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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gänzlich daneben – falls »vollkommen« und »gänzlich« nicht dasselbe bedeuten -, aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Hälfte der Einwohner Washingtons mit Leuten ins Bett gehen, mit denen sie es nicht tun sollten, weder im sexuellen noch im politischen Sinn. Oder gar beidem. Als Resultat aus dieser Konstellation sind in der Stadt und den Vororten diese großartigen kleinen Restaurants entstanden, deren Tische so angeordnet sind, dass man nicht gesehen wird. Genau das Gegenteil von Los Angeles zum Beispiel, wo man gesehen werden will .

    Wir fuhren los, geradewegs über den Potomac, und die Fahrt endete an einem französischen Restaurant mit Namen Birdie in Georgetown, wo LuEllen etwas aß, das kein Mensch jemals essen sollte. Ich bestellte ein Gericht namens »Felsentäubchen«, in der Erwartung, eine gebratene Taube serviert zu bekommen, aber auf dem Teller lagen schließlich zwei Vögelchen in Spatzengröße, die Beinchen in Streichholzgröße von sich streckten. Auf den gebratenen Brüstchen lagen niedliche, rohe, federleichte Pflanzenblättchen. Ich hob sie ab, schaute mich um, und LuEllen sagte schnell: »Nein, nein, nicht auf den Boden werfen, gib sie mir!«
    Wir tranken eine Flasche Wein dazu, und da man uns weder sehen noch hören konnte, sprachen wir darüber, wie wir die Verfolgung Carps fortsetzen sollten.
    »Interessant ist, dass das FBI sich auf die Jagd nach Bobbys Mörder gemacht hat, aber immer noch von einer rassistisch motivierten Tat ausgeht«, sagte LuEllen. Sie trug Schwarz, wie immer, wenn sie in ein schickes Restaurant östlich von Ohio ging, dazu kleine Brillantohrringe. »Aber wir haben eine hochrangige Persönlichkeit in einer nationalen Sicherheitsbehörde darüber informiert, dass Bobby der lang gesuchte Bobby ist, also müssten sie doch mit aller Macht diese Spur verfolgen, aber das ist nicht der Fall …«
    Ich fuchtelte mit der Gabelspitze vor ihrer Nase herum. »Und jemand anders, nicht das FBI, macht Jagd auf Carp, bisher mit dem einzigen Ergebnis, dass zwei Tote zu beklagen sind«, sagte ich. »Wissen diese Leute, dass Carp der Mörder Bobbys ist? Wissen sie, dass Carp der Mann ist, der diese Medienkampagne unter Bobbys Namen gestartet hat? Oder handelt es sich hier um eine Geheimdienstoperation vor einem ganz anderen Hintergrund? Steckt die NSA dahinter, was der Fall sein könnte, da Rosalind Welsh offensichtlich unsere Information nicht an das FBI weitergegeben hat? Aber einer der
Männer, die nach Carp gesucht haben – derjenige, den Carp dann erschossen hat -, war Angestellter des Justizministeriums, und das FBI untersteht diesem Ministerium. Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    »Wer auch immer dahinter steckt, es sind Leute von der Regierung, die sich gegenseitig umbringen.«
    »Nein. Carp hat Leute von der Regierung umgebracht. Wie du gesagt hast, die beiden Männer führten offenbar nicht mal Waffen mit sich. Ihnen ist das Gleiche passiert wie uns – sie sind Carp in die Quere gekommen. Ich glaube einfach nicht, dass unsere Regierung Menschen ermorden lässt … Höchstens in Kriegen oder ähnlichen Situationen.«
    »Dein Glaube in Gottes Ohr«, sagte LuEllen. »Ich weiß , dass es Cops gibt, die Menschen umgebracht haben, nur weil sie wütend auf sie waren.«
    »Ja, sicher. Aber sie haben das aus eigenem Antrieb gemacht. Und es mag sein, dass manche Vorgesetzte in solchen Fällen nicht so umfassend nachforschen, wie sie es tun müssten, aber das ist keinesfalls gängige Praxis. Wenn so was rauskommt, gibt’s eine Anklage wegen Mordes gegen den Cop.«
    »So? Dann haben wir es also mit einer Verbrecherbande zu tun …«
    »Kann sein«, sagte ich. »Ich will dir was sagen: Falls das FBI nicht rausfindet, dass Robert Fields der lang gesuchte Hacker Bobby war, und Welsh es den Feds nicht sagt, werden wir es tun müssen. Carp darf nicht straffrei ausgehen.«
    »Wir wissen ja aber nicht mal mit Sicherheit, dass Carp der Mörder Bobbys ist. Vielleicht haben diese zwei Männer den Mord auf dem Kerbholz.«
    »Ach was, Quatsch!« Ich schluckte den Großteil eines Vögelchenflügels runter. »Diese Männer waren naive Dummköpfe. Und wir wissen, dass Carp ein gefährlicher Irrer ist. Als wir ihm in dem Wohnwagen erstmals begegneten, fragte
er nicht, wer wir seien und woher wir kämen und was wir von ihm wollten, er schoss sofort auf John und mich. Ein echter Irrer …«
    »Okay, er ist echt beknackt«, bestätigte sie. »Es gibt da aber ein paar Fragen, auf die wir

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