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Todesstoß / Thriller

Todesstoß / Thriller

Titel: Todesstoß / Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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dass er sich diesen Zeitpunkt bewusst ausgesucht hat?«
    Wieder einen Moment lang Schweigen. »Eddie war fast achtzehn Jahre alt und gerade aus der Haft entlassen worden. An diesem Tag war er mit einem Mädchen aus gewesen – wahrscheinlich hat er sein Böse-Buben-Image voll ausgespielt, und das Mädchen wollte den Kick. Aber dann … hat’s wohl nicht geklappt. Ich habe später gehört, dass Mädchen hätte überall herumzählt, dass sie Eddie ausgelacht hat, weil er sich so abmühte und trotzdem nicht … nichts zustande gebracht hat. Als ich das hörte, war mein letzter Zweifel ausgeräumt, dass er Irene umgebracht hat. Er gab ihr die Schuld daran, und das hätte ich auch getan. Aber wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, dann wäre er als Erwachsener ins Gefängnis gegangen, und ich weiß, was sie dort mit ihm gemacht hätten. Er hatte doch schon eine Strafe abgesessen, und, ja, wahrscheinlich hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm nicht geholfen hatte. Ich wünschte, ich hätte damals die Wahrheit gesagt.«
    Ich auch,
dachte Noah.
Das wünschte ich auch.
    »Und was wurde danach aus Ihrem Bruder?«, fragte Abbott.
    »Keine Ahnung. Ich packte meine Sachen und landete schließlich hier in Fargo. Von Eddie hörte ich nie wieder.«
    »Er hat Karriere gemacht«, sagte Abbott. »Als Psychologe.«
    Wieder blieb Black eine Weile still. »Also hat er es doch gepackt. Wow. Wissen Sie, er sollte eigentlich in Jugendhaft bleiben, bis er achtzehn war, aber er wurde vorzeitig entlassen. Die Schule und die Polizei im Ort versuchten, das zu verhindern, aber er hatte einen Therapeuten, der behauptete, er sei rehabilitiert. Wahrscheinlich hat Eddie ihm ganz schön etwas vorgemacht. Ich ging zur Anhörung vor dem Familienrichter. Der Psychotherapeut war fein angezogen, drückte sich schwülstig aus, wickelte den Richter um den Finger und stellte die Polizei als Tölpel dar. Eddie war begeistert. Das sei die wahre Macht, sagte er damals, ein Bulle mit Waffe dagegen sei nichts anderes als ein minderbemittelter Schläger. Er würde aufs College gehen und einer von den Schlauen werden. Ich lachte ihn aus. Das würde niemals geschehen, prophezeite ich ihm.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil Leute wie er auf dem College nicht zugelassen werden. Er war arm und vorbestraft. Tja, offensichtlich hat er besser auf mich gehört, als ich es je für möglich gehalten hätte. Er hat sich eine neue Identität verschafft.«
    Aber nichts davon bringt uns Eve auch nur einen Schritt näher.
»Machen Sie schon«, formte Noah stumm mit den Lippen, und Abbott warf ihm einen finsteren Blick zu.
    »Wir müssen ihn finden. Er hat mindestens zwei Frauen entführt«, sagte Abbott.
    »Ich weiß, Lieutenant Tindale hat es mir gesagt. Und ich würde Ihnen auch gern helfen, aber ich weiß nicht wie. Ich habe keine Ahnung, wo er stecken könnte. Wie ich schon sagte, ich habe seit fast dreißig Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm.«
    »Nun, vielen Dank, dass Sie mit uns gesprochen haben«, sagte Abbott müde. »Und passen Sie auf sich auf, Mr. Black. Ihr Bruder hat Sie, Ihre Frau und Ihre Kinder von einem Privatdetektiv überwachen lassen. Ich gehe davon aus, dass er glaubte, Sie könnten ihn immer noch identifizieren und verraten.«
    Als Abbott aufgelegt hatte, starrte Noah auf das Telefon, ohne es wahrzunehmen. »Das hat uns nichts gebracht.«
    »Faye sucht nach Grundstücken oder Häusern, die auf den Namen Irene Black zugelassen sind, und wir habe an jeder größeren Straße, die aus der Stadt hinausführt, Sperren errichtet.« Abbotts Blick war mitfühlend. »Besorgen Sie uns eine Kanne Kaffee, Noah.«
    Dabei brauchte er keinen Kaffee, sondern einen Drink. Nur einen einzigen.
Um meine Nerven zu beruhigen.
Aber er wusste, dass er sich selbst etwas vormachte. Einer würde nicht reichen. Und wenn sie sie nicht rechtzeitig fanden …
    Noah nickte unsicher, stand auf und durchquerte das Großraumbüro. Eine Weile lang blieb er vor der Kaffeemaschine stehen und rang mit dem Wunsch, die Glaskanne zu zerschmettern, alles kleinzuhauen, was es in diesem verfluchten Büro gab, und sich nach etwas Stärkerem umzusehen. Um sich Mut zu machen. Oder einfach nur zu vergessen, wie viel Angst er hatte.
    Im Geist sah er die Opfer an den Stricken baumeln. Pierce hatte jedes Mal seine Mutter aufgehängt.
Und nun hat er Eve. Meine Eve.
Er konnte nicht mehr wie ein Cop denken.
Ich kann nicht mehr.
    »Noah!«
    Er sah auf. Brock kam in Uniform durch den Flur. »Ich habe

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