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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Dieses Rätselraten machte mir trotzdem keinen Spaß.
    »Die abgetrennten Körperteile wurden in Betonkübeln versteckt.«
    »Das hier ist technisch gesehen kein Kübel, kommt dem aber in zumutbarer Weise nahe.«
    »In zumutbarer Weise?«, fragte Emily nach, unterstützt von einem Konzert aus Hammerschlägen.

89
    Die Überwachungskameras des Hotels erwiesen sich als wahrer Segen.
    Emily und ich standen in einem überhitzten Sicherheitsraum im Keller und blickten auf einen Bildschirm, auf dem Carl Apt in voller Pracht mit der noch nicht toten Frau durch die Hotelhalle ging.
    »Du grinsendes Ungeheuer!«, schimpfte ich und klopfte mit dem Finger auf den Bildschirm.
    Polohemd und Jeans, die Apt trug, sahen teuer aus. Er wirkte lässig, unaufdringlich sommerlich. Am Handgelenk prangte eine goldene Armbanduhr. Wir hatten bereits mit der Rezeption gesprochen und erfahren, dass Apt die zweitausend Dollar für eine Nacht in der Suite bar bezahlt hatte. Mit der Ruhe und dem Selbstbewusstsein, die er ausstrahlte, schien er sich in diesem sündhaft teuren Hotel nicht im Geringsten fehl am Platz zu fühlen. Der Wichser.
    Die beweiskräftigste Aufnahme kam von der im Flur vor seinem Zimmer installierten Kamera. Um drei Uhr nachts schleppte ein schwer zu erkennender Mann etwas Großes, das in ein Laken gewickelt war, aus dem Zimmer zum rückwärtigen Lastenaufzug.
    Emily nickte. »Dann hat er sie also im Zimmer erledigt.«
    Ich nickte zurück. »Ich finde es aber erstaunlich, dass er sich die Zeit genommen haben soll, im Keller den Beton zu mischen und sie hineinzulegen. Und das mitten in der Nacht. Er hat den Beton sogar fachmännisch glatt gerührt. Jetzt verstehe ich, warum dieser Typ eine Einsatztruppe geleitet hat. In seinen Adern fließt Frostschutzmittel statt Blut.«
    Wir ließen uns Kopien der Aufnahmen geben und gingen zum Zimmer im zehnten Stock, das Apt gemietet hatte. Es war luxuriös eingerichtet mit einem Sekretär, einer cremefarbenen Sofagarnitur und Spiegeln mit vergoldeten Rahmen. Vom Wohnzimmer aus hatte man einen unglaublichen Ausblick nach Süden auf das Met-Life-Gebäude auf der Park Avenue und das Chrysler-Gebäude.
    Die Handtasche der Prostituierten lag hinter dem schicken Sofa. In dem Wirrwarr aus interessanten Arbeitsmaterialien befand sich eine Brieftasche mit einem in New Jersey ausgestellten Führerschein. Wendy Shackleton.
    »Meinst du, diese Wendy hier hat Berger auch irgendwie verärgert?«, fragte ich. »Oder gründet Apt jetzt schon seinen eigenen Verein toter Menschen? Macht sich selbständig?«
    »Ich wette auf Berger«, antwortete Emily.
    Die Leute von der Spurensicherung waren bereits im Schlafzimmer. Sie hatten ein blutiges Stuhlbein und Blutflecken auf dem Bett und dem Kopfteil des Bettes gefunden. Einer der Techniker erzählte uns, auf dem Stuhlbein befänden sich auch hervorragende Fingerabdrücke.
    »Wird er schlampig?«, überlegte ich.
    »Nein«, antwortete Emily und betrachtete das grafische Muster des Überwurfs auf dem breiten Bett. »Ich würde sagen, es ist ihm egal, wenn er Beweise zurücklässt. Ihm war es vor allem wichtig, die Leiche in Szene zu setzen, sie zu einer Kopie von Rifkins zweitem Opfer zu machen. Die Frau diente ihm nur als Material, als Modelliermasse, als Holz zum Schnitzen.«
    Wir blickten aus dem Fenster, während die Leute von der Spurensicherung ihre Koffer verschlossen. Die Sonne kam hinter einer vorbeiziehenden Wolke hervor und ließ die Spitze des Chrysler-Gebäudes aussehen wie geschmolzenes Silber.
    »Keine schlechte Bude für einen Jungen aus dem Land des Kohlebergbaus«, stellte Emily fest.
    »Berger hat ihn transformiert«, sagte ich. »Es ist die klassische Geschichte, in der sich arme Schlucker über Millionäre zum Massenmörder wandeln.«
    »Und jetzt?«, wollte Emily wissen.
    »Wie wär’s, wenn wir Feierabend machen und ich beim Zimmerservice eine Flasche Champagner bestelle?«
    Emily wandte sich vom Fenster ab und ging zur Tür. »Führe mich nicht in Versuchung.«

90
    Nach einer heißen, frustrierenden Fahrt zurück überfielen wir am One Police Plaza sofort meine Chefin in ihrem Büro und zeigten ihr die Videos von den Sicherheitskameras im Hotel.
    »Der Kerl hat echt Mumm«, sagte ich, während wir uns die Aufnahmen ansahen. »Dieses Hotel lässt unser Büro wie ein Stundenhotel aussehen. Und jetzt sehen Sie sich diesen Kerl an. Er stolziert herum, als gehöre ihm der Schuppen. Er hat sein Zimmer sogar mit einem Stapel

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