Todesspur
Taschen seines Trenchcoats geballten Fäusten.
Newman trat an die Seite der Tür, an der sie angeschlagen war, streckte die linke Hand aus und stieß dagegen. Sie schwang langsam auf, lautlos auf gut geölten Scharnieren. Es herrschte eine bedrückende Stille, ohne jedes Lebenszeichen. Paula, die auf ein Signal von Newman wartete, hatte sich auf der anderen Seite der Tür an die Wand gedrückt.
Tweed, der sehr still dastand, sah zu, wie die Tür immer mehr von dem Zimmer dahinter sehen ließ, bis er es schließlich vollständig überblicken konnte.
Ohne zu zögern, marschierte Tweed hinein. Newman, innerlich fluchend über das, was er für Tollkühnheit hielt, sprang hinter ihm ins Zimmer, blieb unvermittelt stehen.
Paula, mit schußbereitem Browning, stand auf der Schwelle und ließ die Waffe langsam sinken, bis der Lauf auf den Boden gerichtet war.
»Großer Gott, nein!« rief sie entsetzt. »Nicht schon wieder.«
»Doch, schon wieder«, sagte Tweed mit scheinbar gefühlloser Stimme. »Genau, was ich erwartet hatte. Abgesehen von der Exekutionsmethode…«
Theo Strebel lag in dem Sessel hinter seinem Schreibtisch.
Sein Jackett stand offen, das weiße Hemd war deutlich zu sehen. Auf der linken Seite schmückte eine große Rose das weiße Hemd. Über dem Herzen. Eine rote Rose, die erblühte und sich langsam vergrößerte, während Paula wie gebannt daraufstarrte.
Tweed ging schnell um den Schreibtisch herum, tastete nach der Halsschlagader, schüttelte den Kopf.
»Er ist tot«, sagte er. »Durchs Herz geschossen. Eine einzige Kugel, vermute ich. Und ich mache mir Vorwürfe. Ich habe mich so auf diesen Drink mit ihm gefreut. Manche Leute – sehr wenige – nehmen einen sofort für sich ein. Er war einer von diesen wenigen Leuten. Was für eine verdammte Vergeudung.«
Paula hatte Tweed nur selten fluchen gehört. Und er hatte mit einer Heftigkeit gesprochen, die sie erschreckte.
»Wo ist das verdammte Telefon?« fragte Tweed.
»Weshalb in aller Welt machen Sie sich Vorwürfe?« fragte sie. »Weil der Mörder erschienen ist, während wir uns mit Theo Strebel unterhielten.« Er sah Newman an. »Sie haben den Hinweis darauf gegeben, und eine schwache Alarmglocke hat geläutet. Ich war so blöd, sie zu ignorieren.« »Was für einen Hinweis?« fragte Newman verblüfft.
»Als wir vorhin von hier weggingen, haben Sie gesagt daß jemand zur Haustür hereinkommen wollte. Sie glaubten, er hätte Sie gesehen und es sich daraufhin anders überlegt. Das war der Mörder. Er hatte gerade einen Mord begangen und war unterwegs, um auch Strebel umzubringen.«
»Einen Mord begangen?« fragte Paula.
»Ja, den an Klara. Mir ist erst klar geworden, daß sich Strebel vermutlich in großer Gefahr befand, als ich laut sagte, daß der Mörder jeden Menschen beseitigt, der Informationen liefern kann. Ich hätte mich nicht damit aufhalten dürfen, diese fürchterliche Person zu befragen. Aber andererseits hat sie etwas sehr Wichtiges gesagt, und Strebel war da vermutlich bereits tot.«
»Was war denn so wichtig?« fragte Paula.
»Wo ist das verdammte Telefon? Ich muß Beck anrufen…«
Es war Paula, die den Platz fand, an dem Strebel sein Telefon versteckt hatte. Sie zog ihre Gummihandschuhe wieder an und machte sich daran, die Schubladen seines Schreibtisches zu öffnen. Schließlich holte sie den Apparat aus einer tiefen Schublade ganz unten heraus. Sie wählte die Nummer des Polizeipräsidiums, dann reichte sie Tweed, der gleichfalls Gummihandschuhe angezogen hatte, den Hörer. Er nannte seinen Namen und bat darum, mit dem Chef der Bundespolizei verbunden zu werden.
»Arthur, hier ist Tweed …«
»Ich habe Neuigkeiten für Sie«, unterbrach ihn die vertraute Stimme. »Ich habe endlich das Ergebnis der Untersuchung der Zigarrenasche erhalten, die Sie mir gegeben hatten. Wer immer die Zigarre geraucht hat, muß einen teuren Geschmack haben. Es war eine Havanna.«
»Danke. Ich habe eine weitere Probe für Sie – aber das hat Zeit. Es hat noch zwei Morde gegeben …«
»Noch zwei?« Becks Ton war ironisch. »Sie wissen also Bescheid über den Mord an einer gewissen Helen Frey?«
»Ja. Darüber können wir reden, wenn wir uns sehen. Das eine Opfer ist Klara, die Frau, die in der Wohnung gegenüber der von Helen Frey gewohnt hat. Das andere ist ein Privatdetektiv. Ich rufe aus seinem Büro an. Ein Mann namens Theo Strebel…«
»Strebel! Großer Gott, doch nicht Theo! Er war bei der Polizei, kurz bevor ich den Job an
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