Todesstunde
Stuhlbein eingeschlagen.«
Als ich fertig war, erhob ich mich. »Ich habe doch gesagt, wir verschwenden hier nur unsere Zeit«, sagte ich zu Emily. »Wir hätten uns den Beschluss vorher besorgen sollen.«
Duques erhob sich ebenfalls, als wir dabei waren zu gehen. »Warten Sie, es tut mir leid«, hielt er uns auf und rieb sich die Augen. »Natürlich werde ich Ihnen helfen. Im Moment prüft ein Team den Fall. Ich werde meinen Kollegen sagen, sie sollen alle Transaktionen blockieren. Und wenn mir irgendwelche Ungereimtheiten auffallen, werden Sie als Erste davon erfahren. Obwohl es, ehrlich gesagt, eine Weile dauern wird. Mr. Bergers Vermögen beläuft sich auf mehr als achthundert Millionen Dollar.«
»Und was springt für Sie dabei raus?«, fragte ich noch immer in der Rolle des bösen, stinksauren Polizisten.
»Danke, Mr. Duques.« Emily schob mich aus dem Büro. »Ich wusste, Sie würden das Richtige tun.«
91
Trotz der Zusicherung des charmanten Mr. Duques, alles Menschenmögliche zu tun, übten wir den Rest des Tages vollen Druck auf die Staatsanwaltschaft aus, um die Konten sperren zu lassen. Emily bat sogar die Abteilung für Wirtschaftsverbrechen beim FBI in New York um Unterstützung.
Um halb acht abends hatten wir noch von niemandem eine Rückmeldung erhalten, doch zumindest schien es, als bellten wir den richtigen Geldbaum hinauf. Zudem war niemand mehr einem Ritualmord zum Opfer gefallen – soweit wir wussten. Ich liebe Fortschritte.
Ich hatte vor, Emily in ihr Hotel zurückzufahren, doch sie lehnte ab, weil sie ein paar Einkäufe für ihre Tochter erledigen müsse. »Gönn dir lieber eine Mütze Schlaf, Partner«, riet sie mir, als wir uns auf dem Parkplatz trennten. »Du wirst ihn brauchen.«
Auf der Fahrt nach Hause schaltete ich den Polizeifunk ab und legte eine Gov’t-Mule-CD ein, die im Handschuhfach lag. Ein maschinengewehrartiges, schädelzerberstendes Trommeln setzte ein, gefolgt von einer stechenden elektrischen Gitarre. Der jammervolle Südstaatenrock war genau das, was ich für meinen beinahe überschnappenden Blutdruck brauchte. Ich drehte die Musik bis zum Anschlag auf und drückte aufs Gaspedal.
Mein Stress war abgebaut, als ich eine Stunde später vor unser Strandhaus fuhr.
»Endlich. Ich habe mir schon Sorgen gemacht«, sagte Mary Catherine, als ich die Haustür öffnete.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Ist dein Telefonakku leer? Hier hat das Telefon gar nicht mehr aufgehört zu klingeln. Deine FBI-Freundin hat gesagt, es sei äußerst dringend und du sollst sie gleich anrufen.«
Emily hatte drei Nachrichten hinterlassen, wie ich feststellen musste. Ich schien das Klingeln bei der ohrenbetäubenden Musik nicht gehört zu haben.
Ich rief sie zurück.
»Du musst gleich wieder in die Stadt kommen, Mike«, drängte Emily. »Karen vom CIA hat mich noch einmal angerufen und gesagt, sie habe neue Infos, die uns direkt zu Apt führen könnten. Ich treffe mich mit ihr in meinem Hotel. Komm, so schnell du kannst.«
»Bin schon auf dem Weg«, erwiderte ich und drückte die Austaste.
»Sehe ich das richtig, dass du nicht zum Abendessen bleibst?«, wollte Mary wissen.
Ich nickte und spähte durch die Küchentür ins Esszimmer, wo die Kinder am Tisch saßen. Juliana verteilte Nudeln aus einem hexenkesselgroßen Topf. Der Duft von Knoblauch und Olivenöl wehte mir entgegen.
Ich hatte das Gefühl, Englein wollten mich verführen.
Mary hatte eine riesige Portion ihrer weltberühmten Fleischbällchen mit Soße gekocht.
Ich schielte auf mein Telefon.
Schade, dass mein Anteil bis morgen zum Frühstück warten müsste.
92
Beinahe vor Hunger sterbend, hörte ich mir auf der Fahrt zurück zu Manhattans funkelnden Lichtern noch einmal die Gov’t-Mule-CD an. Punkt halb zehn klopfte ich an Emilys Zimmertür. Sie öffnete – in einem Bademantel.
»Hallo, Mike.« Agent Parker ließ mich eintreten und eilte zum Schlafzimmer. »Karen ist noch nicht hier. Nimm dir was zu trinken, und setz dich. Ich ziehe mich nur schnell an.«
»Kneif mich«, sagte ich, als ich den Sechserpack Bier auf einem Tisch neben der Balkontür erblickte.
Ich öffnete die Schiebetür und stellte mich mit einer Flasche Bier ans Geländer. Die erste schmeckte gut. Die zweite noch besser. Unten auf der Straße vor dem Hotel stauten sich die Taxis bis zum Central Park West. Der Reihe nach fuhren sie am Hotel vor und ließen elegant gekleidete, lächelnde Menschen einsteigen, die auf einen vergnügten Abend hofften.
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