Todesstunde
Hundertdollarscheine bezahlt.«
»Wie weit sind wir damit, Bergers Konten einfrieren zu lassen?«, erkundigte sich Emily.
»Die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Ach, in dieser Sommerhitze bleiben sie eher noch stehen.« Miriam machte ein finsteres Gesicht. »Meiner letzten Info nach sollten wir die Vollmachten bis zum Ende des Tages haben. Aber dieser Tag war gestern. Bergers Anwalt, Duques, ist der Vermögensverwalter. Vielleicht sollten Sie vorbeifahren und ihn an seine Bürgerpflicht erinnern. Es ist weit hergeholt, aber vielleicht schaffe ich es, dass er sein verdammtes Maul gegenüber der Presse wenigstens fünf Minuten lang hält.«
Und wieder setzten wir uns in den Backofen und fuhren hoch nach Midtown. Allen Duques’ Büro befand sich in einem gläsernen, pagodenförmigen Gebäude auf der Lexington Avenue gegenüber dem Grand Central Terminal. Ich stellte mein Zivilfahrzeug mitten auf einer Bushaltestelle neben der heillos verstopften Straße ab und klemmte mein NYPD-Schild an die Blende.
Duques’ Firma nahm den gesamten 32. Stock ein. Gleich am Fahrstuhl stand auf der Surinamkirschwand in einer ein Meter großen Edelstahlschrift der Name seiner Firma, Hunt, Block & Bally.
»Mr. Duques?«, vergewisserte sich die zerbrechliche Empfangsdame hinter der Glastür. Sie blickte uns mit ihrem fein geschnittenen Modelgesicht an, als hätten wir sie gerade nach dem Sinn des Lebens gefragt. »Es tut mir leid, aber Mr. Duques hat den ganzen Tag Termine.«
»Es ist sehr wichtig.« Ich zeigte ihr meine Dienstmarke.
»Sehr, sehr wichtig«, betonte Emily, die mit ihrer FBI-Marke auftrumpfte.
Trotz unseres Markenzaubers mussten wir noch zehn Minuten warten, bevor eine andere attraktive Randfigur erschien, die ihrem Aussehen nach nur alle zwei Tage etwas aß.
Ich fuhr mit dem Finger über das exotische Holz, als sie uns zu Duques führte. »So sehen also die Flure der Macht aus«, sagte ich, gedankenvoll nickend.
Um die Ecke stand Duques – mittleres Alter, Brille – an der Tür zu seinem Büro und lächelte uns freundlich entgegen. Er begrüßte uns mit Handschlag und ließ uns in seinem plüschigen Büro Platz nehmen. Er erinnerte mich an den schicken Hotelmanager, der ebenso geschniegelt und gestriegelt gewesen war. Selbst als er sich setzte, zeigte sein weißes Hemd keine Falten. Ich andererseits schwitzte trotz der Klimaanlage wie ein Schwein im Bottich. Wie schaffen das diese Reichen immer?
»Also, was kann ich für das NYPD und das FBI tun?«, fragte er, nachdem wir seine Einladung zu einer Tasse Kaffee abgelehnt hatten. Duques wirkte vertrauenswürdig und bodenständig, was für ihn nicht leicht sein konnte, wenn man überlegte, dass seine Socken wahrscheinlich mehr gekostet hatten als meine Schuhe.
»Wir bräuchten Ihre Hilfe«, begann ich.
Er blickte uns vorsichtig an. »Ich kann es versuchen. Wo liegt Ihr Problem?«
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass Carl Apt immer noch Zugang zu Lawrence Bergers Geld hat«, erklärte Emily. »Wir arbeiten daran, Bergers Vermögen einfrieren zu lassen, doch das geschieht frühestens morgen. Wir wissen, Sie sind Mr. Bergers Vermögensverwalter, deswegen bitten wir Sie, alle Konten zu sperren, bevor noch jemand getötet wird.«
»Hm, das ist ein bisschen viel verlangt«, gab Duques zu bedenken und lehnte sich langsam zurück. »Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt vermuten darf, dass mein Mandant ein Verhältnis zu Mr. Apt unterhielt.«
»Eine wahnsinnige Vermutung, ich weiß«, sagte ich. »Nachdem Ihr Mandant es bereits zugegeben und sein Geständnis vor seinem Selbstmord unterschrieben hat.«
Duques nahm seine Brille ab und kaute auf einem Bügel. »Ein unterzeichnetes Geständnis, das ich anfechten muss.«
»Wir sind nicht hier, um zu streiten, Mr. Duques.« Emily legte ein Blatt Papier vor ihn auf den Schreibtisch. Es war ein Foto von Apt und der Prostituierten im Carlyle Hotel. »An diesem Morgen fanden wir diese Frau tot im Carlyle Hotel.« Sie tippte auf das Bild. »Apt bezahlte zweitausend Dollar in bar für das Zimmer, in dem er sie tötete. Wir wissen, dass Apt kein eigenes Vermögen besitzt. Berger hat ihn auf der Straße aufgesammelt.«
»Angeblich«, behauptete Duques und hob eine Augenbraue.
»Stimmt«, sagte ich und zog aus der Akte ein Tatortfoto mit einer Nahaufnahme von Wendy Shackletons grün und blau geschlagenem Gesicht. »Sehen Sie, und hier hat Apt angeblich in das angebliche Gesicht dieser jungen Dame mit einem angeblichen
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