Todesstoß / Thriller
bei dir?«
»Es ging mir schon besser. Ethan, ich muss an den Server meiner Uni, aber niemand darf wissen, dass ich mich dort umsehe.«
»Warum?« Das einzelne Wort umfasste auch alle nicht ausgesprochenen Bedenken von Ethan.
Und es war eine verdammt gute Frage. »Ich habe euch doch von der Studie erzählt.«
»Aufbau von Selbstwertgefühl in virtuellen Welten. Deine Probanden spielen den ganzen Tag lang Shadowland. Ich wünschte, ich dürfte teilnehmen.«
»Nein, das wünschtest du dir nicht. Ich mache mir Sorgen um eine Testperson und muss unbedingt ihre Adresse herausfinden. Kannst du mir vertrauen und nicht weiter nachfragen?«
»Das kann ich. Aber du sagst mir, wenn du Probleme kriegst? Ich kann in wenigen Stunden bei dir sein.«
Eves Herz zog sich zusammen. »Dank dir.« Sie gab ihm Jeremy Lyons’ Username und Passwort. »Er hat beides auf eine Haftnotiz geschrieben, die unter seiner Schreibtischunterlage klebt.«
»Vollidiot«, murmelte Ethan. »Wie kann man nur?«
Eves Job bei Ethan war es unter anderem gewesen, sich in die Netzwerke der Klienten einzuhacken, um die Schwächen aufzuzeigen. Es hatte immer viel zu leicht geklappt.
»Andererseits geht mir so niemals die Arbeit aus«, meinte Ethan. Eine Minute verstrich, dann eine weitere, während Eve beobachtete, wie Christys Avatar träge in der virtuellen Schlinge hin und her schwang. »Ich bin drin. Was willst du wissen?«
»Im Augenblick nur die Privatadresse von Lewis, Christy L. Könntest du mir eine Kopie der Datei schicken?«
»Schon erledigt. Christy Lewis wohnt in der Red Barn Lane 5492 in Woodfield.«
Das war ein gutes Stück zu fahren. »Danke.«
»Eve, Moment. In was für Schwierigkeiten steckst du?«
»Ich darf weder Namen noch Adresse dieser Person wissen – das verstößt gegen das Doppelblindverfahren. Wenn es jemand herausfindet, kann ich meine Sachen packen.«
»O Mist.« Sie sah ihn vor ihrem geistigen Auge eine Grimasse schneiden. »Das ist gar nicht gut.«
»Ich weiß. Aber es war richtig so.«
»Du bist wie Dana«, sagte er ruhig. »Und ich habe nichts anderes erwartet. Ruf mich an, falls du mich brauchst. Ich kann es noch ein Weilchen vor Dana verheimlichen. Sie und das Baby sind abe stark, also mach dir keine Sorgen.«
Eve legte auf und musterte die aufgeknüpfte Gwenivere. »Leichter gesagt als getan.«
Montag, 22. Februar, 16.05 Uhr
»Nun ist es offiziell Mord«, sagte Ian Gilles, als er zu dem Team stieß, das sich in Abbotts kleinem Büro versammelt hatte. »Martha Brisbane wurde stranguliert. Unter anderem.«
»Was heißt unter anderem?«, fragte Noah, hielt jedoch sofort eine Hand hoch. »Moment. Bevor du es uns sagst – du kennst die anderen? Micki Ridgewell und Carleton Pierce?«
»Natürlich kenne ich Micki.« Ian lächelte, was sehr selten vorkam. »Und Dr. Pierce und ich haben schon vergangenes Jahr gemeinsam an einem Mordfall gearbeitet. Schön, Sie zu sehen.«
»Gleichfalls.« Carleton hatte Fotos der beiden Opfer vor sich liegen und deutete nun auf Samantha. »Haben Sie sie schon erneut untersucht?«
»Noch nicht«, sagte Ian. »Ich habe es mir für morgen vorgenommen. Heute kann ich nur etwas über Martha Brisbane sagen. Ihr Bluttest weist Ketaminspuren auf.«
»Der Einstich im Hals«, sagte Jack. »Ketamin ist ein Betäubungsmittel.«
»Genau. Es wird in der Lazarettmedizin eingesetzt, weil es nicht nur betäubt, sondern auch bewegungsunfähig macht. Hier, das ist interessant.« Ian nahm ein Foto aus dem Stapel. »Das sind ihre Lungen.«
Micki sah verständnislos auf das Bild. »Sie sind blau. Warum haben Sie sie eingefärbt?«
»Habe ich nicht, sie waren so.«
»Man hält zwar sprichwörtlich die Luft an, bis man blau anläuft«, sagte Jack, »aber ich hätte nie gedacht, dass es tatsächlich funktioniert. Was ist das?«
»Kupfersulfat. Ich habe Spuren davon in der Luftröhrenwand und im Magen gefunden. Kupfersulfat wird für Rohrreiniger benutzt, um Wurzeln aufzulösen, die die Leitung verstopfen. Man spült ihn durch die Toilette.«
Micki verzog das Gesicht. »Das Zeug frisst sich durch Baumwurzeln?«
»Und durch Haut. Ich habe auch Reste in ihrem Gesicht gefunden, unter dem Make-up.«
»Hat er ihr Gesicht in die Toilette gedrückt?«, fragte Noah, und Ian nickte.
»Ja. Lange und oft genug, dass sie die Flüssigkeit inhaliert und geschluckt hat. Wenn er sie nicht erwürgt hätte, dann hätte das Kupfersulfat sie letztendlich wohl getötet. Außerdem hat sie kurz vor dem Tod
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