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Todesstatte

Titel: Todesstatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Booth Stephen
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Durch die offene Tür strömte der Geruch von frischen Holzspänen nach draußen.
    Â»Noch schlimmer, Sir?«
    Â»Angeblich gab es früher hier in der Gegend noch andere Methoden. Damals wurde mit Mördern und anderen Verbrechern kurzer Prozess gemacht.«
    Â»Das ist aber lange her, Mr. Jarvis.«
    Jarvis schnaubte und klatschte in die Hände, um einige helle Holzkringel von seinen Arbeitshandschuhen zu entfernen.
    Â»Kennen Sie den großen Felsen am östlichen Kamm, ganz am Anfang des Cressbrook-Tals?«
    Er deutete das Tal hinauf. In der Ferne war gerade noch die vereinzelte Kalkstein-Felsnase zu erkennen, die Cooper ein paar Tage zuvor aufgefallen war. Von hier aus sah sie beinahe quaderförmig aus, wie der letzte zersplitterte Backenzahn in einem Mund, in dem der Zerfall bereits weit fortgeschritten war.
    Â»Ja, der ist mir aufgefallen. Das ist der Peter’s Stone, nicht wahr?«
    Â»Tja, das ist der Name, der in den Karten steht«, sagte Jarvis. »Aber hier in der Gegend wurde er schon immer Gibbet Rock genannt.«
    Cooper starrte ihn an, während er die unerwarteten Worte verarbeitete. »Sagten Sie ›Gibbet‹? Er wurde ›Galgenfelsen‹ genannt?«
    Â»Und er wird immer noch so genannt, zumindest von denjenigen, die sich erinnern.«
    Jarvis ging wieder in den Schuppen und zog seine Handschuhe aus. Er blickte überrascht auf, als Cooper ihn am Arm packte.
    Â»Sich woran erinnern, Mr. Jarvis?«
    Â»Na ja, es heißt, dass dort die letzte Hinrichtung durch Erhängen stattgefunden hat. Das habe ich gemeint.«
    Cooper ließ die Hand sinken und schämte sich für seine Reaktion. »Erzählen Sie weiter.«
    Â»Anthony Lingard – so hieß der junge Bursche. Er wurde wegen Mordes an dem Mautstellenwärter bei Wardlow Mires hingerichtet. Anschließend wurde er in einem Eisenkäfig an dem Felsen aufgehängt, damit ihn jeder sehen konnte.«
    Â»Wann war das?«
    Â»Im Jahr der Schlacht bei Waterloo, heißt es.«
    Â»Dann muss es also 1815 gewesen sein.«
    Jarvis zuckte mit den Schultern. Damit schien er sagen zu wollen, dass die Einzelheiten keine Rolle spielten. Es hätte ebenso gut gestern passiert sein können.
    Â»Tja, jemanden so an den Galgen zu hängen, das war früher eine ziemliche Attraktion«, sagte Jarvis. »Damals gab es noch kein Fernsehen, wissen Sie. Es sind so viele Leute gekommen, um sich Lingard anzuschauen, dass die schlauen Burschen aus der Gegend in der Nähe des Felsens Buden aufgestellt haben. Sie haben Hotdogs und Ansichtskarten verkauft, oder was es damals so gab. Das ist natürlich nicht lange gut gegangen.«
    Â»Warum?«
    Â»Als die Leiche anfing zu verwesen, hat das Spektakel seinen Reiz verloren.«
    Cooper nickte. In Derbyshire lebten solche Episoden in der Landschaft weiter, der Nachwelt überliefert durch Mahnmale wie den Gibbet Rock. Die Hinrichtung von Anthony Lingard hätte tatsächlich erst gestern stattfinden können. Für diejenigen, die sich erinnerten.
    Â»Sie sind doch sicher aus einem bestimmten Grund hier«, sagte Jarvis. »Ich nehme an, Sie haben wichtigere Dinge zu tun als ich.«
    Â»Mr. Jarvis, Sie haben mir erzählt, dass Sie Ihre Hunde früher frei im Wald herumlaufen ließen. Warum dürfen sie das jetzt nicht mehr?«
    Â»Ich habe es ihnen nicht verboten. Der Besitzer des Anwesens hat neue Zäune aufstellen lassen. Deshalb laufen die Hunde nicht mehr in den Wald.«
    Â»Und wann genau war das?«
    Â»Hm, keine Ahnung. Vorletztes Jahr wahrscheinlich.«
    Â»Könnten wir uns den neuen Zaun mal ansehen?«
    Â»Wenn Sie wollen. Aber da gibt’s nicht viel zu sehen. Es ist nur ein Zaun.«
    Jarvis führte ihn über den Pfad durch den Garten und betrat die Koppel durch ein Seitentor. Zwei der Hunde liefen sofort mit hängenden Zungen und vor Aufregung rollenden Augen auf sie zu. Jarvis streckte die Hand aus, obwohl er noch immer seine Arbeitshandschuhe trug.
    Â»Na du, Feckless«, sagte er und rieb einem der Hunde das Ohr. »Das da bei Ihnen ist Aimless.«
    Aimless klebte mit der Nase buchstäblich an Coopers Stiefeln. Sie schnüffelte wie ein Bluthund und hätte beinahe die Enden seiner Schnürsenkel eingeatmet. Cooper wagte es kaum, die Füße zu heben, weil er fürchtete, dem Hund dabei in seine neugierige Schnauze zu treten.
    Â»Keine Sorge«, sagte Jarvis, als er sein

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