Todesstoß / Thriller
Noah fuhr an den Straßenrand und stellte den Motor ab. »Warum hältst du?«
»Das ist das Haus der Bolyards. Sie sind vielleicht die letzten Menschen, die Martha Brisbane lebend gesehen haben – abgesehen von ihrem Mörder natürlich. Komm. Du kannst nicht allein hier draußen bleiben.«
»Ich habe die Kopfhörer dabei«, sagte sie. »Wenn ich nichts mitbekommen soll, kann ich sie benutzen.«
»Vielleicht muss ich dich wirklich darum bitten.« Er setzte den Hut auf und wurde stutzig. »Was ist?«
»Ich mag den Hut«, sagte sie heiser. »Ich fand ihn schon immer sehr sexy.«
Schweigend erwiderte er ihren Blick, und obwohl seine Augen im Schatten der Hutkrempe lagen, konnte sie die Glut darin sehen. »Komm, bringen wir das hier hinter uns. Ich würde heute gern noch ein wenig Zeit mit dir allein verbringen.« Er stieg aus, öffnete ihr die Tür und half ihr auszusteigen. Sie spürte die Kälte kaum, als sie ihm in einigen Schritten Abstand zum Haus folgte und wartete, als er klingelte.
Keine Reaktion, also klopfte er.
»Vielleicht sind sie ausgegangen?«, meinte Eve, doch Noah runzelte die Stirn.
»Vielleicht. Aber eigentlich haben sie uns erwartet. Die Frau wollte unbedingt Jack kennenlernen«, setzte er mit einem Hauch Bitterkeit hinzu. Eve strich ihm mit der Hand über den Rücken. »Schon okay, mir geht’s gut. Ich muss das jetzt tun.«
»Das hier« war sein Job, wie sie wusste. Den Mörder finden, festsetzen, und das nun auch, um für seinen Partner etwas in die Wagschale werfen zu können. Er ging zurück zur Auffahrt und spähte durch die Fensterschlitze, die sich unter dem Garagendach befanden.
»Komm«, sagte er abrupt.
»Was ist?«, fragte sie und folgte ihm durch den Schnee ums Haus herum.
»Beide Wagen stehen in der Garage. Sie sind zu Hause.« Sie waren auf der Rückseite des Hauses angekommen, und er hielt die Hand hoch. »Bleib hier.«
Sie nickte und musste sich zum Atmen zwingen, als Noah mit gezogener Waffe ans Küchenfenster trat und hineinsah. Sie hörte seinen Fluch, kam näher und spähte ebenfalls durchs Fenster. »O Gott«, murmelte sie.
Zwei Personen lagen mit dem Oberkörper auf dem Küchentisch. Überall war Blut. Noah zog an der Tür, und sie ging auf. Eve blieb wie angewurzelt stehen, als er eintrat und den Puls des Paares überprüfte. Dann kam er rückwärts wieder heraus, ohne etwas anderes berührt zu haben.
»Sie sind tot«, sagte er tonlos. »Komm mit.«
Wieder folgte sie ihm, diesmal zu seinem Wagen, wo er das Funkgerät nahm und Verstärkung anforderte. Und die Technik. Und die Gerichtsmedizin.
Müde stützte er die Ellenbogen aufs Lenkrad und drückte die Daumen gegen seine Schläfen.
Eve strich ihm sanft über den Arm. »Wer wusste alles, dass die beiden Martha Brisbane gesehen haben?«
»Mein Team, die Person, die den Anruf entgegengenommen hat, und jeder, dem das Paar davon erzählt hat. Sie wollten wegen dieses verdammten Zeitschriftenartikels unbedingt von Jack befragt werden.« Sein Mund verzog sich. »Wer weiß, vor wem sie damit geprahlt haben.«
»Aber das würde nur eine Rolle spielen, wenn die Person, vor der sie geprahlt haben, Dreck am Stecken hat.«
Er sah sie an. »Also entweder kannten sie den Killer und wussten es nicht …«
Die Furcht in ihren Eingeweiden passte zu der in seinen Augen. »Oder du kennst ihn«, sagte sie.
Mittwoch, 24. Februar, 21.30 Uhr
W ebster war da und Eve ebenfalls, wie er es sich gedacht hatte. Der Augenblick war ideal, denn Webster war noch benommen durch den Schock, die beiden Bolyards tot vorgefunden zu haben, und bisher war noch niemand anderes hier. Wenn er Webster erwischte, wäre Eve ebenfalls reif.
Aber Webster hatte seinen Wagen drei Meter zu weit vorgefahren. Er senkte frustriert die Waffe, so würde er keinen vernünftigen Treffer erzielen, aber er wagte auch nicht, näher heranzugehen. Webster, ganz der pflichtbewusste Cop, hatte seine Waffe noch immer gezogen, und auch wenn er es nur sehr ungern zugab: Webster war der bessere Schütze.
Wenn ich daneben schieße, bin ich tot.
Und er hatte nicht vor zu sterben. Jedenfalls noch nicht heute.
Phelps schaffte es vielleicht nicht. Das war genau der Tropfen, den er brauchte, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Die Presse würde über die Story herfallen und herausfinden, dass Phelps sich an Rachel Wards Tod schuldig gefühlt hatte. Aber bevor die Reporter gründlich recherchieren konnten, würde er zum K.O.-Schlag ansetzen.
Die Hat Squad würde
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