Todestanz
hatte sich neben ihm aufgebaut. Phiri fing alle Fragen ab, die von den durch die Morde an Noor Khan und Chanel Adams aufgepeitschten Journalisten im Maschinengewehrtempo auf ihn abgefeuert wurden. Die Fragen der Boulevardblätter, die sich über die Suspendierung Captain Faizals ereiferten, reichte Phiri an Salome Ndlovu weiter. Sie fertigte sie mit aufgeblähten Floskeln ab, lobte dabei die von ihr in den Abteilungen eingeführten MaÃnahmen und kritisierte im selben Atemzug das Macho-Gehabe der sogenannten Gang Unit und der vor ihr versammelten Presse.
Die Pressemeute verlor das Interesse an Phiri, woraufhin er seinen Platz hinter den Mikrofonen einem Polizei-Pressesprecher überlieÃ. Als er aus dem Saal schlüpfte, verbreitete Ndlovu eben ihre dritte vorgefertigte Erklärung.
Clare folgte ihm.
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»Dr. Hart«, sagte Phiri und schloss die Tür hinter ihr. »Es sieht so aus, als hätten wir ein Remis.« Das Schachspiel auf seinem Schreibtisch war seit Samstag nicht angerührt worden.
»Offenbar glaubt man Director Ndlovu nicht, dass ihr Gleichstellungsprogramm als MaÃnahme im Kampf gegen das organisierte Verbrechen dienen soll?«
»Anscheinend bin ich nicht in der Lage, das Programm zu
begreifen. Oder die Komplexität einer globalisierten Wirtschaft«, sagte Phiri. »Ich habe ihr klarzumachen versucht, dass südafrikanische Polizei nicht die kommunistische Partei ist, dass wir den Menschen Rede und Antwort stehen müssen und nicht einem als Kabinett wiedergeborenen Politbüro. Und dass wir weder ein vermisstes Kind wiederfinden noch das Verbrechen bekämpfen werden, indem wir widerrechtlich einen meiner erfahrensten Polizisten verhaften. Und dass Faizal nicht automatisch ein Verräter ist, nur weil er eigenständig handelt.«
»Allerdings ist Ihre ganze Einheit für ihre Eigenständigkeit berüchtigt«, wandte Clare ein.
»Nur noch bis zum Monatsende«, schnaubte Phiri. »Am Freitag wurde in aller Stille der Auflösungsbeschluss gefällt. Er muss noch vom Kabinett abgenickt werden und wird am einunddreiÃigsten wirksam.«
»Der Weg der Skorpione?«
»Genau«, sagte Phiri. »Aber bis dahin untersteht mir die Gang Unit noch und bleibt unter meinem Kommando.«
»Bestimmt war es ausgesprochen praktisch für Salome Ndlovu und ihre Bosse, dass sie Faizal etwas anhängen und ihn während der entscheidenden Tage aus dem Weg schaffen konnten«, überlegte Clare. »Finden Sie nicht, dass der Zeitpunkt von Yasmins Entführung ziemlich auffällig ist â direkt nachdem er solche Probleme mit seiner Frau hatte?«
»Aber auch höchst riskant.« Er klopfte mit dem Stift gegen seine Armbanduhr. »Das ganze Timing ⦠die Tatsache, dass der Ballettunterricht an diesem Tag früher endete.«
»Trotzdem könnten Sie sich vorstellen, dass Special Director Ndlovu zu so etwas fähig wäre?«
»Salome?« Phiri zog die Stirn in Falten. »Sie ist schwer zu durchschauen. Während der Jahre im Exil hat sie die Kunst, sich selbst auszulöschen, zur Perfektion gebracht. Ich war mit
ihr an mehreren Orten gemeinsam im Exil â in der UdSSR, Tansania. Sie hatte nie ein Bild an der Wand hängen, nie ein Foto dabei, nie ein Buch neben dem Bett liegen.«
»Weil sie keine Hinweise darauf geben wollte, wer sie war und woher sie kam?«
»Ganz genau. AuÃerdem hasst sie Faizal. Ich weià das, und sie ist fest entschlossen, ihn zu vernichten. Ihn und Männer wie ihn, trotzdem zeigt sie in ihrer Grausamkeit grundsätzlich eine gewisse Eleganz, die dieser Entführung fehlt.«
»Und Delport?«
»Leicht einzuordnen. Eine Apartheid-Karikatur. Es kann tatsächlich tröstlich sein, ihn in der Nähe zu haben. Auf diese Weise hat jeder stets vor Augen, wo der Feind sitzt. AuÃerdem wird er sowieso bald ins Rauschgiftdezernat zurückversetzt und stellt darum kein Problem dar.«
»Van Rensburg?«
»Der hatte viel wegzustecken«, sagte Phiri. »Alte Schule. Verweigert sich jeder Hilfe. Es wird ihm guttun, eine Weile zu Hause zu bleiben und etwas Zeit bei seiner Frau und seiner Tochter zu verbringen. Vielleicht lernt er dort wieder zu leben.«
Clares betrachtete nachdenklich den schwarzen Läufer auf dem Schachbrett.
»Beschäftigt Sie noch etwas, Dr. Hart?«
»Allerdings«, sagte Clare. »Sagt Ihnen der Name Gorky
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