Todestanz
war der McDonaldâs Drive-In an der Waterfront. Voëltjies Lieblingsrestaurant. Riedwaan bestellte sich einen Burger mit Pommes und aà ihn, während er die Ãberwachungsbänder durchlaufen lieÃ. Nichts von Voëltjie zu sehen.
Weiter zum Winter Palace in Maitland. Das Lokal pries sich als Revue-Bar für Herren an, aber mittags war es nichts als irgendein Stripclub am schmuddligen Stadtsaum von Kapstadt. Die Mädchen erzählten ihm, noch verschlafen von der vergangenen Nacht, dass Voëltjie später vorbeikommen wolle. Sie hatten ihn seit mehreren Tagen nicht gesehen; seit er einen Geschäftsführer für die Abendschicht eingestellt hatte, kam er nicht mehr so oft vorbei. Inzwischen schien er Besseres zu tun zu haben. Wichtigeres. Sie zündeten sich Zigaretten an und sahen Riedwaan beim Hinausgehen nach.
Nur noch ein Ort, an dem er suchen konnte. Riedwaan nahm die wenig benutzte Abfahrt vom Highway und landete im Niemandsland hinter dem Internationalen Flughafen. Hier waren die StraÃenschilder abmontiert und als Altmetall verscherbelt worden, doch für Riedwaan war es eine Fahrt in
eine Vergangenheit, die er längst begraben geglaubt hatte. Rauch stand über den Hütten, an deren Wänden zusammengesunkene Männer hockten, ausgelaugt von einem weiteren Tag am StraÃenrand, vom Warten auf einen Job, den sie wieder nicht bekommen hatten.
Hier war Voëltjie Ahrend aufgewachsen; jedes Ohr, jedes Auge gehörte ihm und war von ihm bezahlt. Die kleinen Jungs mit dem harten Blick, die auf den ungeteerten Wegen zwischen den dreistöckigen Wohnblocks herumrannten, stellten keine Fragen. Die ungestrichenen Aufgänge waren mit Gangkürzeln getaggt, die das gesamte Territorium zum Eigentum der 27er erklärten.
In der Midnight Street hingen ein paar zerfledderte Poster an den eingesunkenen Zäunen und Laternenpfosten. Das Wort VERMISST , in roter Tinte geschrieben, zerschnitt wie eine tiefe Wunde das Gesicht eines kleinen Mädchens. Beim ersten Poster hielt Riedwaan an. Das kleine Gesicht mit einem Heiligenschein aus dunklen Locken, genau wie bei Yasmin. Die grünen Mandelaugen sahen ihn düster an. Chanel Adams, aus dieser StraÃe, seit Donnerstag vermisst. Zuletzt gesehen, als sie allein einkaufen gegangen war.
Er drehte wieder um und fuhr weiter durch die schmaler werdenden StraÃen. Erst musste er Yasmin finden. Die Häuser drängten sich an die Stacheldrahtzäune, alle Fenster waren geschlossen und die Vorhänge zum Schutz gegen die Stille der StraÃe zugezogen. Das Einzige, was hier neu glänzte, waren die Stacheldrahtschlaufen vor den Fenstern und der Tür eines frisch gestrichenen Hauses. Hinter dem Stacheldraht keine Hausnummer. Aber Riedwaan wusste auch so, dass es das richtige Haus war. Der Maserati davor hob es von den übrigen Häusern ab. Riedwaan parkte das Motorrad zwischen den Ziegelbrocken und dem Schotter auf dem Gehweg. Er trat gegen ein am Zaun lehnendes Plakat.
SAG NEIN. Der Rest des Slogans war weggebrannt.
»Sag nein zu Drogen.« Eine übergewichtige Frau beugte sich über ihre Mauer. »Das sollte eigentlich da draufstehen. Gestern Abend haben hier ein paar Leute eine Mahnwache abgehalten. Gegen die Gangster, die hier ihr tik verkaufen. Nicht mal die Erwachsenen fühlen sich hier sicher. Wie muss es erst für die Kinder sein?«
»Ich suche nach einem kleinen Mädchen«, sagte Riedwaan.
»Ich hab Ihnen gleich angesehen, dass Sie Polizist sind.« Die Frau musterte Riedwaan. »Ein paar Leute haben auch demonstriert, weil diese kleine Chanel Adams verschwunden ist. Ihr Bruder ist mos in der Nachbarschaftswache.«
»Was wollen die Gangster mit so kleinen Mädchen?«, fragte Riedwaan.
»Sie rauchen tik und sie verkaufen es weiter. Das macht sie zu Tieren. Dann sehen sie ein kleines Mädchen ganz allein, und sie denken nicht, ach, die Kleine ist erst sieben. Sie sind einfach jas, und sie nehmen sie sommer mit, vergewaltigen sie und bringen sie hinterher um. Die da drüben sind das aber nicht.« Sie deutete auf das Haus hinter dem Stacheldraht. »Meistens sind es die Leute, denen sie das Zeug verkaufen.«
»Und Chanel Adams?«
»Ihr Bruder ist Lemmetjie Adams. Er meint, dass sie seine Schwester vielleicht zur Warnung geschnappt haben, weil wir mit unserer Wache so viel Unruhe stiften.«
»Sind sie jetzt zu Hause?« Riedwaan deutete auf das befestigte
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