Todesspur
Moment stehen, wo er war, und sah sich um. Direkt hinter ihm befand sich eine kleine, mit grauem Sand bedeckte Fläche, auf der sich deutlich der Umriß eines großen Fußabdrucks abzeichnete. Wesentlich größer als Celias kleine Füße. Und er erinnerte sich, daß sie Laufschuhe mit flachen Absätzen getragen hatte. Der Abdruck wies an den Außenkanten kleine Dellen auf. Bergstiefel mit Stollen. Celia war brutal ermordet, über den Rand in den Abgrund gestoßen worden.
Vom Gipfel des High Tor aus hatte man eine weite Sicht, und er konnte das Moor in allen Richtungen kilometerweit überblicken. Er holte ein kleines Fernglas aus seiner Manteltasche, nahm die Sonnenbrille ab und begann, das Moor abzusuchen. Er mußte den Mörder nur um Minuten verfehlt haben.
Durch das Fernglas sah er, wie rauh das Gelände unter ihm war. Tiefe Schluchten, in denen selbst ein Reiter ungesehen verschwinden konnte. Dichtes Ginstergestrüpp, zwischen dem womöglich tiefgelegene Pfade verliefen. Dem Fußabdruck ausweichend, ging er auf dem Plateau herum und schaute in allen Himmelsrichtungen die Abhänge hinunter. Nirgends war eine Menschenseele zu sehen, aber es gab Felsbrocken von der Größe eines Hauses. Er beschloß, sich schleunigst auf den Rückweg zu machen, um zu Paula zu gelangen.
9. Kapitel
»Es widerstrebt mir, sie so liegen zu lassen«, sagte Paula.
»Und ich wollte, ich hätte ihr die Augen geschlossen.«
»Machen Sie das mir zum Vorwurf«, sagte Newman. »Ich habe gesagt, Sie sollen es nicht tun.«
Sie waren vom High Tor aus zu ihrem Wagen zurückgeeilt und fuhren jetzt auf der A 30 in Richtung Padstow. Auf dem Rücksitz meldete sich Cardon zu Wort.
»Damit hätten wir jetzt neun Tote. Acht mußten bei dem Massaker in Tresilian Manor dran glauben. Diese Celia Yeo ist Nummer Neun.«
»Wunderbar«, sagte Paula gereizt. »Jetzt wissen wir, daß Sie addieren können.« Sie kehrte zu ihrem vorigen Thema zurück, das an ihren Nerven zerrte. »Wir können Celia doch nicht einfach da draußen liegen lassen. Angenommen, es regnet kommende Nacht? Ich weiß, das hört sich albern an …«
»Durchaus nicht.« Einen Augenblick lang fuhr Newman mit nur einer Hand, legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie freundschaftlich. »Ich hatte zwei Gründe, jede Berührung zu unterlassen. Es gibt eine neue Methode, die es möglich macht, Fingerabdrücke auch von Heisch abzunehmen. Um ihr die Augen zu schließen, hätten Sie sie berühren müssen. Aber mein Hauptgrund war, daß wir alles unverändert belassen sollten, bis die Polizei kommt.«
»Wenn sie sie irgendwann einmal findet«, fuhr Paula auf.
»Oh, sie wird sie noch heute finden. Sobald wir wieder in Padstow sind, werde ich von dieser Telefonzelle am Zollamt aus Buchanan anrufen. Ich werde meine Stimme verstellen.
Wenn Buchanan erführe, daß wir dort waren, würde Gott weiß wieviel Zeit vergehen, bis er mit uns fertig ist. Vielleicht mehrere Tage. Und ich vermute, Zeit ist etwas, woran Tweed im Moment sehr knapp ist.«
»Sie haben bewirkt, daß ich mich jetzt besser fühle«, sagte sie. »Aber weshalb dieser Abstecher nach Tresilian Manor?« »Können Sie das nicht erraten? Ich glaube, es wäre wichtig, herauszufinden, ob Gaunt und Jennie Blade zuhause sind. In Anbetracht dessen, was auf High Tor passiert ist.«
Stachlige Hecken säumten den Abschnitt der zum Manor führenden Nebenstraße. An der Stelle, an der das falsche Umleitungsschild gestanden hatte, deutete Paula auf ein offenes, aufs Moor hinausführendes Tor.
»Wir haben Ihnen von dem Hinterhalt gestern abend erzählt, Bob. Ich vermute, sie hatten ihre Fahrzeuge durch dieses Tor gefahren und sie dahinter versteckt.«
»Tweed ist ein ziemliches Risiko eingegangen, indem er einfach durchbrach«, bemerkte Newman.
»Was hätten Sie denn getan?« wollte Paula wissen.
»Genau das, was Tweed getan hat…«
Niemand war zu sehen, als sie auf die Zufahrt zum Manor abbogen. Als das Gebäude in Sicht kam und sie darauf zufuhren, fiel Paula auf, daß an den Fenstern des Eßzimmers die Vorhänge zugezogen waren. Sie ließen Cardon abermals im Wagen zurück. Newman und Paula stiegen die Stufen zur Terrasse empor. Paula läutete, und gleich darauf wurde die Tür bei vorgelegter Kette geöffnet. Die Köchin lugte heraus. Hinter ihr stand eine schattenhafte Gestalt.
»Was wollen Sie?«
»Ich bin’s.« Paula nahm rasch Brille und Kopftuch ab.
»Wir haben gestern miteinander gesprochen.«
»Ich habe Sie zuerst
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