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Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
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von euch Russen nicht behaupten kann, nicht wahr?« Er grinste zu Blinow.
    »Mach mal halblang, Bürschchen«, knurrte der Schiffsingenieur. »Du glaubst wohl, wir wühlen uns von morgens bis abends durch den Schnee und jagen Bären?«
    »Ja, irgendwie schon«, gab De Silva zurück.
    »Kann ihm nicht mal jemand das große Maul stopfen?«, grunzte Blinow, wobei in seinen Augenwinkeln geschätzte tausend Lachfalten zuckten.
    Gordon Meyers knallte die Tasse auf den Tisch. »Das begreife ich nicht. Ich versuche, euch etwas zu erklären, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als euch wie kleine Jungen aufzuführen.«
    »Oh , oh – Onkel Gordy ist böse«, kicherte Blinow.
    »Hört doch auf«, flüsterte Min-Hae Choung. »Im Grunde haben wir alle nur Angst.«
    Sie schwiegen, und die Schiffsärztin richtete sich auf. »So etwas Grausiges wie draußen habe ich noch nie erlebt. Ich schäme mich, geweint zu haben, aber ich konnte nicht anders.«
    »Kein Problem«, sagte Blinow. »Solange du uns stets zur richtigen Zeit Aspirin verabreichst, wird dich niemand auslachen. Außerdem ging es mir nicht viel anders. Und über Leandros Pipihose will ich gar nicht reden.«
    »Dann tue es auch nicht«, grunzte der Kosmologe.
    Svea Andersson hob die Brauen.
    Sie kannten sich seit Jahren. Sie hatten manche Reise miteinander erlebt und waren ein gut eingespieltes Team. Erstaunlich, dass sie noch nie darüber gesprochen, noch nie Erinnerungen ausgetauscht hatten. Bei einem Glas Whiskey oder auch zwei. Fünf Menschen, jeder ein Topprofi in seinem Metier, Wissenschaftler, die Antworten suchten und Antworten gefunden hatten. Das führte auch zu Reibereien untereinander, aber man kannte sich, akzeptierte sich und es war so etwas wie Freundschaft entstanden.
    » Warum sprechen wir nie miteinander?«, wollte Svea wissen.
    » Tun wir doch«, gab Blinow zurück.
    » So, wie Freunde miteinander sprechen. Über Vergangenes.«
    » Svea hat recht«, sagte Min. »Wenn wir einen neuen Einsatz haben, ist es stets, als hätten wir keine gemeinsame Vergangenheit.«
    Gordon runzelte die Brauen. Seine Wangenmuskeln zuckten. »Sie sagt etwas, über das ich schon die ganze Zeit nachdachte – ohne es rational zu fassen.«
    » Was meinst du?«, fragte Svea.
    » Wir führen einen Auftrag aus. Wir tun dies und das. Und danach? Was ist danach?«
    Der Spanier hatte bisher geschwiegen. »Bisher war es immer so, dass ich träumte. Ich träumte von meiner Schuld, von dem größten Fehler meines Lebens. Und wenn ich erwachte, war ich in einem Einsatz.«
    » Was soll der Unsinn?«, fuhr Svea auf. »Ich habe eine Tochter, ein zuhause, ein Leben.«
    Gordon grunzte. »Ja, wir alle haben ein Leben, dennoch fühle ich mich ... virtuell!«
    Sie starrten den Mann mit der Hornbrille an.
    Gordon grinste schräg. »Das mag verrückt klingen, aber wenn Leandro über den Traum seiner Schuld spricht ... bei mir ist es nicht anders. Das ist, was mir bleibt, an ein Zuhause kann ich mich nicht erinnern.«
    » Wir hätten den Absturz nicht überleben dürfen!«, sagte Gordon kalt.
    » Und warum haben wir es?«, fragte Min.
    Erneut schwiegen sie sich an.
    Der Russe sprang auf und lachte gekünstelt. »Verdammt, wir sollten mit dem Sauerstoff haushalten. Wir sind auf dem besten Wege, einen Koller zu kriegen.«
    » Wirklich?«, flüsterte Gordon und nahm die Brille ab. »Und warum brauche ich das Ding nicht? Warum sehe ich ohne Brille genauso gut wie ohne?«
    » Keine Ahnung«, zuckte Dimitrij mit den Achseln. »Bist halt ein schräger Vogel.«
    » Alice im Wunderland«, murmelte Min. »Es fehlt nur noch die Grinsekatze.«
    » Liebe Güte«, fuhr Svea auf, die die Disziplin aufrecht erhalten musste. »Wir stehen alle unter Schock. Wir müssen zusehen, dass wir nicht sterben. Also lasst uns handeln, nicht reden.«
    Die Kommandantin der Phoenix hatte recht. Sie mussten tun, wozu sie ausgebildet worden waren. Sie waren die Elite. Die Brains .
    Gemeinsam sterben jedoch wollten sie nicht.
    Nicht hier und nicht in wenigen Stunden.

Tarworm

    Am nächsten Morgen, sie hatten kaum geschlafen, verließen sie die Phoenix. Sie waren durchgefroren, mussten sich erleichtern und hatten Hunger und Durst. Es dauerte kaum acht Stunden, bis die rote Sonne wieder aufging.
    Ihnen war unwohl bei dem Gedanken, die fremdartigen Wesen könnten zurückkehren, doch es ließ sich nicht ändern. Sie waren gezwungen, die Phoenix von außen zu untersuchen und zu sichten, wie schnell man das Schiff reparieren konnte.

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