Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
tun.‹«
»Wer hat dir das gesagt?«
»Er hat gesagt, ich soll es wie Julia machen, aber das konnte ich nicht. Also hab ich es wie Romeo gemacht.«
37
Gordon Ellis lacht mich aus, verspottet mich mit seinem Reptilienlächeln und blutverschmierten Zähnen. Ich kann Siennas blutende Schenkel und ihre nach innen gedrehten Augen nicht vergessen.
Ihn zu verletzen reicht nicht. Ich möchte ihn mit Scherben füttern. Ich will Speichelfetzen von seinen Mundwinkeln fliegen sehen. Ich möchte ihn leiden sehen, so wie sie leidet.
Nachdem ich dem Krankenwagen bis zum Krankenhaus gefolgt bin, fahre ich weiter ziellos herum. Mir ist übel, mein Mund ist trocken. Meine Fäuste verkrampfen sich ums Lenkrad, und in meinem Kopf läuft ein wiederkehrendes Mantra: »Sie ist nur ein Kind. Ein Kind. Er hat sie benutzt. Er hat ihren Geist vergiftet.«
Lodernde Wut verzehrt mich. Alles rationale Denken ist von einer einzigen Idee ersetzt worden, die wie ein Hochgeschwindigkeitszug auf ein Ziel zurast.
Ich parke den Volvo, stoße die quietschende Tür auf, nehme den Wagenheber aus dem Kofferraum und knalle den Deckel wieder zu. Siennas Gesicht verschwimmt vor meinen Augen. Ihre Augen schließen sich. Ihre Schenkel sind klebrig.
Julianne lässt sich von mir scheiden. Meine älteste Tochter hält mich für einen Versager. Mein Leben geht in die Grütze, trotzdem hätte ich das verhindern müssen. Ich hätte es kommen sehen müssen. Ein Jäger wie Ellis hört niemals auf. Er gibt die Kontrolle niemals preis. Dafür hat er viel zu viel Zeit und Mühe darin investiert, sein Opfer fügsam zu machen.
Ich springe über den Zaun und gehe mit Tunnelblick auf das
Haus zu. Plötzlich taucht Ruiz auf und versperrt mir den Weg. Seine Lippen bewegen sich, aber ich höre nicht, was er sagt.
Dann wird mein linker Arm auf meinen Rücken gedreht, und ein stechender Schmerz schießt von meinem Schultergelenk aus durch mein Rückgrat. Ein Tritt in meine Kniekehlen lässt mich nach vorn taumeln und in ein Blumenbeet stürzen.
Ruiz geht mit mir zu Boden, sodass alle Luft aus meinen Lungen gepresst wird. Ich versuche, mich zur Seite zu rollen, doch er legt seinen Arm im Würgegriff um meinen Hals.
»Genug!«, warnt er mich und drückt meinen Hals zu.
»Okay.«
»Gib auf.«
»Okay.«
Erschöpfung macht sich plötzlich in meinem ganzen Körper breit. Meine Wut verpufft.
»Ich lasse dich jetzt los«, sagt Ruiz.
»Okay.«
Er löst seinen Arm, zieht mich auf die Knie, doch meine Kraft reicht nicht, aufrecht zu stehen.
»Was machst du hier?«, frage ich.
»Die Frage könnte ich dir auch stellen.«
»Sienna hat eine Überdosis Tabletten geschluckt. Sie hat versucht, sich umzubringen.« Ich starre auf meine verschlammten Hände. »Ellis hat ihr gesagt, dass sie es tun soll. Er will, dass sie tot ist.«
»Wie?«
Mein Hals schwillt. »Ich weiß es nicht. Sie hat gesagt, dass Ellis sie immer erreichen kann. Ich habe ihr nicht geglaubt.«
Ruiz zerrt mich auf die Füße. »Und da hast du dir gedacht, du stellst Ellis zur Rede. Du bist gekommen, um ihn noch mal zu verprügeln – oder wolltest du ihn diesmal umbringen?«
Er stößt mich angewidert weg. »Was für ein Vollidiot … zu blöde, seine Eier zu zählen und zweimal hintereinander aufs
selbe Ergebnis zu kommen. Du bist gegen Kaution auf freiem Fuß. Ich habe mein Haus als Sicherheit verpfändet. Du darfst dich Gordon Ellis auf maximal tausend beschissene Meter nähern, und hier bist du und verstößt fröhlich gegen die Auflagen. Dafür können sie dich einsperren. Viel schlimmer aber ist, dass sie mir mein Haus wegnehmen können!«
Er stößt mit beiden Händen gegen meine Brust und schiebt mich in Richtung Auto. »Steig in deine Scheißkarre.«
»Ich dachte nicht…«
»Tu, was ich dir sage.«
Ich blicke zum Haus. Natasha Ellis steht am Fenster und hält die Vorhänge auf. Sie sieht aus wie ein Kind, das in den Regen hinausblickt. Wir müssen ihren Garten verwüstet haben.
Ruiz öffnet meine Wagentür. »Steig ein und fahr los.«
»Wohin?«
»Zum Krankenhaus.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich folge dir.«
»Was hast du hier gemacht?«
»Gordon Ellis beschattet.«
Ich starte den Motor und fahre los. Als ich das Ende der Straße erreicht habe, sehe ich im Rückspiegel Ruiz’ Mercedes, einen 280 E mit Rallyefelgen und knallroter Lackierung. Ein Liebhabermodell und der ganze Stolz seines Besitzers.
Meine Wut ist verraucht, aber das schwarze Loch in mir ist geblieben und verschluckt
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