ganz bestimmt nicht.«
»Warum haben Sie die Entführung und den Mord gestanden?«
Søren antwortete nicht, sondern sackte auf seinem Stuhl in sich zusammen.
»Es ist eine sehr ernste Angelegenheit, ein Verbrechen zu gestehen, das man nicht begangen hat, Søren. Verstehen Sie den Ernst der Situation?«
»Ja, aber die haben gesagt, dass ich sagen soll, dass ich es war …«
»Die? Von wem reden Sie?«
»Von dem großen Polizisten, dem mit dem roten Kopf.«
Ob er Gundersen meinte? Rebekka runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen, was Søren ihr sagen wollte.
»Søren, Sie haben einen Mord gestanden, und deshalb sind Sie in einer besonders schwierigen Situation. Warum haben Sie gestanden?«
»Er hat mich dazu gebracht. Der Große«, jammerte Søren. Sein kräftiger Körper zitterte. »Der Polizist hat gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen, wenn ich sage, dass ich es war.«
»Hat Gundersen das zu Ihnen gesagt?«
»Gundersen, ja, und der junge Polizist mit den Sommersprossen.«
Gundersen und Simonsen? Sie hatten Søren wohl kaum gezwungen zu gestehen, doch unter Druck gesetzt hatten sie ihn bestimmt. Wieder einmal hatte Gundersen sich über die Regeln hinweggesetzt. Rebekka war wütend. Zahlreiche amerikanische Untersuchungen belegten, dass besonders bei schwachen Menschen nicht viel dazu gehörte, sie dazu zu bringen, ein Verbrechen zu gestehen, das sie nicht begangen hatten.
Søren beugte sich zu ihr vor, die Stimme belegt vom Weinen. »Darf ich jetzt nach Hause?«
»Søren, Sie müssen Ihr Geständnis formal zurückziehen. Ich werde so schnell wie möglich Kontakt zu Ihrem Anwalt aufnehmen. Aber man wird aller Wahrscheinlichkeit nach Anklage gegen Sie erheben. Sie haben schließlich kleine Mädchen aufgefordert, bei Ihnen zu Hause ihre Höschen auszuziehen. Das ist strafbar, und Sie müssen zumindest damit rechnen, dass man Sie der Erregung öffentlichen Ärgernisses anklagt.«
Søren sah sie an. »Ich habe sie nie angefasst«, murmelte er weinerlich.
»Trotzdem, Søren. Das ist strafbar.«
Rebekka fühlte sich plötzlich erschöpft, müde, und es kam ihr so vor, als würde alles wieder von vorne losgehen.
—
»Ich möchte mit dir reden.«
Rebekka hatte fest an Gundersens Tür geklopft, und er hatte sie ungeduldig hereingewunken, während er sein Telefonat beendete. Jetzt bedachte er sie mit einem kühlen Blick.
»Ich hoffe, dass es wichtig ist, Rebekka. Ich habe, wie du siehst, sehr viel zu tun.«
»Das hier kann leider nicht warten«, antwortete sie ruhig und setzte sich.
Gundersen sah sie verblüfft an und wollte gerade etwas sagen, als sie fortfuhr: »Ich habe heute mit Søren Thomsen gesprochen.«
»Aha.«
»Er zieht sein Geständnis zurück.«
Gundersen wurde blass. »Was sagst du da? Was zum Teufel ist hier los?«
»Ich bin überzeugt, dass Søren Sofie Kyhn Larsen nicht entführt und ermordet hat. Und in Anbetracht dessen, dass wir noch ein verschwundenes Mädchen haben …«
»Rebekka, was soll das?« Gundersen ließ sich so schwer auf seinen Bürostuhl fallen, dass dieser einen knarrenden Laut von sich gab. Dann schrie er: »Es gibt nichts, absolut nichts, was Sofie mit Caroline verbindet! Das sind zwei völlig unabhängige Fälle. Søren Thomsen hat Unterhosen von kleinen Mädchen aus seinem Viertel in seiner Wohnung versteckt. Sofies DNA ist auf einigen der Unterhosen. Søren hat für den entsprechenden Tag kein Alibi. Darüber hinaus hat er die Entführung und den Mord gestanden. Was willst du mehr?« Gundersen zischte die Worte fast. Sein Gesicht nahm langsam eine dunkelrote Farbe an.
»Søren hat mir erzählt, dass du und Simonsen ihn unter Druck gesetzt habt, damit er gesteht. Dass ihr versprochen habt, ihn dann in Ruhe zu lassen, und dass er gestanden hat, weil er den Druck nicht länger ausgehalten hat. Wir haben ihn stundenlang verhört, Tag für Tag, Woche für Woche. Er war total fertig, und er ist leicht zu manipulieren. Ich glaube ihm …«
»Verschon mich mit deinen Vermutungen!«, brüllte Gundersen und ließ seine große Faust mit solcher Kraft auf die Tischplatte sausen, dass Rebekka vor Schreck leicht auffuhr.
Schnell fügte sie hinzu: »Søren Thomsen hält daran fest, dass er unschuldig ist. Es stimmt, dass er sich von den Mädchen die Höschen hat geben lassen und dass er sie ihnen abgekauft hat. Das ist eindeutig strafbar und muss Konsequenzen haben. Aber meiner Meinung nach hat er Sofie
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