Todeswatt
zu.
Lisbeth lächelte dankbar. »Sonderbarer Kerl«, beschrieb sie den Verdächtigen. »Aber besonders ängstlich wirkte er nicht.«
»Umso besser«, wertete Tom diesen Umstand. Je weniger verunsichert Marcel Petersen war, desto freier würde er sich bewegen und vielleicht einen Fehler begehen.
*
Thamsen war mit Claudia Lemke direkt vom Hafen in die Dienststelle gefahren. Funke erwartete sie bereits.
»Wir müssen uns beeilen. Frau Hansen hat angerufen«, berichtete er. »Petersen will Blumen kaufen. Wahrscheinlich ist dies die einzige Möglichkeit, ihn unauffällig abzufangen.«
Thamsen nickte und sah zu der Exfreundin des Verdächtigen, die sich interessiert in dem Büro umschaute.
»Gehen Sie ruhig«, ermunterte sie ihn. »Ich warte hier.«
»Ich schicke Ihnen gleich meinen Kollegen vorbei«, kündigte Funke an. Eigentlich sollte der zweite Mitarbeiter der Polizeistation sie in der Pension unterstützen, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, Claudia Lemke nicht allein lassen zu können.
»Wir melden uns, falls wir Ihre Hilfe benötigen.«
*
Tom und Haie saßen nach wie vor in der Gaststube, Marlene Schumann hielt sich an die Anweisung und war zum Glück nicht zu sehen.
»Und?«, fragten die Polizisten die beiden Freunde mit gedämpfter Stimme.
Ein schlichtes Schulterzucken war die Antwort. Seit Marcel Petersen in seinem Zimmer verschwunden war, hatten sie nichts von ihm gehört, geschweige denn gesehen.
Thamsen und Funke setzten sich zu den anderen. Das Ticken der Wanduhr schien unerträglich laut und wurde lediglich durch das Geklapper ihrer Tassen unterbrochen. Lisbeth Hansen hatte noch einmal Kaffee aufgebrüht, den sie nun schweigend tranken, während jeder für sich die bevorstehenden Ereignisse in Gedanken durchspielte.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, hörten sie, wie in der ersten Etage eine Tür geöffnet wurde, dann vernahmen sie Schritte auf der Treppe.
Die Inhaberin der Pension hatte dem Gast absichtlich nicht gesagt, wo genau sich der Blumenladen befand. Sie rechnete fest damit, dass er sich danach erkundigen würde. Eine hervorragende Gelegenheit, ihn in ein Gespräch zu verwickeln und mit den Vorwürfen zu konfrontieren.
Doch Marcel Petersen verließ wortlos die Pension. Durch das schmale Sprossenfenster sahen sie ihn den Weg zur Straße hinauflaufen.
»Er scheint sich auszukennen«, stellte Thamsen fest.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Haie, der durch die Abweichung ihres Plans ein wenig verunsichert war.
»Warten«, entgegnete der Kommissar nüchtern. Marcel Petersen würde auf jeden Fall wiederkommen.
»Ich geh kurz nach oben«, entschuldigte Tom sich.
Marlene stand am Fenster und zuckte leicht zusammen, als Tom das Zimmer betrat. »Ist er schon da?«
Da das Zimmer nicht zur Straße hin lag, hatte sie weder Marcel Petersens Ankunft noch seinen Aufbruch in den Ort mitbekommen.
»Ja, aber er ist bereits wieder weg.«
»Weg?« Sie blickte Tom verständnislos an.
»Blumen kaufen. Anscheinend glaubt er tatsächlich an eine Versöhnung.«
»Meinst du wirklich?« Marlene war skeptisch. Konnte man tatsächlich kaltblütig seinen Nebenbuhler umbringen und dann annehmen, die Geliebte würde zu einem zurückkehren?
»Genau das war doch seine Intention«, erinnerte Tom sie an das mutmaßliche Motiv.
»Aber glaubst du nicht, er fragt sich, warum sie sich ausgerechnet hier und heute mit ihm treffen will?«
*
Marcel Petersen folgte der Straße in den Ort. Der Himmel war strahlend blau und es wehte eine frische Brise vom Meer her.
In Gedanken malte er sich das Wiedersehen mit Claudia aus. Wie sehr hatte er sie in den letzten Wochen und Monaten vermisst, nicht geglaubt, sie jemals wieder in seine Arme schließen zu können. Alles, was er unternommen hatte, um sie zurückzugewinnen, war erfolglos geblieben. Die Blumen, die Briefe, seine Anrufe, bei denen er sie angefleht hatte, ihm noch eine Chance zu geben. Alles vergeblich. Und nun wollte sie ihn treffen. Endlich, nach so langer Zeit. Und alles, alles sollte perfekt sein. Die Pension, die Claudia ausgewählt hatte, war zwar nicht besonders exklusiv, aber das Zimmer war gemütlich und er würde es in ein richtiges Liebesnest verwandeln.
Er wollte seine Angebetete mit einem Meer aus Rosen überraschen. Champagner und Kerzen würden ihr beweisen, wie sehr er sie liebte. Egal, was vorgefallen war. Er verzieh ihr. Hauptsache, sie waren wieder zusammen. Für immer.
Bei dem Gedanken, schon
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