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Todesstoß / Thriller

Todesstoß / Thriller

Titel: Todesstoß / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Wartungsarbeiter namens Mike zu sein. Er tat, als habe er Mitgefühl wegen meines Fauxpas mit Max. Er tat, als fände er mich attraktiv.«
    »Du warst es«, sagte er ernst. »Bist es.«
    »Ich war es. Er lud mich ein, machte mich betrunken … Nein. Er bezahlte das Bier, getrunken habe ich es selbst, und zwar gierig. Klar, ich durfte noch nicht, denn ich war noch nicht volljährig, aber es war mir so was von egal. Ebenso willig nahm ich ihn mit nach Hause und … tat, was man, wie ich glaubte, eben tat.«
    Ein Muskel zuckte in Noahs Wange, aber er sagte nichts.
    »Am nächsten Morgen wollte er gehen. Ich versuchte, ihn zu halten, versuchte alles, damit er mich begehrte.« Sie schloss die Augen, als die Erinnerung in ihr Bewusstsein drang. »Ich zog seinen Mantel an und begann zu tanzen, und da fiel ein Foto aus seiner Tasche. Ein Babybild von Tom. Ich wusste, dass Caro damals bei ihrer Flucht die Fotos zurücklassen musste.«
    »Und da wusstest du Bescheid«, sagte er leise, und sie schlug die Augen auf und sah ihn an. Er war sehr blass geworden.
    »Und da wusste ich Bescheid. Den Rest der Geschichte kennst du. Erstochen, aufgeschlitzt, erwürgt. Er ließ mich liegen, weil er sicher war, dass ich sterben würde. Das tat ich auch. Zweimal. Ich habe verdammtes Glück, überhaupt hier zu sein.«
    Er versuchte etwas zu sagen. »Eve …«
    »Schon gut, Noah. Es ist Vergangenheit. Aber ich will, dass du mich wirklich verstehst. Niemand macht eine solche Sache durch, ohne sich zu verändern. Verdammt, ich war schon kaputt genug, bevor ich bei Dana gelandet war. Meine Mutter war drogensüchtig. Sie hätte ihre Seele für einen Schuss verkauft.«
    »Und ihre Tochter auch?«, fragte er heiser.
    »Nein. Weil ich vorher abgehauen bin. Man fasste mich, steckte mich in ein Kinderheim. Ich haute wieder ab, wurde wieder geschnappt. Bei meiner dritten Flucht schaffte ich es bis nach Chicago. Ich wäre allein durch diese Vorgeschichte schon beziehungsgestört genug gewesen, aber nun … Es ist einfach nicht drin.«
    Er begegnete ihrem Blick. »Warum nicht? Das verstehe ich immer noch nicht.«
    Das Blut stieg ihr in die Wangen. »Also schön. Nach der Sache mit Winters hatte ich eine Hysterektomie. Man entfernte mir die Gebärmutter. Nichts ist mehr da.«
    Er atmete langsam aus. »Das ist alles?«
    Sie funkelte ihn wütend an. Er wirkte extrem erleichtert. »Nein, das ist nicht alles. Aber es ist verdammt noch mal genug.«
    »Das heißt? Du kannst keine Kinder kriegen. Okay. Aber das kümmert mich nicht, Eve.«
    »Das sagst du so.«
    »Und ich meine es auch so.«
    Sie lächelte, um ihren Worten den Stachel zu nehmen. »Du glaubst, du meinst es so. Und wenn es alles wäre, dann würde ich dir wahrscheinlich sogar die Gelegenheit geben herauszufinden, dass du dich irrst. Aber es ist eben nur ein Teilgrund. Noah, ich …« Sie zuckte mit den Schultern. Das Lächeln war weg. »Ich wache nachts schreiend auf, als ob alles wieder und wieder in diesem Augenblick geschieht. Und ich bin … gewalttätig. Wirklich gewalttätig.«
    »Du fürchtest, mich zu verletzen?«, fragte er ungläubig.
    »Ich
weiß,
dass ich es täte. Manchmal schlafwandle ich. Einmal bin ich in der Küche aufgewacht, mein größtes Messer in der Hand. In meinem Zimmer in Danas Frauenhaus habe ich mich nachts immer eingeschlossen, so dass ich niemanden versehentlich attackieren konnte. Meistens schlief ich lieber nicht. Ich wurde zu einer Kreatur der Nacht.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Schlief tagsüber in Etappen. Mache ich heute noch immer.«
    Er nickte bedächtig. »Also … das ist es?«
    Sie verdrehte die Augen. »Herrgott noch mal. Was muss ich denn tun, um dich abzuschrecken?«
    »Mehr als das auf jeden Fall. War es das?«
    »Nein.« Sie stand auf, schenkte sich Kaffee ein, der längst kalt geworden war, und schob ihn wieder von sich. »Ich will einfach mit niemandem zusammen sein. Kannst du das nicht endlich akzeptieren?«
    »Eve, sieh mich an.« Seine Stimme war tief und weich und warm. Sie wandte sich steif zu ihm um, als hätte eine riesige Hand sie dazu gezwungen, und begegnete seinem Blick. Seine Augen glitzerten. »Sag mir, dass du mich nicht willst, und ich verspreche zu gehen.«
    Sie wollte es. Musste es. Konnte aber nicht. Also schloss sie die Augen und schwieg.
    »Das dachte ich mir«, sagte er schließlich leise. »Wenn du Zeit brauchst, verstehe ich das. Ich habe Zeit. Wenn du Raum für dich brauchst, einverstanden. Und wenn du mir jemals

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