Todesstoß / Thriller
denke, dass sie ihn angerufen hat, sobald wir vorhin gegangen sind, also sollten wir uns auch ihren Einzelgesprächsnachweis besorgen. Für Mobil
und
Festnetz.«
»Es könnte sein, dass er sich in der leeren Wohnung neben Marthas Apartment versteckt«, sagte Jack.
»Wir haben schon versucht, einen Durchsuchungsbeschluss anzufordern«, sagte Noah, »hatten bisher aber keine ausreichenden Beweise. Das könnte sich jetzt ändern.«
»Ich mache Druck bei der Staatsanwaltschaft«, sagte Abbott. »Carleton, können Sie schon etwas zum Täterprofil sagen?«
»Weiß, männlich, zwischen zwanzig und vierzig Jahre. Hoher IQ . Neigt zur Dramatik. Detailversessen.« Er suchte in den Fotos, bis er die Abzüge von Martha und Samantha fand, die in identischer Pose am Seil hingen. »Die Augen sind aus irgendeinem Grund wichtig für ihn. Er klebt die Lider fest, so dass sie offen bleiben.«
»Was ich ziemlich gruselig finde«, sagte Micki leise.
»Das ist es«, sagte Carleton. »Der Täter hat es bei Samantha getan, und es ist uns nicht verdächtig erschienen. Also hat er es bei Martha wiederholt. Ich finde es übrigens interessant, dass er Ketamin benutzt und es in den Hals injiziert hat. Das verweist auf ein recht hohes Maß an … Zuversicht. Außer Ian vielleicht – wer von Ihnen würde einer Frau einfach so eine Spritze in den Hals jagen?«
»Sie meinen, er hat eine medizinische Ausbildung?«, fragte Noah, und Carleton zuckte mit den Schultern.
»Oder einfach Übung.«
Abbott nickte. »Finden wir heraus, ob der Höschenfetischist auf Doktorspiele steht. Ian, sehen Sie sich alle Fälle des vergangenen Jahres an, in den Tod durch Erhängen festgestellt wurde. Ich will wissen, ob es auch bei anderen Personen Einstiche gab.«
»Wir statten Siren Song einen Besuch ab und holen uns die Listen der Angestellten und Kunden«, sagte Jack. »Allerdings werden sie uns die wohl kaum freiwillig geben, also brauchen wir eine Anordnung.«
»Und wir reden mit den Mietern, vor allem mit den drei Frauen, die sich über Taylor beschwert haben«, fügte Noah hinzu. »Irgendjemand muss doch wissen, wo der Kerl rumhängt.« Er zuckte kurz zusammen. »So war das nicht gemeint.«
Faye steckte den Kopf durch die Tür. »Noah, Anruf auf der eins. Eine Frau. Sie sagt, es sei dringend.«
Noah holte sich Abbotts Telefon heran. »Webster.«
»Eve Wilson hier. Sie müssen nach Woodfield kommen. 5492 Red Barn Lane.«
Eve?
Ihre Stimme war fest, aber er konnte Furcht heraushören. »Was ist los?«
»Hier ist eine Frau. Tot. Sie hängt von der Schlafzimmerdecke.«
Ihm rutschte das Herz in die Hose, nicht nur, weil sie ein neues Opfer hatten, sondern auch, weil Eves Verbindung nun offenkundig war. »Sind Sie im Haus?«
»Nein. Ich kann durchs hintere Fenster sehen. Sie heißt Christy Lewis.«
»Und Sie kennen auch sie von der Arbeit?«
»Ja«, sagte sie resigniert. »Bitte beeilen Sie sich.« Dann hatte sie aufgelegt.
Noah erhob sich. »Opfer Nummer drei.«
»Ich trommele das Team zusammen«, sagte Micki.
»Ich komme mit«, meinte Ian. »Ich will den Tatort selbst sehen.«
Carleton war schon aufgestanden und knöpfte sich den Mantel zu. »Ich auch. Ich fahre Ihnen hinterher, Ian.«
Jack setzte sich seinen Hut auf. »Dann los, Leute.«
Abbott winkte alle hinaus, hielt jedoch Noah zurück. »Sie bleiben. Und machen Sie die Tür zu.«
Noah gehorchte. Er wusste, was kam, und fürchtete es. »Wer, wie und warum?«, fragte Abbott.
»Eve Wilson«, gab Noah gedämpft zurück.
Abbott sah ihn verblüfft an. »Aus dem Sal’s?«
»Ja. Sie war heute in dem Haus von Martha Brisbanes Wohnung. Sie sagte, sie kenne Martha von der Arbeit. Dasselbe behauptete sie eben von dem neuen Opfer.«
Abbott wirkte noch immer perplex. »Von ihr hätte ich im Leben nicht gedacht, dass sie für eine Sexhotline arbeitet. Sie weiß also etwas. Finden Sie heraus, was es ist. Ich schicke einen Streifenwagen zu der Adresse, falls sich dieser Kerl noch irgendwo in der Nähe herumtreibt. Und um dafür zu sorgen, dass Miss Wilson nicht einfach abtaucht.«
Montag, 22. Februar, 16.55 Uhr
Eve saß auf der Rückbank des Polizeiautos, blickte auf die Handschellen an ihren Gelenken und versuchte, ruhig zu bleiben und nicht an die Frau zu denken, die im Haus an einem Strick baumelte.
Sie konnte nur hoffen, dass ein Missverständnis sie in ihre momentane Lage gebracht hatte. Es hatte sie viele Jahre gekostet, bis sie sich wieder daran gewöhnt hatte, dass man von einem
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