Todesstoß / Thriller
gehen.«
»Dann bin ich umso froher, dass er für uns spielt«, murmelte er und sah ihr in die Augen.
Hastig widmete sie sich einer Bierkiste. »Wo ist David jetzt?«
»Er wollte die Jungs zu ihrem Wohnheim zurückfahren, aber dich nicht warten lassen, also hatte er den Burschen gesagt, sie sollten sich zusammenquetschen. Ich hatte Mitleid und habe ihm gesagt, ich würde dich nach Hause bringen.« Er griff in seine Manteltasche und zog eine Plastiktüte heraus. »Friedensangebot.«
»Davon kriege ich heute Abend ja einige.« Sie spähte in die Tüte. »Ein Sicherheitsschloss?«
»Die CSU hat deine Schlüssel nicht gefunden. Jemand muss sie an sich genommen haben. Ich will das Schloss austauschen.«
Plötzlich wurde Eve kalt. »Dann habe ich gestern meine Tür doch nicht offen gelassen, stimmt’s?«
Sein Blick flackerte, und sie wusste, dass er es auch so sah. »Ich weiß es nicht genau, aber ich wäre lieber vorsichtig.«
»Buckland war gestern am Tatort. Er hat Fotos von meinem Wagen gemacht.«
Noahs Augen wurden schmal. »Du meinst, er hat die Schlüssel?«
»Möglich wäre es, oder?«
»Sogar wahrscheinlich«, gab er grimmig zurück. Dann stand er auf und zog sie auf die Füße. »Komm. Ich fahre dich nach Hause und tausche das Schloss aus, bevor ich wieder gehe.«
Mittwoch, 24. Februar, 00.15 Uhr
Eves Handy tanzte vibrierend auf der Lehne ihres Sessels. Es war David, was bedeutete, dass er vor der Tür stand. Sie hatte ihn angerufen und ihm erklärt, warum Noah das Schloss auswechseln musste, was ihn zu einer Reihe unflätiger Bezeichnungen für Buckland bewegt hatte. Sie öffnete die Tür. »Scht«, machte sie.
Sie winkte ihn in die Küche und an Noah vorbei, der mit ausgestreckten Beinen auf ihrem Sofa saß. »Er ist eingeschlafen«, flüsterte sie. »Ich habe ihm etwas zu essen gemacht, während er an der Tür werkelte, aber als er sich auf die Couch gesetzt hat, war er ganz schnell weggetreten. Er muss ziemlich erschöpft sein.«
»Das muss er allerdings, wenn er auf dem Ding einschlafen kann. Ich habe vergangene Nacht kein Auge zugemacht.«
»Nimm mein Bett. Ich lege mich aufs Sofa, sobald er wacht wird und nach Hause fährt.«
»Du darfst dein Bett behalten.« Er hielt ihr die Einkaufstasche offen hin. »Eine aufblasbare Gästematratze.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du machst zu viel Lärm, wenn du das Ding aufpustest. Dann weckst du Noah.«
»Besonders lange kann er doch noch nicht schlafen. Weck ihn auf, damit er nach Hause fahren kann.«
Natürlich wäre das richtig gewesen. Aber wieder schüttelte sie den Kopf. »Lass ihn. Du nimmst mein Bett.«
Noah hatte sich im Wohnzimmer noch keinen Millimeter geregt. Er hatte seinen Mantel und sein Jackett ausgezogen, als er das Schloss wechseln ging, trug aber noch Krawatte und Schuhe. Und die Pistole.
Wenn er so liegen bleibt, hat er morgen einen steifen Nacken.
Sie zog an seinen Füßen und schaffte es schließlich, seine Beine aufs Sofa zu hieven. Wenn er aufwachte, dann war es eben so. Aber er tat es nicht, nicht einmal, als sie seine Krawatte lockerte und ihm die Schuhe auszog.
Sie hätte sich entfernen sollen, blieb aber neben ihm hocken und betrachtete sein Gesicht. Seinen Mund. Sie hatte diesen Mund geküsst. Im Bistro hatte sie sich eingeredet, dass es seiner Arbeit half.
Schadensbegrenzung.
Aber sie hatte ihn küssen
wollen.
Und das schon seit Monaten.
Sie dachte an den Augenblick in der Bar zurück, als er sie wieder geküsst hatte. Sie hatte sich gewünscht, dass er es noch einmal tat, aber das hatte er nicht. Er hatte sie nach Hause gebracht und seine Hände bei sich behalten. Seine Hände … Sie betrachtete sie und fragte sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn sie über ihren Körper strichen.
Nach einem Jahr »Nur gucken, nicht anfassen« war dies ihre Chance. Vorsichtig strich sie mit dem Finger über seinen Kiefer, der selbst im Schlaf hart und angespannt wirkte. Die Bartstoppeln waren rauh und piekten. Sie ließ den Finger über seine Lippen gleiten. Weich. Dabei hatten sie sich vorhin so hart angefühlt, als er sie in der Bar geküsst hatte.
Da er sich noch immer nicht regte, wurde sie forscher, strich ihm mit den Fingerknöcheln über die Wange, schob ihm das Haar aus der Stirn, ließ ihren Daumen über die Augenbrauen gleiten. Er war einfach schön, fand sie. Eve lächelte, als sie daran dachte, dass er das sicher nicht gern hören würde.
Sie nahm die Hand weg, bevor sie der Versuchung nachgab, ihn noch
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