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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Drogendezernat zugeordnet. Um für meine Sünden zu büßen, habe ich jetzt zwei Bosse. Sie wissen selbst, wie es bei der Polizei zugeht – lauter Häuptlinge und keine Indianer. Ich würde ganz bestimmt nichts tun, womit ich in Ihr Blickfeld rücke. Mein Gesicht ist vielleicht nicht besonders hübsch, aber ich habe es lieber hier oben, als dass damit der Boden gewischt wird.«
    Â»Wer weiß noch von diesen Akten?«
    Â»Diese Vorgänge sind nicht geheim«, sagte Delport. »Die
waren nie geheim. Es waren ganz normale Fälle. Ganz normale Einsätze, ganz normale Ermittlungen, ganz normale Tests.«
    Â»Aber dass sie verschwinden ist nicht normal«, sagte Riedwaan. »Und es ist auch nicht normal, dass meine Tochter verschwindet.«
    Â»Wo sind die Drogen abgeblieben?« In Delports Stimme schwang leise Verzweiflung.
    Â»Auch verschwunden«, sagte Riedwaan.
    Â»Und Sie haben keine Ahnung, wer die Drogen mitgenommen haben könnte?«
    Â»Nicht die leiseste«, antwortete Riedwaan. »Genauso wenig, wie ich mir vorstellen kann, wer die Fälle verschwinden ließ und die Dokumente versteckte.«
    Â»Ich kann Sie nicht leiden, Faizal. Aber ich würde Ihrem Kind niemals etwas antun«, sagte Delport. »Nur weil ich die Frauen dafür bezahle, dass sie sich Zöpfchen flechten, bevor ich sie ficke – verzeihen Sie, Madam –, bin ich noch lange kein Pädophiler. Sehen Sie sich um. Glauben Sie wirklich, ich würde hier sitzen und Black Label trinken, wenn ich nebenbei Heroin verticken würde? Offenbar sind Sie noch dämlicher, als ich Ihnen zugetraut habe.« Er hob einen Finger. Der Barkeeper brachte eine Flasche Bier. »Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …«
    Clares Handy piepste. Sie öffnete die SMS. Charlie Wang. Sie hielt Riedwaan das Display hin. »Wir sollten los.«
    Delport leerte sein Glas.
    Â»Nokia sei Dank, dass Sie endlich abhauen und mich in Ruhe weitertrinken lassen.«

Sechsundvierzig
    Riedwaan fuhr mit dem Finger über das Messingmedaillon, das an Clares Armaturenbrett klebte. Die geprägte Gestalt mit Wanderstab und Mantel glänzte matt. Das Ergebnis von jahrelangen Berührungen.
    Â»Sankt Christophorus. Ich hätte dich nicht für abergläubisch gehalten«, sagte er.
    Â»Es kann nicht schaden, auf mehrere Pferde zu setzen.« Clare lächelte und schoss bei Rot über die Ampel. »Der Schutzpatron der Reisenden. Mein Vater hatte dieses Medaillon auf allen seinen Farmfahrzeugen.«
    Ein Taxi kam mit Fernlicht und auf der falschen Straßenseite um die Kurve geschossen. Clare wich ihm mit quietschenden Reifen aus.
    Â»Fick dich!«, brüllte sie dem Taxi nach, dessen Heckleuchten im Regen verschwanden.
    Â»Offenbar wusste dein Vater nur zu gut, warum er dir den Heiligen schenkte.« Riedwaan klopfte auf das Medaillon.
    Â»Meistens wünsche ich mir, er hätte es behalten.«
    Â»Wieso das denn?« So im Profil, dass er ihre Augen nicht sehen konnte, wirkte Clare naiv, fast mädchenhaft.
    Â»Vor Jahren fuhr mich mein Vater zur Universität nach Kapstadt. Er kaufte mir ein Auto und bestand darauf, dass ich seinen Sankt Christophorus nehme, damit er mich beschützt. Dann fuhren er und meine Mutter nach Hause. Auf der N7 überschlug sich ihr Wagen. Ein Mann auf einem Eselskarren fand sie eine halbe Stunde später; da waren beide schon tot.«
    Riedwaan legte eine Hand auf ihre Schulter. »Das tut mir leid.«
    Das Schweigen begann auf beiden zu lasten.
    Â»Mir tat es auch leid.« Drei Autos vor ihnen schaltete die
Ampel auf Rot. »Erzähl mir lieber, wie es kommt, dass ein Muslimjunge christliche Heilige kennt.«
    Â»Meine Mutter schickte mich auf eine katholische Schule. Sie wollte, dass ich eine anständige Ausbildung bekomme. Die Bilder der gemarterten Heiligen trugen allerdings nicht dazu bei, mich von meinem eigenen Leid abzulenken.«
    Â»Und dein Vater?«
    Â»Wurde umgebracht«, erzählte Riedwaan. »Als ich neun war.«
    Die Ampel sprang um.
    Â»Erzählst du es mir?«, fragte sie.
    Â»Eigentlich gibt es nicht viel zu erzählen.« Er rutschte auf seinem Sitz zur Seite und wandte sich ihr zu. »Einige gewitzte Gangster legten sich damals eine neue Terminologie zu. Mein Vater weigerte sich, ihre sogenannte ›Gemeinschaftssteuer‹ zu bezahlen. Er sagte, das sei gewöhnliche Erpressung.

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